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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht.
    Straßenräuber?
    Vergewaltiger?
    Oder vielleicht erschossen sie auch einfach nur aus Spaß Leute.
    Sie wiederholten die kreiselnde Handbewegung. Grace sah die klobigen Goldringe an ihren Fingern.
    »Mach lieber das Fenster auf«, sagte Cody.
    »Cody? Nein.«
    »Nur ein Stück«, sagte er. »Wenn sie Pistolen haben, nützt uns das Glas auch nichts.«

    »O Gott, Cody.« Ein Schluchzer blieb ihr im Hals stecken.
    Diese beiden versprühten pure Gefahr.
    Sie öffnete das Fenster einen Spalt. Einer der Männer beugte sich vor, bis seine Lippen fast das Glas berührten.
    Der Mann schob seine Sonnenbrille auf die Nase, so dass er Grace mit seinem durchdringenden Blick in die Augen starren konnte.
    »Ja?«, sagte sie kleinlaut.
    »Lady. Glauben Sie daran, dass Jesus Christus gestorben ist, um Ihre unsterbliche Seele zu retten?«
     
    »Wahnsinn!«, rief Pix, als die beiden Schwergewichte gegangen waren. »Den Zeugen Jehovas kann man nicht entkommen. Nicht mal irgendwo auf einem Parkplatz mitten in der Nacht.«
    Cody grinste. »Wenigstens wollten sie uns weder Sex noch Drogen andrehen.«
    »Nein, nur Religion.« Pix verschränkte wieder die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. »Ob wir heute Nacht irgendwann mal schlafen können?«
    Grace seufzte müde. »Vielleicht sollten wir weiterfahren, Cody.«
    »Aber wohin?«
    »Es muss doch einen friedlicheren Ort in Hollywood geben.«
    »Ja«, spottete Pix. »Den Friedhof.«
    »Pix, wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst nicht …«
    Meine Fresse, dachte Cody genervt. Jetzt geht das wieder los. Die Schwestern waren sich seit Beginn der Reise gegenseitig an die Gurgel gegangen … diese verrückte
Reise … die Zukunft sah im Moment nicht gerade rosig aus. Düster beobachtete er die Prostituierten, die an der Straße neben dem Parkplatz ihre Vorzüge präsentierten. Freier kamen … dann kamen sie … und gingen wieder.
    Wenn ich noch eine Nacht mit den beiden im Wagen verbringen muss, drehe ich durch. Grace ist wundervoll. Mit ihr will ich zusammen sein … aber mit ihrer kleinen Schwester, die uns wie ein Klotz am Bein hängt? Oh Mann.
    Etwas klopfte dumpf gegen die Seite des Wagens. Erschrocken blickte Cody aus dem Fenster und sah ein braunes Gesicht, das ihn anstarrte. Er schreckte vor den Augen zurück.
    Verflucht.
    Solche Augen hatte er noch nie gesehen.
    Es waren keine natürlichen Augen.
    Bei dem Anblick begann sein Herz zu rasen.
    Er hörte Pix und Grace erschrocken kreischen.
    Ein Finger klopfte gegen die Scheibe. Das scharfe Klicken des Nagels auf dem Glas. Cody blickte in die Augen. Sie glänzten wie reines Silber. Es waren Alien-Augen, die ihn an Kreaturen aus Horrorfilmen erinnerten. Die dazugehörige Stimme hatte allerdings überhaupt nichts Extraterrestrisches an sich.
    »Hey, Leute«, sagte sie schleppend. »Es wird Zeit, dass wir miteinander reden.«
    Cody kurbelte das Fenster herunter.
    »Ihr sitzt schon eine ganze Weile da rum«, sagte der Mann mit den silbernen Augen. »Was macht ihr hier?«
    Seufzend erklärte Cody es wieder einmal. »Wir versuchen nur, ein bisschen zu schlafen.«
    »Schlafen?«

    »Ja, wir haben nichts, wo wir hinkönnen.«
    »Es gibt jede Menge Motels.«
    »Ich weiß.«
    »Dann mietet doch ein Zimmer.«
    »Wir haben kein Geld.«
    »Wirklich?«
    »Wir sind heute erst angekommen.«
    Der Mann mit den Silberaugen nickte. Cody konnte jetzt sehen, dass es nur silberne Kontaktlinsen waren. Also keine Begegnung der dritten Art heute Nacht.
    Aber etwas Schlimmeres. Etwas viel Schlimmeres.
    Eine Begegnung mit einem .38er Colt.
    Der Mann zog seine Jacke zur Seite, um Cody den schwarzen Griff der Waffe zu präsentieren, die aus seinem Hosenbund ragte.
    »Ich glaube, ihr schnüffelt in Andres Revier herum.«
    »Wir sind keine Bullen«, sagte Cody schnell.
    »Hat das jemand behauptet?«
    »Aber Sie haben doch angedeutet …«
    »Ich hab nichts von Polizei gesagt, Mann. Ich habe gesagt, dass ihr womöglich darüber nachdenkt, in mein Revier einzudringen.« Er sprach das Wort »Revier« gedehnt aus, betonte beide Silben überdeutlich. »Re-vier.«
    »Nein. Wir bleiben nur heute Nacht hier.«
    »Aber ihr denkt darüber nach, hier zu dealen, was?«
    »Nein.«
    »Womit? Koks? Gras? Speed?«
    »Gar nichts.« Cody klang nun verärgert. Er ballte die Faust um das Lenkrad. »Jetzt gehen Sie und lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Oh, ein harter Kerl.«
    »Hören Sie, uns reicht’s langsam für heute Nacht.«

    »Das reicht noch lange nicht,

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