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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Galeere berichtet, mit Riemen, zwei Lateinersegeln und etwa zwölf Kanonen, aber niemand hatte sie gesehen. Kapitän Pringle hatte keine Aufklärung vorausgeschickt, sondern segelte mit der gesamten Flotte am Morgen des 11. Oktober weiter. Ein günstiger Wind aus Nordosten brachte sie gut voran.
    Als sie den Landvorsprung ›Cumberland Head‹ passiert hatten, sah David, wie der See sich auf etwa fünf Meilen verbreiterte. Steuerbord voraus lag im Dunst Valcour Island, eine bewaldete Felseninsel, die etwa einhundertachtzig Fuß über dem Spiegel des Sees aufragte. Hier hatte General Arnold seine Flotte aufgestellt.
    Nach Nordosten hin war die Enge zwischen Festland und Valcour Island durch Untiefen geschützt. Wenn sich die Briten verleiten ließen, aus dieser Richtung anzugreifen, würden sie auf den Untiefen Schiffbruch erleiden. Segelten sie an Valcour Island vorbei, mußten sie gegen den Wind zu Arnolds Stellung zurückkreuzen und konnten ihn nicht geschlossen angreifen. Denn daß er in einer der üblichen Seeschlachten mit Passieren in Kiellinie keinerlei Chance hatte, wußte auch Arnold. Die Briten hatten das doppelte Geschoßgewicht wie seine Flotte.
    Pringle sichtete Arnolds Flotte erst, als er bereits zwei Meilen südwestlich von Valcour Island stand. David sah die Signalflaggen am Mast aufsteigen, die den Angriff in nordwestlicher Richtung befahlen. Die Kanonenboote kamen mit ihren Rudern am besten gegen den Wind voran und griffen in breiter Front an.
    David sah zu seiner Überraschung, daß sich drei der Galeeren mit Lateinersegeln aus der feindlichen Formation lösten und mit einem Schoner den britischen Kanonenbooten entgegensegelten.
    »Einzelfeuer nach Zielauffassung«, lautete das Kommando für die Kanonenboote.
    David hielt das Ruder so, daß sein Boot auf die eine große Galeere zielte, die mit ihrer Länge und Breite ein kaum zu verfehlendes Ziel bot.
    »Riemen halt«, befahl er, und alle hielten die Riemen im Wasser still, um das Boot zu stabilisieren, »Feuer frei!«
    Die Kanone donnerte, rollte zurück, und sie trieben ihr Kanonenboot weiter dem Feind entgegen.
    Dacres hatte mit seinem Schoner Carleton am besten gegen den Wind gekreuzt und griff mit seinen zwölf Sechspfündern in das Gefecht ein. Das war ein harter Kampf für Arnolds Schiffe. Die britischen Kanonenboote waren mit ihren relativ schmalen Rümpfen schwer zu treffen, feuerten aber Kugeln ab, die alles zerschmetterten.
    Der Schoner der Rebellen war zuerst am schwersten getroffen und lief an der Südspitze der Insel auf Grund. Die Besatzung floh zur Insel, und ein Seitenblick zeigte David, daß der Schoner brannte.
    Die Galeeren wurden auch von den schweren Kugeln der Kanonenboote beschädigt und zogen sich auf ihre im Halbkreis verankerten Schiffe zurück.
    Verwegen steuerte Dacres seinen Schoner Carleton vor den feindlichen Halbmond, ankerte, setzte ein Spring auf das Ankerkabel, holte das Schiff herum und eröffnete mit der Breitseite seiner sechs Sechspfünder ein heftiges Feuer auf die Rebellen.
    David war so begeistert von der Kühnheit und Präzision des Manövers, daß er laut »Hurra!« brüllte.
    Die Kanonade war jetzt, gegen elf Uhr vormittags, so heftig, wie David es noch nie erlebt hatte. Die zwanzig Kanonenboote, der Schoner Carleton und die restlichen vierzehn Schiffe der Rebellenflotte feuerten aufeinander, was die Rohre nur hergaben. Hügel und Felsenklippen am Ufer und auf der Insel warfen die Echos zurück.
    Die Kanonenboote konnten sich der feindlichen Flotte nicht auf mehr als zweihundertfünfzig Yard nähern, da die Rebellen dann mit Traubengeschossen auf sie feuerten. Diese Kugelschwärme hatten bei der leichten Bauweise der Boote eine verheerende Wirkung.
    Neben Davids Boot wurde ein Kanonenboot in der Munitionskammer getroffen und flog in die Luft. David wußte, daß hessische Artilleristen die Kanone bedient hatten.
    Er brachte sein Boot an die Stelle, wo Trümmer und tote Fische trieben und zog acht, zum Teil schwer verletzte Überlebende aus dem Wasser. Dann pullte er etwa einhundert Yard aus der Gefechtslinie und rief mit Signalen eines der Langboote. Ihm übergab er die Verwundeten, übernahm schnell Munition und pullte zurück, um das Feuer auf die feindlichen Galeeren fortzusetzen.
    Wo blieben nur ihre schweren Schiffe? Die Radeau Thunderer und die Gondola Loyal Couvert waren noch fast zwei Meilen vom Feind entfernt. Der Schoner Maria und die Sloop Inflexible kreuzten in der Enge mühsam gegen den Wind

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