Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
hämisch. »Also spar deine Kräfte. Spar jeden Tropfen.«
    Eine mürrische Stille erfüllte den Raum. Niemand sagte mehr etwas. Virginia und Marco zogen sich unter ihre Decken zurück. Ed wusste nicht, ob sie schliefen oder nicht. Er warf einen wütenden Blick auf den Hügel, unter dem Marco lag. Warum redete er ständig davon, er solle seine »Kräfte aufsparen«? Was sollte das alles? Marco würde ihm keine näheren Auskünfte geben. Und Virginia übrigens auch nicht. Warum das Ganze? Was für eine Probe würde ihm bevorstehen? Diese Gedanken schossen ihm noch durch den Kopf, als das Licht ausging.
    O Gott. Jetzt geht’s wieder los. Dieses Mal bin ich dran. Sein Magen zog sich zusammen. Plötzlich fühlte er sich schwach.
    Er wandte den Kopf zu beiden Seiten.
    Zu dunkel.
    Er sah nichts.
    Hörte nichts.
    Genau wie letztes Mal.
    Danach hatte er bemerkt, dass jemand den Raum betrat. Dann hatte Virginia geschrien, als der Sadist ihre Brüste mit einem Teppichmesser bearbeitete.
    Schweine. Wenn er die in die Finger kriegen würde.
    Moment… jetzt passiert was. Er spürte eine Bewegung. Hörte ein Rascheln. Ein Luftzug strich über seine nackten Arme. In seinem Nacken stellten sich die Härchen auf. Schauder liefen ihm über den Rücken. Er ballte die Fäuste.

    Jetzt bist du dran, Eddie.
    Wir besorgen es dir richtig. Vielleicht ein paar hübsche Schnitte im Dunkeln in dein Gesicht.
    Nein, das werden sie nicht tun. Ich schlage sie k. o.
    Mit geballten Fäusten wartete er.
    Und wartete.
    Er stellte sich den Sadist mit dem Nachtsichtgerät vor.
    Er kann dich sehen. Du kannst ihn nicht sehen. Er hat dich in seiner Gewalt. Du siehst nichts im Dunkeln.
    Aber er sieht gut, Eddie. Er sieht sein Opfer.
    Vielleicht fallen sie wieder über Virginia her. Schneiden sie erneut. Dann wird sie wieder schreien. Und stöhnen.
    Das würde dir gefallen, oder, Eddie?
    Nenn mich nicht Eddie.
    Willst du sie schreien hören? Willst du, dass sie wieder »bitte« sagt, auf die Art, die es zwischen deinen Beinen pulsieren lässt?
    Mein Gott, warum ging immer die Fantasie mit ihm durch? Er konnte diese quälenden Gedanken nicht abschalten. Teuflische Gedanken. Er stellte sich Virginia halbnackt unter der Decke vor. Vielleicht wurde ihr wieder etwas angetan … vielleicht spürte sie den kalten …
    Uh.
    Ed blinzelte, als das Licht flackernd anging. Er blickte sich um. Dieses Mal hatte er damit gerechnet, denjenigen zu sehen, der sie gefangen hielt. Aber der Raum war leer. Leer bis auf die drei Käfige mit ihren Insassen.
    Virginia setzte sich auf. Sie hielt die Decke über ihren Brüsten fest.
    Marco stieß ein Johlen aus. »Na also! Es gibt Frühstück! «

    Eds Blick wanderte durch den Raum. Ein Tablett stand hinter den Gittern seines Käfigs. Es war eines dieser Dinger, die man im Flugzeug bekam, mit mehreren Vertiefungen darin. In einer Mulde lag ein Muffin, in einer anderen Rührei. In der dritten befanden sich gebratene Speckstreifen. Neben dem Tablett stand eine Tasse mit schwarzem Kaffee.
    »Ed. Iss alles auf«, sagte Virginia.
    »Mein Appetit war schon mal größer.« Er grinste grimmig.
    »Iss alles. Stärke dich. Bleib bei Kräften, Ed. Um Gottes willen, bleib bei Kräften.«
    Warum?
    Was wird mit mir geschehen?
    Beinahe hätte er die Fragen laut gestellt, aber etwas hielt ihn zurück.
    Er hatte ohnehin den Verdacht, dass er es schon sehr bald herausfinden würde.
    Drüben in seinem Käfig hatte Marco das Tablett durch die Lücke zwischen den Stäben zu sich hereingezogen und begonnen zu essen. »Nicht heiß, aber gut«, trällerte er. »Hm, geräucherter Speck.«
    Jetzt kannte Ed den Grund, aus dem das Essen auf diesen Flugzeugtabletts serviert wurde. Sie waren so schmal, dass sie durch die Gitter passten. Der Muffin schmeckte erstaunlich gut. Jemand hatte einen großzügigen Spritzer geschmolzene Butter hinzugefügt. Das Rührei war mit schwarzem Pfeffer gewürzt, so wie er es gern mochte. Scharf. Dadurch kamen ihm die lauwarmen Eier ein wenig heißer vor. Der Speck war auf dem Weg von der Küche zu den Käfigen ebenfalls abgekühlt. Aber er schmeckte nicht schlecht. Der Kaffee war nicht heiß, aber stark.
Da er kein Besteck hatte, aß er wie seine beiden Mitgefangenen mit den Händen und wischte mit dem Muffin die Reste vom Tablett. Ihm fiel auf, dass die beiden anderen hungrig und genussvoll das einfache Mahl verschlangen. Virginia hatte sich zum Essen von ihm abgewandt.
    Ihr Rücken war nackt. Mit einer Hand warf sie ihr langes

Weitere Kostenlose Bücher