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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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blinzelte. Dann schrie sie.
    Es war ein dünner dunkler Arm.
    Verflucht!
    Die Mumie hatte durch die Gitter nach ihr gegriffen. Sie war so auf die Suche nach den Schlüsseln konzentriert gewesen, dass sie das Monstrum in dem Käfig fast vergessen hatte. Seine Finger fuhren durch die Luft, streckten sich, bogen sich, versuchten sie zu packen.

    Grace schrie ein zweites Mal und taumelte nach hinten, als die Finger ihr T-Shirt erwischten. Sie senkte den Kopf – die scharfen Nägel des Dings hatten vier Schlitze in den Stoff gerissen. Ihre Haut lag frei.
    Au, verdammt, das tut weh. Das Monster hat mich gekratzt.
    Bleib bloß außerhalb der Reichweite des Dings. Pass auf!
    Als die Mumie erneut den Arm nach ihr ausstreckte, sprang Grace nach hinten gegen die Wand.
    »Halt Abstand«, rief die Frau in dem zweiten Käfig. »Sonst erwischt es dich noch.«
    Verflucht richtig.
    Ich halte mich von dem Ding fern.
    Grace stolperte mit rasendem Herzen zum anderen Ende des Raums. Verwirrt stieß sie gegen das stählerne Rolltor. Der Aufprall hallte in ihrem Kopf wider. Sie atmete tief durch und suchte nach dem, was dort sein musste.
    Und da ist es.
    Ein Glück.
    Auf einer rechteckigen Tafel neben der Tür befanden sich zwei Knöpfe, die mit AUF und AB beschriftet waren. Grace schlug mit der Faust auf den Knopf zum Öffnen des Tors. Sofort ertönte das Summen eines Elektromotors. Klappernd begann sich das Rolltor zu heben. Aber es ging langsam … zu langsam.
    Sie versuchte, es durch reine Willenskraft zu beschleunigen.
    Zentimeter für Zentimeter öffnete es sich.
    Mondlicht fiel unter dem Tor hindurch auf den Betonboden. Eine kühle Brise strich um Graces Beine.

    Ich könnte abhauen, kam es ihr plötzlich in den Sinn. Ich muss diesen Leuten nicht helfen. Ich muss nicht in diesem Raum mit der toten Kreatur bleiben. Ich könnte jetzt unter dem Tor hindurchschlüpfen. Und dann losrennen.
    Ich könnte dieses Horrorkabinett hinter mir lassen, ohne mich noch einmal umzudrehen.
    Aber…
    Ihr Gewissen. Sie wusste, dass das Schicksal dieser beiden Menschen sie für den Rest ihres Lebens schwer belasten würde.
    Sie musste helfen.
    Es ging nicht anders.
    Sie trat von dem Tor zurück und suchte dabei die Wand ab.
    Ich hab sie!
    Neben dem Tor war eine Art Kleiderhaken an der Wand befestigt. Ein großer Stahlring mit einem guten Dutzend Schlüsseln hing daran.
    Sie sah sich nach den beiden Gefangenen in den Käfigen um. Sie sagten nichts. Aber sie starrten sie an. Vielleicht befürchteten sie, dass sie einfach durch das offene Tor hinaus in die Nacht rennen und nie wieder gesehen würde.
    Doch sie nahm den Schlüsselring.
    Dieses Mal ging sie vorsichtiger an dem Käfig mit der Mumie vorbei. Sie blieb mit dem Rücken dicht an der Wand und ließ die ausgezehrte Kreatur nicht aus den Augen.
    Uh, das ist wirklich übel … schrecklich.
    Die Mumie folgte ihr mit dem Kopf. Sie hatte keine Augen, aber Grace spürte, dass sie ihr nachblickte. Sie beobachtete.

    Und darauf lauerte, dass sie wieder zu nah kam. In Reichweite ihrer scharfen Fingernägel. Die Mumie zog die Oberlippe hoch. Sie knurrte Grace an.
    »Virginia«, rief der Mann, »sie hat die Schlüssel.«
    »Super«, keuchte die Frau namens Virginia. »Aber hol uns bloß schnell hier raus, ja? Ich hab irgendwie das Gefühl, dass uns die Zeit davonläuft.«
    Grace näherte sich dem Käfig des Mannes. Er schenkte ihr ein einnehmendes Lächeln. »Vielen Dank. Du bist ein Engel.« Er ging zur Käfigtür, als bereitete er sich darauf vor, hinauszurennen, sobald sie die Schlösser geöffnet hatte. »Ich bin übrigens Ed. Meine Mitgefangene heißt Virginia … vielen, vielen Dank …«
    Er strahlte so vor Dankbarkeit, dass Grace errötete.
    »Ich heiße Grace«, sagte sie und betrachtete den Schlüsselring. »Ihr scheint ganz schön in Schwierigkeiten geraten zu sein.«
    »Das kann man wohl sagen.« Er machte eine Kopfbewegung zu dem Schlüsselring. »Es ist wahrscheinlich einer der Kleineren. Ein Sicherheitsschlüssel.«
    »Beeilt euch.« Virginia wickelte sich in ihre Decke, als wäre ihr plötzlich kalt. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere neue Nachbarin lange ruhig bleibt.«
    Aber welcher Schlüssel?
    Jetzt, da sie den Bund in Händen hielt, sah es eher aus, als wären es zwei Dutzend Schlüssel. Und vielleicht war der richtige gar nicht dabei.
    »Probier einfach irgendeinen aus«, schlug Ed vor. Er grinste. »Ausschlussverfahren.«
    Grace wählte einen mit einem grünen

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