Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
gebaut.
    Achtern hatte sie drei winzige Kammern, am Bug zwei abgeteilte Laderäume, sonst war unter Deck nicht viel Platz für 20 Mann. Aber Enge waren sie gewohnt, und die Unabhängigkeit auf einem kleinen Schiff wog alles auf. Haddington ging umher und notierte, was er brauchte. Die Liste wurde immer länger.
    »Mr. Haddington«, sagte der Zahlmeister, »bei allem Respekt vor Ihrem neuen Rang, aber Sie rüsten kein Linienschiff aus, sondern einen kleinen Schoner.«
    Der Stückmeister und der Zimmermannsmaat schienen ähnlicher Auffassung zu sein, und Mr. Grant lächelte väterlich: »Na, Charles, mit ihnen geht wohl der Stolz auf das eigene Kommando durch.«
    Aber schließlich einigte man sich. Haddington erhielt, was unentbehrlich für ihn war und noch ein wenig mehr
    David, der seit Stunden um ihn herumgeschlichen war, wurde endlich beruhigt: »Du wirst mit auf die Cerberus übernommen, David. Geh zu Mr. Morris und zum Signal-Midshipman, laß dir eine Abschrift der wichtigsten Signalcodes für den Kontakt mit der Shannon geben und sorge für die notwendigen Signalflaggen.«
    David war überglücklich, empfahl Mr. Haddington für die Besatzung William Hansen und einige seiner Backschaft vom Vordeck und sauste davon, seinen Auftrag zu erfüllen und seine Habseligkeiten zu packen.
    Die erste Wache, die zum Schoner übersetzte, war nur mit den vielen Gerätschaften bewaffnet, die notwendig waren, ein Schiff zu säubern und seeklar zu machen. Zwei lange Tage wurde geschrubbt, gewaschen, gehobelt und gefeilt. Das stehende Gut wurde zum Teil frisch geteert, das laufende Gut eingefettet.
    Die Dreipfünder, kleine ›Böllerkanönchen‹, wie der Stückmeistersmaat herablassend sagte, mußten ebenso gestrichen werden wie die Aufbauten. Dann schleppten sie in Ballen, Kisten, Säcken und Fässern Munition und Verpflegung an Bord. Einiges hatten sie von den Hafenbehörden erhalten, aber manches mußte die Shannon beisteuern.
    Dann endlich war für Charles Haddington der große Augenblick gekommen. Er ließ die Mannschaft an Deck antreten und verlas die vom Admiral unterzeichnete Kommission, die ihm das Kommando über Seiner Majestät Schoner Cerberus übertrug.
    Der kleine Schoner hatte nur ein Flachdeck, das von der Mannschaft ziemlich ausgefüllt wurde, aber für Charles Haddington hätte es kaum schöner sein können, wenn er seine Kommission vom Achterdeck eines Dreideckers aus verlesen hätte. Sein erstes Kommando! Zum erstenmal eine Kammer für sich, auch wenn sie noch so klein war. O ja, er würde aus dem Schiff etwas machen.
    Das war wohl auch notwendig, denn das Auslaufen am nächsten Tag klappte gar nicht so gut. Die an Rahsegel gewohnte Besatzung fand sich mit der Schonertakelung zuerst nicht zurecht, und sie mußten von der Shannon manchen spöttischen Kommentar hören und später einige mahnende Signale ablesen.
    ›Kapitän‹ Haddington geriet in Rage und war vierzehn Stunden ohne warme Mahlzeit an Deck. Er verteilte die Seeleute, die schon auf Kuttern und anderen Schratseglern gefahren waren, auf die drei Wachen und exerzierte sämtliche Segelmanöver, bis jeder wußte, was er zu tun hatte, wenn auch von Perfektion noch keine Rede sein konnte.
    Dann folgte der Geschützdrill. Hier war nur ungewohnt, daß die Geschütze so klein waren. Aber da auch weniger Mann sie bedienten, floß wieder der Schweiß. Haddington hielt die Mannschaft aber in Stimmung.
    »Wir sind ›Höllenhunde‹ und werden uns vor den Shannons nicht blamieren. Eher freß ich meine Kommission auf, ihr lahmen Säcke.«
    Als der Grog ausgegeben wurde und die Zeit der abendlichen Freiwache kam, war die Zufriedenheit an Bord unübersehbar. Die Cerberus lief prächtig vor dem Wind, nachdem der Trimm verbessert worden war. Unter der Mannschaft gab es keine Versager, Haddington war beliebt, und man war auf See und nicht länger in diesem Hafen des Trübsinns und der Hoffnungslosigkeit.
    Sie segelten mit langen Schlägen nahezu Südkurs, um in die Bay von Plymouth zu schauen, und kreuzten dann Ostnordost, um Kap Cod zu runden. Der Schoner segelte in Küstennähe, seewärts von ihm in Sichtweite die Brigg und weiter draußen, nur von der Brigg zu sehen, lief die Shannon.
    Nur zwei Schiffe fingen sich am zweiten Tag in ihrem Suchnetz. Eines war eine britische Brigg mit Nachschub für Boston, das andere ein amerikanischer Walfänger, der vom Südatlantik heimwärts nach Salem segelte. Ein anderes Schiff, das sie vielleicht hätten beschlagnahmen

Weitere Kostenlose Bücher