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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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müssen, brachte sich rechtzeitig im Hafen von Plymouth in Sicherheit,
    David mußte sich erst an seine neue Aufgabe gewöhnen. Auf der Brigg war ein Midshipman der Shannon, um die Signale weiterzugeben, und David hätte am liebsten vier Hände gehabt, um mit dem Teleskop die Signalflaggen der Brigg zu erkennen, ihre Bedeutung in seiner Kladde nachzuschlagen und die Befehle auf der Schiefertafel zu notieren.
    Immer wieder war Haddingtons ärgerliche Stimme zu hören: »Geht das nicht schneller, Mr. Winter? Lernen Sie doch die paar Signale endlich auswendig!«
    Was sollte David außer »Aye, aye, Sir!« antworten?
    Dem kleinen John aus Schleswig, der ihm als Helfer zugeteilt war, konnte er den Anpfiff nicht weitergeben, sonst verlor der völlig den Kopf. Er war willig, hatte aber Schwierigkeiten mit der englischen Sprache und kannte weder die taktischen Signale noch die Flaggen, die er an der Signalleine aufstecken mußte.
    Am nächsten Tag hatten sie mehr Glück. Ostwärts von Chatham signalisierte die Brigg ein Segel auf Gegenkurs, das anscheinend in die Pleasant Bay entweichen wollte. Die Cerberus setzte mehr Segel, verlegte dem fremden Schiff den Weg zur Bay und hißte die englische Kriegsflagge. Das fremde Schiff, jetzt als Schoner von etwa achtzig Tonnen zu erkennen, fuhr eine Wende und steuerte aufs Meer hinaus.
    Dort blockierte die Shannon ihm den Weg. Wenig später riefen Signale die Cerberus zur Shannon. Haddington wurde an Bord befohlen, erfuhr, daß der Schoner außer der Ladung von Mehl und Salz im Ballast Flintsteine und Kanonenkugeln nach Plymouth schmuggeln wollte und mit einer Prisenmannschaft nach Boston gesandt werde.
    Von der neunköpfigen Mannschaft sei einer bereit, in der britischen Flotte zu dienen, vier andere, die recht aufsässig wirkten, solle die Cerberus bei Monomoy Point an Land setzen.
    »Ich muß sonst mehr Leute zur Prise abkommandieren, als ich entbehren möchte, und die vier Heißsporne können ihre Wut abkühlen, bis sie von der Einöde aus bewohntes Gebiet erreichen«, erklärte Brisbane, erkundigte sich nach dem Zustand der Cerberus und ließ eine gewisse Zufriedenheit mit der verbesserten Schiffsführung erkennen.
    Die vier Amerikaner saßen zusammengedrängt an Bord der Gig, die Haddington zurückbrachte. Auf der Cerberus mußten sie sich auf dem Vordeck zusammensetzen und erhielten etwas Brot und Bier.
    Der Schoner nahm Fahrt auf und steuerte den Landungspunkt an, der etwa eine Stunde entfernt war. Die Mannschaft sah neugierig, aber eher scheu zu den Amerikanern hin, die trotzig um sich blickten.
    Der Stückmeistersmaat stellte sich vor sie hin: »Warum verratet ihr Euren König, ihr rebellisches Gesindel?«
    Die Amerikaner schwiegen verstockt.
    Ein Seemann brummelte: »Da sieht man's. Feiges Gesindel!«
    Einer der vier, ein junger, energisch wirkender Bursche blickte auf und sagte: »Wir haben den König nicht verraten. Er hat uns verraten! Seine Beamten haben uns Steuern auferlegt. Keiner hat unser Provinzialparlament gefragt. Sie haben uns schikaniert, uns unsere Freiheiten beschnitten, und der König hat auf keine unserer Beschwerden geantwortet. Nur Soldaten schickt er! Und unser Schiff nimmt er. Wovon sollen wir leben und Steuern zahlen?«
    Nesbit Greg, der Midshipman, mischte sich ein: »Nun stellt aber nicht alles auf den Kopf! Ihr habt Waffenteile und Munition für die Rebellen geladen und beschwert euch, daß euer Schiff beschlagnahmt wird? Ihr habt bei Lexington, vor Boston und Breeds Hill auf die Soldaten des Königs geschossen und werft ihm Verrat vor! Ungerechte Beamte gibt es immer wieder. Dagegen kann man Gerichte anrufen. Aber es gibt kein Recht, sich gegen seinen König aufzulehnen.«
    »Doch, es gibt ein göttliches und natürliches Recht, seine Freiheit zu verteidigen«, erwiderte hitzig der Amerikaner. »Und wer den Bürgern die Freiheiten raubt, ist ein Tyrann. Wir verteidigen uns nur. Ihr wart in Lexington nicht dabei. Die Rotröcke haben Wohnungen geplündert und sind über Frauen hergefallen. Das habe ich gehört, und ich glaube es, weil sie auch bei uns gelandet sind und Häuser niedergebrannt und geplündert haben.«
    »Nun ist es aber genug!« trat Haddington dazwischen: »Wir haben gesehen, daß Matrosen unseres Schiffes überfallen und skalpiert wurden. Wir gaben gesehen, wie die Armee und Flotte des Königs in Boston belagert und beschossen, wie die Soldaten des Königs niedergemetzelt wurden, als sie die Hügel oberhalb von Charlestown besetzen

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