Der Kaefig - Roman

Anhänger.
    »Nein«, sagte sie. »Den krieg ich nicht mal ins Schloss.«
    »Okay, den nächsten.«

    Ihre Hände zitterten. Sie nahm den nächsten Schlüssel. Er rutschte ihr aus den Fingern und klimperte am Ring entlang.
    Beim zweiten Versuch hielt sie ihn fest und bekam ihn ins Schloss.
    »Der passt rein. Aber ich kann ihn nicht umdrehen.«
    »Wir kommen der Sache näher«, ermutigte Ed sie.
    »Schnell«, rief Virginia besorgt. »Die Neue bewegt sich.«
    Grace schreckte zurück.
    »Ganz ruhig«, sagte Ed. »Was immer das verdammte Ding ist, es kann nicht aus dem Käfig raus. Es …«
    Klong!
    Der Lärm war schrecklich. Das Geräusch eines harten Gegenstands, der gegen Metall geschlagen wurde.
    Alle drei wirbelten herum. Die Mumie hatte den Käfig durchquert. Mit der flachen Hand schlug sie gegen die Tür. Der ganze Käfig wackelte bei jedem Hieb.
    »Keine Sorge«, rief Ed. »Das hält schon … das hält.«
    Er wandte sich wieder Grace zu und sah ihr fest in die Augen. Mit ruhiger Stimmer sagte er: »Probier einfach die Schlüssel durch, Grace. Es ist einer davon, vertrau mir.«
    Ihre Hände zitterten jetzt so sehr, dass ihr der ganze Bund aus den schwitzigen Fingern rutschte und zu Boden fiel.
    Immer mit der Ruhe, sagte sie sich. Konzentrier dich. Keine Panik. Du schaffst es.
    Sie nahm einen Schlüssel mit einer gelben Plastikkappe.
    Ganz ruhig jetzt. Steck ihn ins Schloss.
    »Der ist es!«, platzte es aus ihr heraus. Der Schlüssel ließ sich leicht drehen.

    Sie öffnete den Bügel des Schlosses und zog ihn aus den Stahlösen an der Käfigtür.
    »Gut gemacht«, sagte Ed. »Halbzeit.« Er lächelte. »Ich wusste, dass du es schaffst, Grace.«
    Mit neuem Mut erwiderte sie sein Lächeln. »Ein Kinderspiel. «
    Dann beging sie einen Fehler.
    Sie blickte zur Mumie hinüber. Der Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie sah, wie die Kreatur mit einer ihrer Dörrfleisch-Krallen durch die Stäbe griff. Ohne Hektik legte das Monstrum seine Finger um eines der beiden Schlösser.
    Die Hand ballte sich um das Schloss zu einer Faust. Die Finger zitterten einen Augenblick, als die Mumie den Druck erhöhte, dann …
    Knack!
    Das Schloss zersprang wie ein Stück trockenes Brot.
    Langsam öffnete die Kreatur ihre Hand, und das zerstörte Schloss fiel auf den Betonboden.
    Die Mumie hielt inne.
    Grace blickte in die dunklen Gruben in ihrem Gesicht.
    Und sie wusste Bescheid.
    Das Monster sieht mich an. Es denkt: »Jetzt schnapp ich dich … Ich bringe zu Ende, was ich begonnen habe …« Grace spürte ein Brennen an ihrem Bauch, wo die Mumie mit ihren scharfen Nägeln die Haut aufgerissen hatte. Das war erst der Anfang. Du wirst zerkratzt, aufgeschlitzt, zerfetzt.
    »Grace«, sagte Ed mit fester Stimme. »Reiß dich zusammen. «
    »Was?«

    »Du musst die Schlösser öffnen.«
    Sie schüttelte den Kopf, als erwachte sie aus einem Traum. Dann probierte sie einen weiteren Schlüssel aus.
    »Der passt nicht«, sagte sie.
    »Du schaffst das, Grace. Wir zählen auf dich.«
    Sie versuchte es mit dem nächsten. Wieder nichts.
    Und noch einer.
    Kein Glück … kein verfluchtes Glück.
    Ihr Herz klopfte immer heftiger. Ihr Atem beschleunigte sich. Schweißperlen liefen an ihrem Rücken herab.
    Der nächste. Ein Schlüssel mit einer weißen Plastikkappe.
    Sie steckte ihn ins Schloss.
    Dann stand sie blinzelnd da und konnte nicht fassen, was passiert war.
    »Gut gemacht, Kleine«, jubelte Ed. »Du hast es geschafft. «
    Er griff durch die Gitter, zog den Bügel aus den Ösen und warf das Schloss zur Seite. Dann stieß er die Käfigtür auf. Endlich frei.
    Er atmete tief durch, als wäre die Luft außerhalb des Käfigs viel besser.
    »Hey, Leute …« Virginia klang nervös. »Ihr vergesst mich doch nicht, oder?«
    Grace wandte sich um und sah, wie die Mumie erneut durch die Käfigtür griff und das zweite – und letzte – Schloss zerbrach.
    Langsam drückte das Monster die Tür auf.
    »Was zum Teufel ist hier los?«
    Grace wirbelte herum, als sie die vertraute Stimme hörte.
    »Pix?«

    »Was haben die Käfige zu bedeuten?«
    »Pix, raus hier … lauf!«
    Pix kam durch das Tor herein, aber Grace winkte hektisch, damit sie verschwand. Sie sah Cody an der Seite ihrer Schwester.
    »Ihr beide … lauft! Haut ab!«
    Cody ging auf sie zu. »Was ist los, Grace? Was geht hier vor? Du …«
    Die Mumie sprang. Ihr kupferfarbenes Haar flackerte in der Luft, als hätte es Feuer gefangen.
    Sie landete auf Cody. Pix schrie auf.
    Grace rannte los, um ihm