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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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an und befanden sich noch außer Schußweite.
    Was haben wir nun von den großen Schiffen, die so viel Zeit gekostet haben? dachte David und trieb seine Kanoniere an. Den Kampf fechten die Kanonenboote und die Carleton allein aus.
    Aber da schwang der Schoner herum. Das Springkabel auf dem Ankertau der Carleton war zerschossen worden. Sie konnte nicht mehr ihre Breitseite dem Feind darbieten, sondern ihr Heck drehte sich im Wind herum, so daß ihr Bug zum Feind zeigte. Die Rebellen konzentrierten ihr Feuer auf die Carleton und bestrichen sie vom Bug zum Heck.
    David konnte Leutnant Dacres nicht mehr sehen und beobachtete, daß die heldenmütigen Versuche, am Bugspriet Segel zu setzen, vergeblich blieben. Mit Hamond trieb er die Kanonenboote näher an den Feind, um Entlastung zu bringen.
    Er sah, wie die Carleton wieder und wieder getroffen wurde und schon tiefer im Wasser lag.
    »Hansen!« rief er. »Knote ein Tau an unsere dünne Leine. Belegt das Tau am Bug. Ich schwimme mit der Leine zur Carleton. Du übernimmst das Kommando. Feuert weiter, bis das Tau drüben fest ist, dann zurück wie die Teufel!«
    Er zog Hemd, Schuhe und Strümpfe aus, band sich die Leine um den Leib und sprang ins Wasser, um die einhundert Yard zur jetzt hilflos treibenden Carleton zu schwimmen. Die Kanonenkugeln, die ihre Ziele nicht trafen, rissen Gischtbahnen im Wasser auf. Traubenkugeln ließen den See kochen.
    David hielt den Kopf unten, soweit es ging, und schwamm, so schnell er konnte, aber die Leine hemmte – je länger, desto mehr.
    Wie viel sicherer man sich hinter den dünnen Planken fühlt, schoß es ihm durch den Kopf, und er wußte, daß das nur die Einbildung war, denn die Planken hielten keiner Kanonenkugel stand und jagten bei jedem Treffer ihre gefährlichen Splitter durch die Luft.
    Vor Angst schwamm er überhastet und schluckte Wasser. Da endlich rückte das Heck der Carleton näher.
    »Hallo!« schrie David, »Hallo!«
    Irgend jemand war auf ihn im Donner aufmerksam geworden. David hob ein Stück der Leine aus dem Wasser und schwamm näher. Sie begriffen. Kräftige Hände rissen ihn am Heck hoch, lösten die Leine von seiner Hüfte und holten sie ein.
    Verschwitzt und verschmiert tauchte Pellew auf.
    »Der kleine Feuerfresser!« rief er und grinste in dieser Hölle, »David, das vergesse ich dir nie!«
    Und er rannte davon und brüllte Befehle. Das dicke Tau stieg am Heck hoch und wurde belegt. David schwenkte seine Arme zum Kanonenboot, und da straffte sich die Trosse. Yard um Yard wurden sie mit dem Heck voraus aus dem Feuer gezogen,
    David sah, wie ein Langboot seinem Kanonenboot half. Und dann endlich war der Schoner Maria heran, nahm die Stelle der Carleton ein und jagte seine Breitseiten gegen die Rebellen.
    Edward Pellew trat zu David, als die Gefahr vorbei war. »Dacres ist noch besinnungslos. Er hat eine Splitterwunde am Kopf. Der Steuermannsmaat Brown hat einen Arm verloren. Ich bin der einzige dienstfähige Offizier. Acht Tote und sechs Verwundete haben wir. Und unsere großen Schiffe haben keinen einzigen Schuß abgefeuert.«
    »Und wo ist das kanadische Großmaul, der van Blahs?« fragte David.
    »Verdammt, der sollte die Drehbassen- und Musketenschützen kommandieren!« Pellew eilte unter Deck, und David folgte ihm.
    Im Cockpit, wo ein Sanitäter den Verletzten half, hockte der große Leutnant in der Ecke.
    »Ist er verletzt?« fragte Pellew den Sanitäter. Der sah kurz hoch: »I wo. Die Hosen hat er voll, daß wir's vor Gestank kaum aushalten, und er schreit dauernd, daß er weg will.«
    Pellew explodierte vor Wut, sprang zu van Blahs hin, riß ihn hoch – Pellew hatte wirklich enorme Kräfte –, schleppte ihn nach oben und schleuderte ihn über Bord.
    »Werft dem feigen Schwein ein Tau hin!« herrschte er zwei Matrosen an. Der strampelnde und prustende Kerl griff nach dem Tau und wurde an Bord gehievt.
    Bevor er ein Wort sagen konnte, brüllte ihn Pellew an: »Ich werde dafür sorgen, daß Sie wegen Feigheit Ihr Patent verlieren! Scheren Sie sich zu den achteren Toiletten. Da gehören Sie hin!«
    David winkte sein Kanonenboot heran, sprang hinüber und führte es zurück in die Feuerlinie. Jetzt sah er deutlich, wie schwer auch die Rebellen getroffen waren. Eine ihrer Gondolas war gesunken. Zwei andere lagen tief im Wasser. Die Galeeren und Schoner hatten schwere Schäden an Mast und Rumpf.
    Und jetzt, als die Dämmerung sank, erschien endlich auch die Inflexible und donnerte ihre Salven in die

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