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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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auch gewesen war, sie war hinunter in die Wohnräume gegangen.

    Der Kies knirschte unter ihren Füßen. Ihr Herz klopfte wild. Sie war kurz davor, herauszufinden, was hier geschah. Der Drang, das Geheimnis zu lüften, war stärker als der Wunsch, umzukehren und nach Cody zu suchen.
    Sie brauchte Gewissheit. Sie musste wissen, dass die Frau in Sicherheit war.
    Aber was war, wenn die Frau hier mit dem Mann wohnte, der sie misshandelte? Grace könnte sich in Gefahr begeben. Wenn sie den Freund oder Mann erwischte, wie er die Frau verprügelte, was würde er dann Grace antun, damit sie ihn nicht verriet?
    Aufgeregt blieb sie hinter dem letzten Busch vor der offenen Rasenfläche stehen. Dort war das Haus. Es ragte hoch über ihr auf. Ein verbotenes Gebäude.
    Eher eine Burg als ein Haus.
    Eine Burg, in der Geister hausten. Sie erschauderte.
    Los, Grace, lüfte das Geheimnis. Wenn du herausgefunden hast, dass die Frau in Sicherheit ist, gehst du. Sonst rufst du die Polizei.
    Sie spähte über den Busch.
    Dort stand noch immer die Frau. Das kupferfarbene Haar fiel wallend bis auf ihren Hintern.
    Diese dünnen dunklen Beine. Wie Stöcke.
    Wie Knochen ohne Fleisch.
    Während Grace noch überlegte, ob sie zu der Frau hingehen oder weiter abwarten sollte, gab es Bewegung im Erdgeschoss.
    Ein Tor wurde geöffnet. Wahrscheinlich führte es in eine Tiefgarage.
    Sonst geschah nichts.
    Niemand tauchte auf, um die Frau zu begrüßen. Das Tor öffnete sich, und das war alles.

    Eine Sekunde lang blieb die Frau mit dem langen Haar stehen. Sie sah zu der dunklen Öffnung.
    Vielleicht hat sie Angst, hineinzugehen?
    Fragt sie sich, wer sich dort drin befindet?
    Dann ging sie los und verschwand in dem Eingang.
    Grace war nun allein in der Dunkelheit. Und sie wusste immer noch nicht mehr darüber, was der Frau zugestoßen war.
    Was würde aus ihnen werden?
    Es rührte sich nichts, aber Grace hörte, dass etwas geschah. Ein hohes Quietschen. Vielleicht irgendein Mechanismus.
    Metallisches Klappern. Nicht laut, aber mit Sicherheit aus dem Haus kommend. Dann ein Rasseln, als würde eine Rolllade heruntergelassen.
    Was geschieht mit der Frau?
    Grace wusste, dass sie sich nicht einfach umdrehen und weggehen konnte.
    Sie war jetzt in die Sache verwickelt. Deshalb musste sie entschlossen handeln. Ein Leben könnte in Gefahr sein.
    Ohne weiter zu zögern, rannte sie über den Rasen. Sie mied den lauten Kies. Ihre Füße flüsterten im Gras.
    Sie erreichte das Tor.
    Dann war sie im Inneren.
    Dunkelheit. Das Einzige, was sie erkennen konnte, war die bleiche Öffnung des Tors hinter ihr. Sie tastete sich zu einer Wand vor und daran entlang in die Tiefen des Hauses.

52
    »Warum ist Grace in das Spukhaus gegangen?«
    Cody sah zu Pix hinüber. Sie stand mit verschränkten Armen und verblüfftem Gesichtsausdruck im Mondlicht.
    »Ich weiß nicht. Aber sie hatte bestimmt einen Grund.«
    »Einen Grund? Sie ist verrückt geworden, das ist Grund genug.«
    »Komm«, sagte Cody. »Wir müssen sie da rausholen.«
    »Irgendwie.« Man konnte ihr ansehen, dass ihr das nicht gefiel.
    »Wir müssen es tun, Pix. Sie könnte in Gefahr sein.«
    »Ja, das habe ich auch gerade gedacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich glaub, das bedeutet, dass wir uns ebenfalls in Gefahr begeben.«
    »Pix, komm schon.«
    »Hoffentlich ist da nicht noch ein Typ, der seinen Schwanz in meinen Mund stecken will. Dann dreh ich nämlich durch.«
    Er lächelte ihr beruhigend zu und streckte ihr seine Hand entgegen. »Keine Sorge. Ich pass auf dich auf.«
    Pix wirkte erfreut darüber, dass er ihr seine Hand anbot. Sie nahm sie, und gemeinsam gingen sie mit forschem Schritt auf das Haus zu.
    Spukhaus. Pix’ Bezeichnung ging ihm durch den Kopf, als er auf den einsamen Ort hinabblickte. Ja, vielleicht war der Ausdruck gar nicht so verkehrt.

    Grace stolperte im Dunkeln über einen Gegenstand. Warum hatten die Bewohner nicht eine einzige verfluchte Lampe eingeschaltet?
    Sie fiel mit dem Knie auf den Boden. Nackter Beton. Aua. Ziemlich unnachgiebig, das Zeug.
    Mit zusammengepressten Lippen stand sie wieder auf. Als sie weiterging, hielt sie sich mit dem Rücken an der Wand. Die Oberfläche war glatt und von holzähnlicher Beschaffenheit, aber mit den Fingerspitzen ertastete sie unzählige kleine Löcher.
    Was war das nur für ein Raum? Für eine Tiefgarage schien er zu groß zu sein. Sie hörte das Klappern von Metall auf Metall. Die Geräusche hallten nicht wieder, wie sie es in einer Garage

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