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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Lake musste genau unter ihr liegen. Er würde sie bereits erwarten. April glaubte zu wissen, dass er es mittlerweile genauso genoss wie sie selbst. Sie meinte, gespürt zu haben, wie er vor Erregung zitterte, als er in sie eingedrungen war. Und wie er explodiert war und die warme Flüssigkeit sie überschwemmt hatte.
    O ja … jaaa. Sie konnte keine Minute länger warten.
    April kniete sich auf das kühle Dach. Sie griff nach dem Saum ihres Negligés und hob ihn über ihre Hüfte.
    Als sie sprach, hallte ihre Stimme zu ihr zurück: »Lake, präsentiere dich.«
     
    Ed Lake hörte das Kommando.
    »Lake, präsentiere dich.«

    Über ihm senkte sich ein Gewicht auf das Dach, und das Plexiglas bog sich leicht durch.
    Was, wenn sie zuerst mit den Fingern nach seinem Schwanz tastete? Dann würde sie merken, dass stattdessen ein hölzernes Stuhlbein durch das Loch ragte. Sie würde wissen, was er vorhatte.
    Das Herz hämmerte in seiner Brust, während er mit dem angespitzten Pflock in der Hand dalag.
    Weil das Stuhlbein zu lang und sein eigener Körper ihm im Weg war, würde er es in einem schrägen Winkel nach oben drücken müssen. Er umklammerte das Holzstück und war bereit, seine ganze Kraft in den Stoß zu legen.
    »Lake, präsentiere dich. Das ist ein Befehl.«
    Er rammte die Spitze durch das Loch. Stieß so fest zu, wie er konnte.
    Dann zuckte er zusammen, als ein ohrenbetäubender Schrei den Raum erfüllte.

54
    Herr im Himmel! Was war das?
    Grace drückte sich die Hände auf die Ohren. Dieser Schrei … verdammt, es klang, als würde ein Stück Blech entzweigerissen.
    Sie öffnete weit die Augen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Es war schwarz wie die Hölle dort unten. Kein Funken Licht.
    Und die Schreie ließen die Wände beben.
    Tiefe männliche Schreie.
    Sie kamen aus keiner bestimmten Richtung, wie in einem Kino mit Surround-Ton. Die Schreie ertönten von überall zugleich … und sie waren verzerrt, übersteuert, nervenzerfetzend intensiv.
    Ein Irrenhaus.
    Völlig durchgeknallt.
    Jetzt wollte Grace wirklich raus.
    Sie verspürte ein brennendes Verlangen, hinauszustürmen und sich in der kühlen Stille zu verstecken, bis ihre Ohren aufhörten zu klingeln.
    »Aaaa-hhh-uhh!« So laut, dass ihr fast der Schädel zersprang. »Lake … warum? Warum?! Aaahhh!«
    Jetzt hörte Grace zischende Geräusche, als atmete jemand in ein Mikrofon. Und tiefe klopfende Töne, als würde gegen das Membran geschlagen.
    Dann ein elektronisch verstärktes Weinen. Jemand hatte
Schmerzen. Schmerzen, die sich Grace nicht einmal annähernd vorstellen konnte.
    Eine andere Stimme schallte durch die Dunkelheit. »Du hast es nicht anders verdient, du Schlampe!«
    »Lake. Ich habe dich geliebt.«
    »Klar, so sehr geliebt, dass du mich in einem stinkenden Käfig gehalten hast. So sehr geliebt, dass ich jede einzelne Minute jedes beschissenen Tages Todesangst haben musste … das ist wirklich wahre Liebe.«
    Eine dritte, weibliche Stimme schaltete sich ein: »Ed. Kommst du an sie ran? Kannst du nach dem Schlüssel suchen?«
    »Ich hab sie aufgespießt, Virginia.«
    »Lake, nein. Bitte nicht!«
    »Wie fühlt es sich an, das Opfer zu sein, hä?«
    »Lake, bit…«
    Grace erschauderte, als die Worte in einen Schrei übergingen.
    »Aa … agh!«
    »Du hast uns für zwei Idioten gehalten«, sagte Lake. Es klang triumphierend. »Wir wussten, dass du eine Frau bist. Wir wussten, dass du deine Stimme mit irgendeinem Gerät verändert hast.«
    Grace musste aus diesem Irrenhaus verschwinden. Sie kroch auf allen vieren los.
    »Lake, bitte! Ich bin wirklich schwer verletzt …«
    Die weibliche Stimme mischte sich ein: »Und das geschieht dir recht. Du sollst ruhig leiden, du Schlampe!«
    Grace hätte sich am liebsten zu einer Kugel zusammengerollt, bis das Schreien endete. Es schien ewig anzuhalten.
    Ich muss hier raus …

    Ich muss hier raus …
    Es muss doch irgendwo in der Nähe eine Tür geben.
    Sie tastete sich an der Wand entlang, suchte einen Ausgang … eine Tür … oder ein Fenster …
    Was ist das?
    Ihre Finger hatten etwas entdeckt.
    Hart. Rechteckig. An der Wand befestigt. So groß wie eine Zigarettenschachtel. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Es ist…
    … ein Lichtschalter …
     
    Ed Lake konnte nichts sehen, aber er konnte etwas spüren.
    Er lag auf dem Rücken auf der Plattform und umklammerte seine Harpune.
    Soll ich sie loslassen?
    Niemals!
    Auf keinen Fall.
    Er hatte sie gefangen. Er hatte gespürt, wie die

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