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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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der Laster.
    »Hier machen wir die ganze Nacht kein Auge zu«, beschwerte sich Pix.
    »Es wird bald ruhiger«, sagte Cody. »Sobald die gemerkt haben, dass wir nichts von ihnen wollen.«
    »Ausnahmsweise muss ich Pix Recht geben.« Grace nickte zum Fenster, hinter dem ein sechsjähriges Kind mit High Heels in Begleitung zweier großer schwarzer Frauen auf sie zukam. »Heute Nacht werden wir keine Ruhe haben.«
    Das Kind entpuppte sich als kleinwüchsige Frau. Sie war ungefähr vierzig Jahre alt, trug eine schwarze Stretchhose und hatte das Haar zu Zöpfen gebunden. Die drei wurden aggressiv, als sie merkten, dass ihre Liebesdienste nicht gefragt waren.
    Die Zwergin trat gegen die Wagentür.
    »Glaubt ihr, das ist hier ’ne Peepshow?«

    »Ja, habt ihr Kameras dabei? Seid ihr vom Fernsehen?« Die Gestalt mit dem Carmen-Miranda-Früchtehut war eindeutig ein Mann, der seine Bartstoppeln mit Makeup überdeckt hatte. »Wenn wir ins Fernsehen kommen, wollen wir fünfhundert Dollar für jeden.«
    »Wir sind kein Fernsehteam. Wir wollen nur …«
    »Komm raus, dann kratz ich dir die Augen aus, Freundchen. «
    »Und der Mieze neben dir auch.«
    Die Zwergin lachte höhnisch. »Diese Landeier fahren hier hin und sehen sich Leute wie uns an. Dann befummeln sie sich gegenseitig und werden geil.«
    »Ja«, sagte der Transvestit. »Und deshalb müsst ihr uns bezahlen.«
    »Sex gibt’s hier nicht umsonst.«
    Cody streckte besänftigend die Hände aus. »Wir wollen hier nur übernachten. Wir haben keinen Schlafplatz. «
    Die Zwergin sah sie gewitzt an. »Ich weiß einen Platz. Und für Unterhaltung ist da auch gesorgt, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    »Hier ist es schon okay«, sagte Grace.
    »Hier ist es überhaupt nicht okay«, murmelte Pix von hinten.
    Die Zwergin betrachtete die drei abschätzend. »Hundert Dollar die Nacht. Ihr könnt zusehen, wie wir …«
    »Bitte, wir wollen nur schlafen«, sagte Grace.
    »Hier zu schlafen, ist auch nicht ganz billig.« Der Transvestit kräuselte die knallroten Lippen.
    »Ja«, meinte die Zwergin. »Gebt uns zwanzig Eier, dann lassen wir euch in Ruhe, und ihr könnt euch schön gemütlich zusammenkuscheln. Was haltet ihr davon?«

    Coda streckte in einer hilflosen Geste seine Hände durch das Autofenster. »Wir haben kein Geld. Wir können euch nichts … Hey … hey! Meine Uhr!«
    »Cody. Cody! Bleib im Wagen. Nein … lass sie laufen.«
    »Aber sie … ach, Mist.«
    »Super, echt toll«, johlte Pix. »Du lässt dir von einem Knirps und zwei als Frauen verkleideten Männern deine Uhr klauen.«
    »Sie haben sie einfach weggeschnappt. Ich …«
    »Wie wär’s mit einer Zugabe, Cody, du Trottel? Lass dir doch auch noch die Hose klauen.«
    »Halt einfach die Klappe, ja?«, fuhr Grace ihre Schwester an.
    »Warum sollte ich die Klappe halten? Wir sind Tausende von Kilometern von zu Hause weg. Wir treiben uns auf der Straße rum. Wir sind pleite. Warum soll man die Klappe halten, wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt?«
    »Das ist nur vorübergehend, Pix.« Cody versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Vorübergehend, so ein Schwachsinn.«
    »Morgen finde ich Arbeit als Komparsin«, sagte Grace. »Da wird man tageweise bezahlt.«
    »›Morgen finde ich Arbeit‹«, äffte Pix sie nach. »Die einzige Arbeit, die wir finden werden, ist das, was auch diese Leute hier auf dem Parkplatz machen.«
    Grace kochte vor Wut. »Pix, hör auf, Ärger zu machen. Leg dich hin … schlaf.«
    »Wohl kaum.«
    »Versuch es.«
    »Warum sollte ich?«
    »Bitte, Pix, versuch es.«
    »Das wird wohl nichts.«

    »Warum nicht.«
    »Wir haben wieder Besuch.«
    Cody seufzte. »Ach, verdammt.«
    Zwei Männer näherten sich. Ein Farbiger, ein Weißer. Beide groß. Stämmig wie Profi-Wrestler. Sie trugen T-Shirts mit abgeschnittenen Ärmeln, damit man ihre gewölbten Bizeps sah. Obwohl es mitten in der Nacht war, trugen sie Sonnenbrillen.
    Pix tauchte auf dem Rücksitz ab. Ehe sie sich unter dem Schlafsack versteckte, murmelte sie noch: »Die sehen nicht gerade freundlich aus.«
    »Pst«, zischte Grace.
    »Jede Wette, dass die Pistolen haben. Sie schießen bestimmt gleich auf uns.«
    »Verdammt nochmal, Pix«, flüsterte Cody.
    »Sei einfach still, Pix. Bitte.« Grace drehte sich nach vorn und sah, wie die beiden Männer zu ihrem Seitenfenster kamen.
    Genau wie der Polizist vorhin machten sie eine kreiselnde Handbewegung.
    Kurbel das Fenster runter.
    Auf keinen Fall. Grace gefielen die Männer

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