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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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und warf Anker.
    Die Cerberus folgte ihrem Kielwasser, war noch einhundertfünfzig Yard entfernt, noch einhundert. Da scheuerte es an Backbord am Rumpf, das Schiff lief aus dem Ruder und glitt mit dem Bug in eine schlammige Bank. Schon als die Berührung erfolgte, hatten umsichtige Seeleute die Segel fliegen lassen. Außer einer gebrochenen Topprah gab es keinen Schaden.
    Achtzig Yard vor ihnen lag die Liberty und wieder im toten Schußwinkel. Haddington ließ das Beiboot aussetzen und einen Anker achtern vom Schiff ausbringen, um die Cerberus aus dem Schlick zu ziehen. Vergebens!
    »Die Ebbe hat vor zwei Stunden begonnen. Bis zur Flut sitzen wir fest«, bemerkte Mr. Hope resignierend.
    Haddington sagte: »Dann werden wir uns um die Rebellen kümmern.«
    Aber zunächst kümmerte sich die Besatzung der Liberty um sie. Die Rebellen kauerten hinter dem Schanzkleid und hinter den Aufbauten und feuerten mit Musketen auf sie, was das Zeug hielt.
    »Feuer mit Drehbassen erwidern! Schafft mir ein Geschütz zum Bug, verdammt noch mal!« brüllte Haddington.
    David sprang mit William zu einer vorderen Drehbasse und feuerte, was das Rohr hergab. Das verschaffte ihnen etwas Luft.
    Die Shannon war in die Mündung der Bucht eingelaufen, hatte die Segel geborgen und die Barkasse und den großen Kutter zu Wasser gelassen. Wie Wasserkäfer krochen sie auf die feuernden Schoner zu.
    Die Kanoniere der Cerberus hatten ein Geschütz zum Bug gebracht und feuerten das erste Traubengeschoß auf die Liberty. Es fegte einen Teil des achteren Schanzkleides hinweg.
    »Hurra!« brüllte David und erhielt einen Schlag auf den Kopf, der ihn taumeln ließ. Seine Hand faßte Blut.
    William stützte ihn und sagte: »Nur ein Streifschuß! Lassen Sie sich vom Arztgehilfen verbinden.«
    David lief zum Luk, das unter Deck führte und rief nach dem Arztgehilfen. Der hatte einen schwerer Verletzten zu versorgen.
    »Hier ist eine Binde. John kann sie Ihnen umwickeln.«
    Während John ihn versorgte, faßte David an sein Medaillon, das er heute früh umgebunden hatte. Warum, hätte er selbst nicht sagen können, aber nun war er überzeugt, daß Susans Gebete ihn beschützt hatten.
    Warum war sie nur so weit fort? Warum erhielt er keinen Brief von ihr? Johns Tolpatschigkeit riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Binde mir doch nicht die Augen zu, du Dussel! Festziehen jetzt und feststecken! Ich muß wieder an Deck!«
    An Deck ertönten Hurrarufe. Barkasse und Kutter waren nun auf ihrer Höhe und pullten auf die Liberty zu. Haddington war mit einem Teil seiner Leute ins Beiboot gesprungen und pullte ebenfalls der Beute entgegen. Die Rebellen flüchteten an Land. Die Entermannschaften fanden keinen Widerstand.
    Haddington und Bates durchsuchten die Prise. Musketen, Pulver, einige Geschütze und Kugeln ergab die erste Bilanz. Dann knallten vom nahen Ufer wieder Musketenschüsse. Bates befahl, daß Barkasse und Kutter das Ufergebüsch mit Kartätschen eindecken sollten.
    »Wir müssen den Schoner weiter vom Ufer wegbringen«, sagte Haddington. »Ich möchte mit diesem schwimmenden Pulverfaß nicht in die Luft fliegen, sondern es zum Prisengericht bringen. Aber wir müssen vorsichtig sein, sonst sitzen wir fest.«
    Bates und Haddington einigten sich, daß das Beiboot der Cerberus die Tiefen ausloten solle und daß sie den Schoner mit Ankern in die Fahrrinne warpen müßten.
    Nach einer halben Stunde waren sie aus der Reichweite der Musketen, und nach einer weiteren halben Stunde war die Liberty im tiefen Wasser und konnte mit gekürzten Segeln zur Shannon aufschließen. Für die Cerberus dauerte es weitere vier Stunden, bis sie sich mit hoher Flut aus dem Schlick lösen und aus der Bucht segeln konnte.
    »Kommandant an Bord!« meldete David das Signal der Shannon.
    Haddington war schon in seiner besten Uniform bereit. »Sie und die beiden anderen Verletzten kommen mit zum Schiffsarzt, Mr. Winter.«
    Als Haddington in der Schanzkleidpforte der Shannon auftauchte, schrillten die Pfeifen, die Wache präsentierte. Verdutzt sah er sich um. Niemand außer ihm betrat das Schiff.
    Als er Mr. Morseys lachendes Gesicht sah, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er war ja Kommandant eines Kriegsschiffes und wurde wie ein solcher empfangen. Überrascht grüßte er zum Achterdeck und schüttelte Morsey mit verlegenem Lachen die Hand.
    »Daran könnte ich mich glatt gewöhnen!« Dann eilte er zu Brisbanes Kajüte. Einen richtigen Kapitän sollte man lieber nicht lange warten

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