Der Kaefig - Roman
Spitze des Pflocks durch die Haut tief ins Fleisch eindrang. Vor seinem geistigen Auge konnte er alles sehen. Er lag flach auf der Plattform, und sie war nur Zentimeter von ihm entfernt auf der anderen Seite des Plexiglasdachs. Sie waren verbunden durch den Pflock, der durch das Loch in ihre … So genau wollte er sich das doch nicht vorstellen.
Was die Sache schwierig machte, war das Blut. Es floss warm an dem Pflock herunter.
Blut ist ganz schön glitschig , stellte Ed überrascht fest. Es war schwierig, das Stuhlbein festzuhalten. Besonders da die Sexherrin zappelte und schrie. Ein fester Ruck, und sie könnte ihm das schlüpfrige Ding aus der Hand reißen.
Und dann?
Sie würde ihrer Komplizin befehlen, seine und Virginias Kehlen aufzuschlitzen.
Oder sie vielleicht einfach sich selbst überlassen, damit sie dort in der Dunkelheit verdursteten.
Aber wo war ihre Komplizin?
Vielleicht würde sie in Panik ausbrechen, wenn sie sah, wie die Sexherrin sich vor Schmerzen krümmte.
Ed Lake wusste, dass er den blutigen Pflock festhalten musste, egal wie glatt er war. Die Sexherrin könnte die Schlüssel zum Käfig bei sich haben. Sie könnten einen Handel schließen. Ihr Leben für ihre Freiheit.
»Halt durch, Ed!«, rief Virginia aufmunternd.
Selbst in der Dunkelheit konnte Amara sehen.
Amara wartete …
April Vallsarra wand sich vor Schmerz. Die Qualen waren überwältigend. Sie konnte kaum zwei zusammenhängende Wörter bilden, ehe der pure Schmerz ihr Bewusstsein trübte. Dann schrie sie auf.
Zuerst kehrten ihre Schreie von dem Synthesizer als tiefes Brüllen zu ihr zurück.
Dann verlor sie durch die Zuckungen ihr Headset. Sofort wurden die Schreie zu einem hohen Kreischen.
Aber durch das tosende Inferno ihrer Qualen tauchte ein Wort in ihr auf.
Rache.
Wie man es macht, ist es verkehrt.
Grace rang mit einem Problem. Wenn sie das Licht anschaltete, würde sie endlich etwas sehen. Aber dann würden die Leute, die herumschrien und kreischten, auch sie sehen können.
Dann wäre vielleicht Grace Bucklan mit dem Schreien an der Reihe.
Scheiße, dachte sie.
Aber wenn ich das Licht anschalte und dann zur Tür renne, kriegen sie mich vielleicht gar nicht. Außerdem klingt es, als wären sie damit beschäftigt, sich gegenseitig kranke Sachen anzutun. Allein dieses Heulen der Frau. Es hört sich an, als würde sie mit einem Brandeisen rummachen.
Und wenn ich hier im Dunkeln bleibe, werden sie mich früher oder später finden.
Was ist mit der Frau?
Ah … darum kann ich mich später kümmern.
Mit dem Finger auf dem Lichtschalter richtete sie sich auf. Wenn das Licht anging, wollte sie sofort losrennen.
Raus aus diesem Irrenhaus. Zurück zu Cody.
Sie atmete tief durch. Jetzt geht’s los.
Grace drückte auf den Schalter.
Immer noch auf der Plattform, immer noch den glitschigen Pflock in den Händen, immer noch für ein Wunder betend blinzelte Ed überrascht, als das Licht anging.
Er sah auf seine Hände.
Seltsamerweise trug er purpurrote Handschuhe.
Uhh … das waren keine Handschuhe.
April Vallsarra hatte sich vor Schmerz verkrampft und schnappte nach Luft, um die Qualen zu unterdrücken.
Sie bemerkte nichts von der plötzlichen Helligkeit.
Grace hob die Hände, um ihre Augen zu schützen. Die Neonröhren blendeten sie.
Sie hatte rennen, wie der Blitz zur Tür rasen wollen.
Aber sie tat es nicht.
Sie konnte nicht.
Das, was sie sah, ließ sie auf dem Betonboden erstarren.
Sie blickte auf eine Szenerie, die aus dem innersten Kreis der Hölle hätte stammen können. Im grellen Licht standen vier Käfige. Drei davon waren so groß wie ein Pick-up. Einer war kleiner und stand auf Rollen.
Aber Graces Blick wurde von dem Käfig angezogen, der ihr am nächsten stand.
Das war völlig verrückt.
Ein ebenso bizarres wie schreckliches Schauspiel.
Ein junger Mann, der eine Hose und ein Hemd, aber keine Schuhe trug, lag auf einer Plattform knapp unter dem Käfigdach. Auf dem Käfig kniete eine schöne Frau, die mit nichts als einem durchscheinenden Negligé bekleidet war – dieselbe Frau, die Grace auf der Dachterrasse gesehen hatte.
Ihr Gesicht berührte beinahe das gläserne Dach. Sie wand sich und umklammerte mit beiden Händen einen dunklen Stock, der aus den Händen des Mannes unter ihr aufragte und in ihrer Kehle steckte.
Ein eisiger Schauder fuhr Grace über den Rücken.
Mein Gott …
Jetzt erkannte sie, was geschehen war.
Der junge Mann hatte der Frau irgendeinen
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