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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zu helfen. Entsetzt sah sie, wie ihn die Kreatur flach auf den Boden warf, sich auf seine Brust hockte, den nackten schrumpligen Hintern auf seinen Bauch drückte und zubiss.
    »Lass ihn in Ruhe!«, brüllte Grace die Mumie an.
    Was immer das auch bewirken mochte.
    Grace sah, wie die Zähne sich in Codys Kehle bohrten.
    Cody schrie. Seine Arme wirbelten zuckend durch die Luft.
    Eine Blutfontäne schoss aus seinem Hals.
    Er zitterte, verkrampfte sich und lag dann still. Seine Augen starrten die Decke an.
    »Cody!«, kreischte Pix. Sie stürzte sich auf die Mumie, schlug und kratzte sie.
    Die Kreatur sprang auf und drehte sich dabei um. Durch die schnelle Bewegung wurde Pix abgeschüttelt und auf den Beton geworfen. Sie blieb ausgestreckt auf dem Boden liegen.
    »Schlampe! Blutrünstige Schlampe!«, schrie Grace.
    »Grace«, warnte Virginia sie. »Nicht näher rangehen. Bleib weg von ihr!«

    Ed stellte sich so hin, dass der Käfig sich zwischen ihm und der Mumie befand. »Grace, komm hier herüber … sonst springt sie dich an.«
    »Ich muss meiner Schwester helfen.«
    Pix schaffte es, sich aufzusetzen. Sie wirkte benommen vom Aufprall.
    »Hey, vergesst mich nicht, Leute«, bat Virginia.
    Grace erinnerte sich an den Schlüsselbund in ihrer Hand. Sie warf ihn durch die Gitterstäbe in den Käfig. Virginia hob ihn auf.
    Ed deutete mit einer Kopfbewegung auf die Mumie. »An deiner Stelle hätte ich es nicht so eilig, Virginia.«
    »Keine Sorge … ich pass schon den richtigen Moment ab.«
    Grace warf einen verzweifelten Blick zu Cody. Er lag in einer anschwellenden Blutlache.
    Er war meine erste Liebe … der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe… und jetzt …
    Pix stöhnte. »Au, mein Kopf tut weh.«
    Die Mumie drehte sich um. Sie musste gespürt haben, dass Pix sich bewegte.
    Auf seltsame Art, beinahe gleitend, ging sie auf Pix zu. Währenddessen veränderte sich ihre Haltung. Sie neigte den Oberkörper nach vorn, hob die Hände … ihre Angriffsposition … sie wollte wieder töten.
    »Pix! Lauf!«
    »Laufen? Ich kann nicht mal aufstehen … mein Kopf.«
    Mit einem Schrei ging Ed zum Angriff über. Er hielt die Mumie auf, indem er sie von vorn an der Hüfte packte und vom Boden hob.
    Grace beobachtete die beiden fassungslos. Es sah fast aus, als tanzte Ed mit der Kreatur. Die Mumie riss den
Mund auf … die Zähne trieften vor Blut. Dann stieß sie so schnell mit dem Kopf nach unten, dass ihr Haar durch die Luft wirbelte.
    Mit wenigen nagenden Bissen hatte sie Eds Gesicht zerfetzt.
    Obwohl sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war, ließ er die Mumie nicht los. Er trug sie durch den Raum zu einem offenen Käfig.
    Grace sah, wie Virginia flink und mit unglaublicher Geschicklichkeit die Schlüssel ausprobierte. Nach zehn Sekunden hatte sie beide Schlösser geöffnet.
    Die Käfigtür flog auf.
    Ohne zu zögern oder sich umzudrehen, rannte Virginia los.
    Sie lief mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht dicht an Grace vorbei. Dann schoss sie durch das Tor in die Nacht hinaus und war verschwunden.
    »Hilf mir, Grace … mit meinen Beinen stimmt was nicht.«
    Doch Grace musste zusehen, was mit Ed geschah. Er hatte sich geopfert, um sie zu retten.
    Ed hatte es geschafft, die Mumie bis zum Käfig zu schleppen, aber er hatte nicht mehr die Kraft, sie hineinzustoßen.
    So fest er konnte, presste er sie gegen die Gitterstäbe. Sie hätten ein Liebespaar sein können, das an einer Mauer lehnte und knutschte. In der grotesken Parodie eines Kusses hielt sie Eds Kopf in beiden Händen und drückte ihr Gesicht in das, was von seinem übrig geblieben war.
    Aber statt zu küssen, nagte sie an ihm. Die Zähne bohrten sich ins Fleisch, bissen zu, zerrten.

    Grace hörte, wie Muskeln rissen und Gesichtsknochen brachen.
    Blut plätscherte auf den Beton und bildete eine Pfütze, in der sich die Deckenlampen spiegelten.
    Dann wich die Kraft aus Eds Beinen. Einen Augenblick später sanken seine Arme an den Seiten herab.
    Die Mumie ließ ihn nicht los und fraß weiter an seinem Gesicht, während er langsam zu Boden glitt.
    »Los, komm!« Grace zog Pix auf die Beine. Sie umklammerte die Hand ihrer Schwester so fest, dass Pix aufschrie, und zerrte sie nach draußen.
    Sie rannte los und hielt erst wieder an, als sie ihre Schwester zum Pick-up gebracht hatte.
    Als Grace den Motor anließ, erwachte Pix aus ihrer Apathie und fragte benommen. »Wohin fahren …«
    »Nach Hause«, keuchte Grace. »Wir fahren auf der Stelle nach Hause.«

57
    Tag

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