Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
Meutereien tun, das wird sie heraustreiben. Ich will für dieses Piratengesindel nicht unnötig Leute opfern.«
    Während die Shannon Fahrt aufnahm, um längsseits von der Schnau zu liegen, schossen die Seesoldaten auf alles, was sich dort noch zeigte, und die Kanonen zerschmetterten die Geschützpforten. Als der Kutter hinter der Schnau verschwand, stellten die Kanonen das Feuer ein. David sah die Entermannschaft an Deck ausschwärmen, ohne mehr als vereinzelten Widerstand zu finden.
    Dann hörte man Schüsse, und aus den Schußlöchern im Rumpf der Schnau drang gelber Schwefeldampf. Man glaubte den beißenden Pfefferqualm zu riechen. Die Entermannschaft hielt sich auf der Luvseite von Achter- und Vordeck auf, die Waffen schußbereit.
    Plötzlich wurden die Luken aufgestoßen, und etwa ein Dutzend verwegener Kerle stürzte an Deck. Sie schrien und schwangen die Waffen, aber sie taumelten mehr, als daß sie liefen. Die Entermannschaft schoß und schlug den Haufen zusammen.
    Der Kapitän rief durch das Sprachrohr, man solle alle Luken öffnen, die Überlebenden an Deck fesseln und die Toten über Bord werfen.
    »Mr. Rodger«, wandte sich der Kapitän an den Bootsmann, »nehmen Sie bitte meine Gig und lassen Sie sich mit dem Zimmermann übersetzen. Wenn der Gestank erträglich wird, muß das Schiff genau durchsucht werden. Nehmen Sie Mr. Winter mit, falls noch Papiere in deutscher Sprache vorhanden sind! Dann möchte ich auch eine Meldung über die Beschädigung der Schnau haben.«
    Sekunden später sprang David vor Mr. Rodger in die Gig, den leichtesten Entersäbel an Bord im Gürtel. Je mehr sie sich der Schnau näherten, desto widerlicher wurden Schwefel- und Pfefferqualm. An einer Jakobsleiter enterten sie auf.
    »Drei verletzte und fünfzehn tote Piraten«, berichtete Mr. Grant und ordnete an, die Verletzten und alle erbeuteten Handwaffen in die Gig zu bringen und zur Shannon zu pullen. Die Entermannschaft bewachte die geöffneten Luken, und der Erste begann mit einem Trupp zunächst die Durchsuchung der achteren Kajüte.
    Die Verwüstungen in der Kajüte waren verheerend. David sah entsetzt neben einem Vierpfünder zwei Körper liegen, die von den Traubenkugeln zerfetzt worden waren. Der Anblick des rohen Fleisches, der Därme und des überall verschmierten Blutes ekelte ihn bis zum Erbrechen. Dennoch mußte er immer wieder hinschauen.
    »Mr. Winter«, lenkte ihn die Stimme des Ersten ab, »Sie sehen sich die Papiere aus dem Schreibtisch des Kapitäns an. Ich will wissen, was drin steht. Wir durchsuchen die anderen Kammern. Wenn dort deutsche Papiere sind, lasse ich sie herbringen.«
    Ungerührt gab er noch den Befehl an zwei Seeleute: »Schmeißt die Leichen über Bord!«
    David blätterte die Papiere durch und erfuhr, daß die Marie Hinrichs von Husum nach Akkra an der Goldküste segeln wollte. Sie hatte Alkohol, Musketen, Säbel, Eisenbarren, Messingtöpfe, bunte Kattunballen, Glasperlen und Ähnliches geladen und sollte dafür Sklaven eintauschen und nach Westindien bringen.
    Ihre Besatzung bestand nach der Musterrolle aus sechsunddreißig Mann, darunter auch einige Holländer. Ein angefangener Brief lag in einer Schublade. In schwer lesbarer Schrift hatte wahrscheinlich der Kapitän seiner lieben Marie mitteilen wollen, daß sie bis auf eine Woche Flaute zwischen dem zwanzigsten und fünfundzwanzigsten Breitengrad eine gute Fahrt gehabt hätten.
    Der letzte Satz ließ David stutzen. Vor der Mündung des Senegal habe man eine größere und eine kleinere Schebecke gesichtet, ganz ungewöhnliche Schiffe im Atlantik. »Wenn das Piraten sind, möge Gott uns gnädig sein!« Damit brach der Brief ab. In den Kammern fand sich sonst nichts von Belang, und David machte sich auf den Weg, Mr. Grant zu suchen.
    An den Niedergängen standen Posten mit schußbereiten Musketen. Im Unterdeck war der würgende Gestank immer noch sehr stark. David band sich sein Halstuch um Mund und Nase und stieg hinunter. Das Deck war ungewöhnlich niedrig und hatte neben der Ladung noch Eisenstangen und -ketten, die sich am Mittelgang und an den Außenseiten entlangzogen.
    Ein zweites ebenso flaches Deck folgte, und der Posten bedeutete David, daß Mr. Grant mit dem Suchtrupp nach vorn zum Kabelgatt gegangen sei. David folgte, fand Mr. Grant und erstattete Meldung.
    »Also zwei Schebecken«, sagte dieser, »da hatte die Schnau keine Chance. Wir haben nur tote Piraten gefunden, niemanden von der Besatzung. Die Piraten haben sie entweder an

Weitere Kostenlose Bücher