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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Drehbasse und sprang zurück zur Cerberus, um nach John zu sehen.
    John lag in einer Blutlache, sein Gesicht war bleich. Er war schon jenseits des Schmerzes, und seine Augen faßten nichts mehr auf. »John!« rief David verzweifelt, »lieber John, komm doch zu dir. Ich bin bei dir!« Er hob behutsam seinen Kopf.
    »Mutter!« sagte John lächelnd auf deutsch und starb.
    David biß sich auf die Lippen und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Mr. Winter«, hörte er Haddington und fuhr hoch. »Mr. Winter, nehmen Sie sich drei Mann und untersuchen Sie das Unterdeck der Prise. Im Vordeck darf kein Werkzeug bleiben. Ich will dort die Gefangenen einsperren.«
    David atmete tief, preßte die Tränen zurück, nahm sein Entermesser und rief drei Matrosen zu sich. Im Vordeck des Kutters hatte eine Kugel die Planken in Höhe des Wasserspiegels durchschlagen.
    David schickte einen Mann los, um Dichtungspropfen zu holen. Mit den beiden anderen räumte er alles weg, was als Waffe oder Werkzeug dienen konnte. Im Achterdeck stöberten sie zwei verwundete Rebellen auf, die sich dort verkrochen hatten. Sie leisteten keinen Widerstand und wurden zu den anderen getrieben.
    Die achtere Kammer war völlig verwüstet von den Geschossen der Cerberus. Was Dreipfünder auf kurze Entfernung doch anrichten können, dachte David. Aber kein Leck war unter der Wasserlinie.
    David stieg an Deck und erstattete Haddington Meldung. Der ließ die unverletzten Gefangenen ins Vordeck treiben und stellte zwei Posten auf.
    Hamond trat zu ihnen und sagte zu Haddington: »Sir, darf ich Ihnen zu diesem großartigen Sieg gratulieren? Ich werde nie vergessen, wie hervorragend Sie unser Schiff gegen den überlegenen Gegner manövriert haben.«
    »Danke, James, sehr freundlich von Ihnen.« Und er wehrte ab, als auch David gratulieren wollte. »Wir haben noch so viel zu tun. Alle haben sich hervorragend geschlagen. Mr. Hamond, Sie übernehmen mit zehn Mann die Prise. Ich gebe Ihnen den Bootsmannsmaat. Klaren Sie das Deck auf und sehen Sie zu, daß Sie bald eine Notbesegelung setzen können. Und untersuchen Sie das Ruder. Ich schicke Ihnen den Sanitäter, sobald er bei uns fertig ist.«
    »Aye, aye, Sir!«
    »Mr. Winter, Sie untersuchen mit dem Steuermannsmaat alle Schäden auf der Cerberus und erstatten mir Meldung. Achten Sie darauf, daß der Ausguck besetzt ist.«
    Die Cerberus war nur leicht beschädigt. Das Schiff war in drei Stunden auszubessern, aber drei Tote und vier Verwundete waren ein schwerer Verlust bei der kleinen Mannschaft. Zwei Verletzte konnten Dienst tun, dennoch mußten zwei Mann von der Prisenbesatzung zurückkommandiert werden, um den Schoner zu segeln.
    Den Kutter hatte es viel härter getroffen. Elf Tote, fünfzehn Verletzte und schwere Schäden an Rumpf und Takelage. Wenn die Schäden am Ruder repariert waren und die Taue für die Notsegel gespleißt, dann konnte er mit langsamer Fahrt segeln. Aber ohne Werftüberholung konnte der Kutter nicht wieder seetüchtig werden.
    Haddington setzte einen Kurs ab, der sie von den Riffen frei hielt und direkt nach Nassau führte. Nach dem Mittagessen segelten sie los, Cerberus mit gekürzten Segeln, der Kutter in Lee etwas achteraus. Falmouth hieß er. David wurde erst jetzt die Bedeutung des Namens bewußt. Der Kutter hatte die in Brand geschossene Stadt nicht rächen können und fuhr jetzt mit ihnen, die britische über der Flagge mit der Kiefer.
    Aber wie teuer hatten sie wieder zahlen müssen! Der arme John würde Schleswig nie wiedersehen und war doch noch so jung gewesen. Hansen schmerzte der Verlust ebenso tief. Er wandte sich ab, als David von Johns letztem Wort berichtete.
    David legte ihm die Hand auf die Schulter: »Nun spricht keiner mehr außer uns Deutsch. Wir wollen gut zusammenhalten, William!«
    Der antwortete: »Auf mich können Sie immer zählen, Sir.«
    Während sie langsam ihrem Ziel entgegenkrochen, gingen die Reparaturen weiter. Haddington unterbrach sie nur kurz zum Gottesdienst für die Bestattung. Als Johns Leichnam in die See tauchte, weinte der kleine Edmond laut auf. Mancher Matrose kämpfte gegen die Rührung an, und der große Miller legte seinen Arm um Edmond und tröstete ihn.
    Als sie am Abend die Segel kürzten, ließ sich Haddington zur Falmouth hinüberpullen, um noch einmal zu überprüfen, ob alles für die Bewachung der Gefangenen getan war.
    Als der Morgen graute, sichteten sie die Shannon, die ihnen entgegensegelte. Der Kapitän war sicher schon in Sorge

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