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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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und der Erste Offizier erwarteten ihn.
    »Na, Mr. Haddington, Sie scheinen ja schon von den guten Nachrichten gehört zu haben?« fragte der Kapitän.
    »Ich hörte nur, daß wir auslaufen, Sir.«
    Brisbane nickte Grant zu. »Seeleute sind wie Klatschweiber. Der Sekretär des Admirals tuschelt mit dem Zahlmeister, der will sich beim Bootsmann wichtig tun. Einer seiner Maate flüstert es unserem Bootssteuerer zu, und so geht alles in die Runde. Fragen Sie die Mannschaft, Mr. Grant, wenn Sie Informationen brauchen, nicht den Admiral.«
    Donnerwetter, dachte Haddington bei sich. So gutgelaunt und geschwätzig ist der Alte selten. Da muß ein feines Kommando in Aussicht stehen
    »Sie kennen aber nur einen Teil der guten Nachricht«, unterbrach Brisbane seine Gedanken, »Sie werden amtierender Leutnant und kommandieren den Schoner Cerberus, achtundvierzig Tonnen, der mit der Shannon auf Patrouille geht. Na, was sagen Sie nun?«
    Haddington konnte vor Freude und Glück nur stammeln: »Ergebensten Dank, Sir. Werde mich bemühen, Ihr Vertrauen zu rechtfertigen.«
    »Schon gut, schon gut«, wehrte Brisbane ab.
    Grant gratulierte, und dann gingen sie zum Kartentisch und besprachen den Einsatz.
    Der Schoner Cerberus war klein, aber schnell, hatte geringen Tiefgang, vier alte Dreipfünder und einige Drehbassen. Er sollte mit zwanzig Mann Besatzung Buchten und Flußmündungen absuchen, die für die Shannon unzugänglich waren.
    »Der Bootsmann soll Ihnen einen tüchtigen Maat mitgeben, der Wache gehen kann. Vom Stückmeister und vom Zimmermann brauchen Sie auch einen Maat, außerdem einen älteren Midshipman als Ihren Vertreter und als Wachhabenden. Vorschläge für die Mannschaft legen Sie Mr. Grant vor.«
    Er zeigte auf der Karte, daß sie an der Narragansett Bay Kapitän Wallace mit der kleinen Fregatte Rose (20) treffen sollten, der mit einigen kleinen Tendern vor Rhode Island, dem Schmugglernest, patrouillierte. Dann würden sie an Long Island entlang zur Hafeneinfahrt von New York segeln und weiter zum Delaware, den Kapitän Collins mit der Nautilus überwachen solle.
    In der Chesapeake Bay müßten sie Fühlung mit den Anhängern ihres Königs aufnehmen und ihnen die Waffen und Ausrüstung übergeben, die die Brigg George geladen hätte. Danach sollten sie an den Küsten von Nord- und Süd-Karolina patrouillieren und den Gouverneuren und Loyalisten jede mögliche Hilfe gewähren.
    »Das ist ja mehr oder weniger Zolldienst, Sir, denn die Rebellen haben doch keine Kriegs- oder Kaperschiffe«, wandte Mr. Grant ein.
    »Da haben Sie nicht ganz unrecht, Mr. Grant. Wir müssen vor allem den Schmuggel mit Waffen und Munition für die Rebellen unterbinden, was uns wohl allen einleuchtet. Außerdem sollen wir auch Schiffe mit Tee, Melasse, ausländischen Handelswaren und ähnlichem Zeug beschlagnahmen, was kein angenehmes Geschäft für die Flotte ist. Vor allem aber müssen wir versuchen, Anhänger des Königs zu unterstützen und feindselige Handlungen der Rebellen wie die Anlage von Batterien oder Waffenlagern zu stören. Das erfordert eine Mischung von Diplomatie und Armeeoperation. Ein Offizier der Miliz von Maryland wird uns begleiten und uns hoffentlich von Nutzen sein. Und, Mr. Grant, wir können nicht sicher sein, ob uns nicht doch bewaffnete Rebellenschiffe begegnen. Gerade heute hat der Admiral die Meldung erhalten, daß die Rebellen in Machias einen unserer Schoner, die Margaretta, gekapert und mit seinen Geschützen eines ihrer Schiffe armiert haben. Für die Shannon sind das natürlich keine Gegner. Die blasen wir aus dem Wasser, aber Mr. Haddington mit der Cerberus muß auf Überraschungen gefaßt sein.«
    Mr. Haddington hatte wenig Zeit, sich der Glückwünsche seiner Kameraden im Cockpit zu erfreuen. Mit den für ihn ausgewählten Maaten und Midshipman Nesbit Greg ließ er sich zu ›seinem‹ Schiff pullen, das unter dem Schutz der Nord-Batterie bei Thorntons Ship-Yard lag. Die beiden Invaliden der Bordwache waren halb betrunken und hatten wenig getan, das Schiff sauber zu halten.
    »Mein Gott«, stöhnte Haddington, »ist das ein Saustall!«
    Eilends ging er mit seinen Leuten an die Bestandsaufnahme. Rumpf und Masten schienen in gutem Zustand. Segel und Geschütze waren verwahrlost, Munition kaum vorhanden, Wasser und Proviant mußten beschafft werden.
    Dennoch konnte Haddington einen heimlichen Stolz kaum verbergen. Die Cerberus war ein typischer Küstenschoner, scharf geschnitten und für schnelles Segeln

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