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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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Matrosen waren fieberhaft am Werk, schleppten Verwundete herbei, und Mr. Lenthall mit seinen Gehilfen verband, schiente, sägte zerschmetterte Gliedmaßen ab, betäubte Verletzte mit Alkohol und Opiumtinktur.
    Gegen die stechende Sonne hatten die Matrosen ein Sonnensegel aufgestellt, aber Hitze, Schweiß, Gestank und Fliegenschwärme waren unerträglich. Mit provisorischen Tragen schleppten dieMatrosen die Verwundeten, die Mr. Lenthall versorgt hatte, zum Strand, und David holte immer wieder Wasser von einer kleinen Quelle und half, so gut er konnte.
    Als die Dunkelheit einsetzte, waren die Verwundeten in ihrer Nähe versorgt, und die Seeleute schwärmten aus, um nach anderen zu suchen und um die Toten auf einen Haufen zu legen. Ein Oberst der Linieninfanterie, den linken Arm in der Binde, trat zu ihnen und dankte ihnen für die Unterstützung.
    »Sie haben uns sehr geholfen. Was jetzt noch zu tun ist, schaffen unsere Feldschere und Hospitalärzte. Sie können auf ihr Schiff zurückkehren. Bitte bringen Sie mich aber vorher zuHudsons Point, ich muß dringend ins Hauptquartier.«
    Als sie im Kutter saßen und über den Meeresarm ruderten, erzählte der Oberst von dem Gefecht. »Ich hätte das den zusammengelaufenen Farmern nicht zugetraut. Sie ließen uns heran, bis sie das Weiße in unseren Augen sahen. Dann haben sie unsere Männer zusammengeschossen wie routinierte Gardesoldaten. Erst als General Howe beim dritten Ansturm befahl, das Gepäck abzulegen und mit dem Bajonett vorzustürmen, konnten wir sie in die Flucht schlagen und beide Hügel besetzen. Die Halbinsel ist fest in unserer Hand.«
    »Aber das ist doch ein Sieg, zu dem man gratulieren kann, Sir«, sagte David forscher, als ihm zumute war.
    »Gott bewahre uns vor weiteren ›Siegen‹ dieser Art, junger Mann. Wir sind mit zweitausendfünfhundert Mann angetreten, und soweit bis jetzt zu übersehen ist, haben wir die Hälfte an Toten und Verwundeten eingebüßt. Im Süden der Stadt ragen die Hügel von Dorchester auf. Wenn wir die unter ähnlichen Verlusten stürmen sollen, bleibt in Boston kaum jemand, der noch ein Gewehr halten kann.«
    Kaum anders wurde die Lage beurteilt, als Kapitän Brisbane drei Tage später beim Admiral war. Boston sei nicht zu halten, erklärte ihm dieser. Er habe nie die Auffassung gutgeheißen, sich hier im Zentrum der Rebellion an einem für Angriff und Verteidigung gleichermaßen ungeeigneten Platz festzubeißen. Endlich sähe man das auch anderen Ortes ein, fügte er maliziös mit griesgrämigem Gesicht hinzu. Man müsse die Anhänger des Königs in den anderen Provinzen stärken, ihre Hilfe aktivieren und den Rebellen den Nachschub abschnüren.
    »Und das ist jetzt auch ihre Aufgabe, Brisbane. Sie wissen, das ich nicht genug Schiffe habe. Aber ich gebe ihnen einen kleinen Schoner mit vier Dreipfündern, den ich angekauft habe. Er heißt Cerberus, und ich hoffe, er wird für die Rebellen wirklich zum Höllenhund. Sie können ihn in flache Gewässer schicken, wo sie nicht hinkommen, damit er Ihnen die Beute zutreibt. Aber bemannen müssen Sie ihn mit Ihren Leuten. Seeleute kann ich auch nicht entbehren. Schlagen Sie mir einen amtierenden Leutnant als Kommandanten vor. Und nun zu ihren Aufgaben!«
    Die Shannon sollte südwärts segeln und alle Schiffe untersuchen, ob sie Waffen und Munition für die Rebellen oder Schmuggelgut geladen hätten. Hauptbereich der Patrouillen sei dann für drei Monate die Mündung der Chesapeake Bay.
    Dort sei auch an der Ostseite der Bay in Maryland mit königstreuen Bürgern Fühlung aufzunehmen, die besonders in den Bezirken Somerset und Worcester um Unterstützung nachgesucht hätten. Waffen und Uniformen für sie und andere Loyalisten wären auf einer Brigg verladen, die nach Abgabe der Ausrüstung mit Verpflegung zu beladen und zurückzuschicken sei.
    Weitere Einzelheiten erörterten der Flaggkapitän und ein Berater des Generalgouverneurs mit Brisbane.
    Ein Läufer rief Charles Haddington zum Kapitän, und als er auf dem Weg zum Achterdeck war, sah er um sich herum Seeleute, die tuschelten, sich in die Seite stießen, auf die Schulter klopften und sich fröhlich angrinsten.
    »Was ist los, Robuck?« fragte Haddington den Bootssteurer des Kapitäns, »habt ihr eine Extraration Grog erhalten?«
    »Nein, Sir, aber wir laufen aus diesem Rattenloch aus.«
    Haddington eilte weiter zur Kapitänskajüte und wunderte sich wieder einmal, wie schnell Neuigkeiten die Mannschaft erreichten.
    Der Kapitän

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