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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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lassen.
    Kapitän Brisbane wollte zunächst wissen, welche Beschädigungen die Cerberus erlitten habe, und war erleichtert, daß nichts von Bedeutung zu melden war.
    »Wir haben einen guten Fang erwischt, dreihundert Musketen, zehn Sechspfünder, einhundertfünfzig Tonnen Pulver, Bajonette, Patronentaschen usw. Alles aus französischen Arsenalen. Geladen hat die Liberty in Saint Eustatius. Da erzielen die Holländer auf ihrer Karibikinsel einen guten Profit im Zwischenhandel. Und wir kassieren ein schönes Prisengeld, wenn das Schiff in Boston angekauft wird.«
    Brisbane sagte noch, daß er eine Tonne Pulver auf die Cerberus schaffen lasse, damit mit dem ›schwarzen‹ Vorrat Scharfschießen geübt werden könne. Außerdem solle die Besatzung der Cerberus ihre Post abgeben. Die Liberty segele am späten Nachmittag ab und solle am nächsten Tag auf die Rose treffen.
    »Ich werde Kapitän Wallace bitten, sie einen Tag in Richtung Boston zu geleiten.«
    David war beim Schiffsarzt, der den Verband vorsichtig abwickelte, den letzten Streifen schnell abriß und sich die Wunde besah.
    »Das wird nur eine Schönheitsnarbe, die Sie für die Damen interessanter werden läßt, Mr. Winter. Aber etwas tiefer hätte es Ihren Tod bedeutet. Doch wieso verläuft der Streifschuß von unten noch oben? Sind sie von unten beschossen worden?«
    David verneinte und dachte verdutzt nach. Dann fiel ihm ein, daß er ja gerade ›Hurra‹ geschrieen und den Kopf in den Nacken gelegt hatte.
    »Bisher nahm ich nur an, daß Hurraschreien Mut macht. Wenn es aber auch vor dem Tod bewahrt, brüllen Sie auch künftig kräftig ›Hurra‹, lieber Mr. Winter«, sagte Mr. Linthal.
    David lächelte und dachte an Susans Medaillon.
    Auf der Cerberus herrschte fieberhafte Aktivität. David schloß schnell die Briefe an seinen Onkel und an Susan ab und half dann bei den Vorbereitungen, wieder Segel zu setzen.
    Die Liberty segelte zunächst bis zum Abend mit ihnen, ehe sie mit Nordost-Kurs entschwand, während die Shannon Long Island umrundete und auf Südwest-Kurs ging.
    Die nächsten zehn Tage brachten keine außergewöhnlichen Ereignisse. Haddington drillte seine Mannschaft an Segeln und Geschützen. David konnte die Routinesignale jetzt wie im Schlaf, und der kleine John wußte auch, was die Flaggen bedeuteten. Dreimal jagten sie vergeblich fremde Segel.
    Vier Schiffe wurden angehalten. Zwei hatten Schmuggelgut und wurden mit Prisenbesatzungen nach Boston in Marsch gesetzt.
    Kapitän Brisbane jammerte, daß seine Mannschaft dadurch dezimiert wurde, aber Commander John Collins, der mit seiner Sloop Nautilus (16) seit drei Wochen vor der Mündung des Delaware patrouillierte, ging es nicht besser.
    »Wenn ich noch fünf oder sechs Schiffe beschlagnahme«, klagte er, »muß ich sie selbst nach Boston bringen, weil ich sonst weder die Prisen bemannen, noch mein eigenes Schiff segeln kann, Sir.«
    Ansonsten waren seine Erfahrungen ähnlich wie die von Kapitän Wallace. Augenscheinlich war er froh, die Shannon künftig in der Nähe zu haben.
    Die Shannon segelte zwei Tage mit südlichem Kurs, ehe sie zwischen Kap Charles und Kap Henry in die Chesapeake Bucht einlief und mit ihren Begleitern in nördlicher Richtung gegen den Wind ankreuzte.
    Die Cerberus jagte zweimal Segel in die Mündungen des York-River und des Rappahannock, bis die Signale der Shannon sie zurückriefen.
    Bei Windmill Point lief ein Zollkutter auf sie zu, der im Auftrag von Lord Dunmore, königlicher Gouverneur von Virginia, den Schmuggel verhindern sollte, und half Mr. Hope mit Seekarten für die Buchtküste von Maryland aus. Die Nacht über ankerten die drei Schiffe vor Tangier Island.
    Am Morgen wurde Haddington zur Shannon gerufen und brachte bei der Rückkehr Mr. Hope, den Master, und Mr. Floyd, Major der königlichen Miliz von Maryland, mit sich. Die Cerberus segelte voraus in Richtung Janes-Insel und sollte mit den königstreuen Bürgern Kontakt aufnehmen. Einige kleinere Fischerboote flüchteten bei ihrer Annäherung.
    »Das sieht mir aber nicht nach Königstreue aus«, bemerkte Mr. Haddington zu Major Floyd.
    »Lieber Mr. Haddington«, erwiderte Floyd, »nach allem, was ich weiß, flüchten auch in englischen Küstenorten die jungen Männer, wenn ein Schiff des Königs sich nähert. Auch hier haben die Preßkommandos der Navy manchen Mann von Frau und Kind fortgerissen und zum Dienst in der Flotte gepreßt. Das hat die Gefühle für das Heimatland nicht gerade erwärmt. Und woher

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