Der Kaefig - Roman
Schrotflinte getötet. Zweifellos hatte er auch dieselbe Schaufel benutzt, in derselben Gegend gegraben, das Metallblatt in die Erde gestoßen mit demselben widerlichen Knirschen, das klang wie eine Axt, die durch festes Fleisch fuhr.
Callahan war in dieser Nacht gestorben.
Vielleicht …
Imad erschauderte, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und schaufelte weiter.
Er grub, bis eine Hand aus der Erde schwang und nach der Schaufel schlug. Mit einem Aufschrei sprang er nach hinten. Die Hand fiel zurück in die dunkle Grube.
Er trat vorsichtig an den Rand des Lochs und spähte hinein. Ein Arm war von der Schulter bis zu den Fingerspitzen
freigelegt. Das Schaufelblatt hatte vermutlich genau die Armbeuge getroffen, so dass die Hand nach oben geschnellt war und gegen die Schaufel geschlagen hatte.
Trotzdem konnte er sich nicht überwinden, weiterzugraben.
Er füllte das Loch wieder auf.
Versteckte die verrottende Leiche ein zweites Mal.
Der Gestank …
Imad musste würgen.
Mit großer Mühe schleppte er die Leichen durchs Haus und aus der Vordertür hinaus. Er warf sie in den Kofferraum des Mercedes.
Dann fuhr er viele Kilometer durch die Nacht.
An einer dunklen Straße durch den Wald lud er sie aus. Er legte die Plastiksäcke zurück in den Kofferraum, weil er befürchtete, es könnten Fingerabdrücke darauf sein. Dann stieg er wieder ins Auto. Als er zurücksetzte, beschienen die Scheinwerfer Hydras grünes Kleid.
Jemand könnte sich daran erinnern. Es war teuer. Exklusiv. Davon gab es nicht viele. Man könnte sich an das Paar erinnern, das dieses Kleid gekauft hatte: der dunkle kleine Mann mit dem Mädchen, das jung genug war, um seine Tochter zu sein, aber es wegen der hellen Hautfarbe offensichtlich nicht war. Nein. Sie hatten eine andere Beziehung; selbst der Dämlichste konnte sich vorstellen, welcher Art diese Beziehung war.
Imad stieg noch einmal aus dem Wagen. Er bemühte sich, nicht die schreckliche Stelle anzusehen, wo sich einmal ein Teil ihres Gesichts befunden hatte, während er ihr das Kleid auszog.
Er fuhr rückwärts auf die Straße zurück. Im grellen Licht der Scheinwerfer sah ihre Haut aus wie roher Teig.
Imad erinnerte sich an das Vergnügen, das ihm dieser Körper bereitet hatte. Wie sie gestöhnt und sich unter ihm gewunden hatte. Die spitzen Brustwarzen. Wie sie sich unter seiner forschenden Zunge verhärtet hatten.
So eine Schande.
Aber sie war habgierig und dumm gewesen … und rücksichtslos mit ihren Freunden umgegangen. Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben. Wenn es nicht hier und jetzt geendet hätte, wäre es am Rand einer anderen einsamen Straße, in einer anderen Nacht, mit anderen Verletzungen zu Ende gegangen.
Er fuhr los.
Das Scheinwerferlicht strich über sie hinweg und ließ sie in der Dunkelheit zurück.
20
Tag wachte in dem sonnigen Schlafzimmer auf. Ein Laken schützte ihn vor der frischen Morgenbrise. Er lag auf der Seite, mit dem Rücken zu Susan. Ihre Hand lag auf seiner Hüfte.
»Morgen«, sagte er.
»Hallo.«
Sie schmiegte sich an ihn, ihre Brüste drückten gegen seinen Rücken, ihr warmer Schoß gegen seinen Hintern, die Oberschenkel gegen die Rückseite seiner Beine. Er spürte ihre Lippen an seinem Nacken.
»Gut geschlafen?«, fragte sie.
»Mh.«
Er drehte sich um und umarmte sie. Sie war unglaublich weich und warm. Er küsste die Biegung ihres Halses, die kleine Kuhle unter ihrer Kehle. Kurz verweilte er bei ihren Nippeln, nahm sie in den Mund, strich mit der Zunge darüber. Seine Hand glitt zwischen ihre Beine. Das Telefon klingelte.
»Verdammt«, murmelte sie. Sie drehte sich um und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
Sie hörte zu.
»O mein Gott. Ich verstehe … klar … ja, okay … ich bin gleich da.« Sie legte auf.
»Was ist passiert?«
»Die Wachleute. Sie sind letzte Nacht ermordet worden.
Beide.« Sie verzog das Gesicht, als würde sie etwas Übles riechen. »Ihre Kehlen wurden aufgerissen.«
»Ihre Kehlen? Auf die Art ist auch Callahan gestorben. Hatten die Wachleute Hunde dabei?«
»Ich glaub nicht.«
»Lass uns rüberfahren und sehen, was los ist.«
»Deswegen haben sie angerufen. Sie wollen, dass ich nochmal die Callahan-Sammlung überprüfe, um zu sehen, ob außer der Mumie etwas fehlt.«
»Ist sie wieder weg?«
Susan nickte. »Sie haben das Museum schon durchsucht. «
»Haben sie auch auf dem Männerklo nachgesehen?«
»Wahrscheinlich als Erstes.«
Sie setzte sich auf. Tag sah zu und erwärmte sich am Anblick
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