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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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es nicht, aber wahrscheinlich schon.«
    Jean war auf dem Rückweg noch vorsichtiger als auf dem Hinmarsch. Immer wieder kauerte er sich hinter einer Deckung hin, prüfte das Gelände nach allen Seiten und schnupperte. Er wies David an, auch auf Fußabdrücke und gebrochene Äste zu achten, aber der konnte nichts entdecken.
    Sie waren nach fast drei Stunden wieder an dem Bach angelangt und legten eine kleine Pause ein. Als sie ihr Brot und Fleisch gegessen hatten, begann der Abstieg.
    Jean forderte David auf, voranzugehen und aufzupassen, daß er keine Steine lostrete. Sie waren kaum zwanzig Schritte gegangen, da krachte ein Schuß.
    Jean warf es nach vorn, und seine Rifle polterte vor Davids Füße. David konnte nur einen flüchtigen Blick auf den stöhnenden Jean werfen, dann heulten am Bachlauf oben vier oder fünf Indianer ihren Kriegsschrei hinaus und sprangen im Bachbett zu ihnen hinunter.
    David spannte den Hahn seiner Muskete, nahm das Pulverhorn, schüttete etwas Pulver auf die Pfanne, zielte und schoß. Er warf die Muskete zu Boden, griff Jeans Rifle, spannte, gab Pulver auf die Pfanne und feuerte.
    Ein Indianer lag regungslos da, ein anderer kroch gekrümmt zurück. Die anderen stockten.
    David rief laut: »Ranger hierher! Angriff! Feuer!« Die Indianer stutzten, hoben ihren Verletzten auf und verschwanden im Wald.
    David hatte ganz automatisch reagiert, aber als er sich jetzt zu Jean beugte, zitterte er. Jean preßte die Hände auf den Leib und flüsterte: »Erst nachladen!«
    Hastig lud David seine Muskete, zog Jean hinter einen Fels in Deckung und sah nach dessen Wunde. Die Kugel hatte den linken hinteren Hüftknochen zerschlagen und war auf der rechten Bauchseite wieder ausgetreten.
    Großes Kaliber und kurze Entfernung, dachte David. Ihm war ganz flau, als er das Blut aus dem großen Loch strömen sah. Hastig nahm er sein Tuch vom Hals, stopfte es in die Wunde, riß ihren Proviantsack in Streifen und band sie um Jeans Leib. Jean atmete flach.
    »Komm, leg deinen linken Arm um meine Schulter! Ich bring dich zum Boot.«
    Jean schüttelte den Kopf und zeigte auf seine Rifle sowie seine Pulver- und Bleibeutel am Gürtel. »Erst laden!«
    David lud nach, nahm seine Muskete und hing sie sich um den Hals. Dann zog er Jean hoch, gab ihm die Rifle in die rechte Hand und schleppte ihn vorsichtig die ersten Schritte. Es ging, wenn auch mühsam und laut.
    Jean murmelte zwischendurch: »David, es hat keinen Sinn. Die Wunde ist zu schwer.« Aber er ließ sich halb führen, halb abwärts schleifen.
    Als sie in eine kurze schmale Schlucht zwischen zwei Felsentürmen eintauchten, knallten von oben Schüsse, Kugeln klatschten gegen den Stein, Geheul ertönte.
    »Sie haben Verstärkung erhalten. Schnell zu den beiden Felsbrocken da vorn«, keuchte Jean.
    Sie hasteten die etwa dreißig Yard weiter. Jean ließ sich zwischen die Felsen legen und nahm seine Rifle.
    »Gib mir schnell deine Muskete«, stieß er hervor. »Sie können nur zu zweit durch die Felsspalte angreifen. Fünf Minuten kann ich sie aufhalten. Nimm meinen Tomahawk und laufe zum Kanu!«
    David protestierte, wollte bei ihm bleiben und ihn nach unten tragen, wenn der Angriff vorbei sei.
    Jean krampfte sich in seinen Arm: »Verstehst du nicht, dummer Junge. Sie haben Verstärkung! Entweder sind wir beide tot oder nur ich. Hau ab und halte dich mit dem Kanu vom Ufer fern!« Er gab ihm noch einen Stoß.
    David legte Muskete, Pulverbeutel und Bleitasche hin, drückte Jean die Hand und stürzte davon. Hinter sich hörte er Schüsse, dann noch einmal einen Schuß und anschließend Geheul. Aber da war er schon am Kanu, zog es bei aller Hast vorsichtig aus dem Busch, setzte es ins Wasser und paddelte auf den See hinaus.
    Er war entkommen. Er kniete im Kanu, wie es ihm Jean gezeigt hatte, und zog das Paddel rechts und links durchs Wasser. Hin und wieder sah er zum Ufer, von dem er gut einhundertfünfzig Yard Abstand hielt, und zurück, wo die Rebellenschiffe seinen Blicken entschwanden. Was würden sie mit Jean getan haben?
    Er schluchzte in sich hinein und merkte nicht, wie ihm die Tränen hinunterliefen. Er hätte bei ihm bleiben und mit ihm sterben müssen.
    Aber Jean hatte recht. Wem hätte das genutzt? Warum fühlte er sich bloß so elend?
    Endlich sah er die Ash-Insel voraus und die Kanonenboote. Sie mußten ihm die Bordwand hinaufhelfen, so erschöpft war er.
    Mit gepreßter Stimme und immer wieder um Fassung ringend berichtete er Hamond, daß sich Jean für

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