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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Taschenlampe fallen. Stützte mit der Linken sein rechtes Handgelenk. Zielte. Schoss vier Kugeln ab. Die Detonationen erfolgten so schnell hintereinander, dass es wie eine einzige durchgehende Explosion klang.
    Er wusste, dass die Kugeln trafen. Zwangsläufig. Die Entfernung war ein Witz. Eine Armlänge. Aber hielten sie das Ding auf?
    Den Teufel taten sie.

    Es stürzte sich auf ihn. Das rote Haar eine wogende Masse um das verschrumpelte Gesicht. Großer Gott, es sah aus, als wäre der Kopf der Kreatur in Flammen aufgegangen. Wirbelnde Rot- und Goldtöne; das Haar ließ den Körper doppelt so groß erscheinen.
    Als die Kreatur bei ihm war, rammte er den Lauf gegen ihre Brust und schoss seine beiden letzten Patronen ab.
    Sie zuckte kaum beim Einschlag der Kugeln. Es war, als schösse er auf einen Karton. Korditrauch stieg auf.
    Finger griffen nach seinem Gesicht und seinem Haar. Klauenartige Finger. Finger mit sich aufrollenden, verwachsenen Nägeln. Gonzalez stolperte zurück, stürzte auf den Treppenabsatz und verlor den Revolver. Die Waffe schlitterte über den Marmorboden, und Funken stoben auf.
    Das Gesicht drang mit schnappenden Kiefern auf ihn ein; die augenlosen Höhlen irgendwie gierig. In ihrer Leere lag mehr als nur Dunkelheit. Etwas Ungesehenes, Hungriges, Böses, Mörderisches.
    Er versuchte, den schnappenden Mund wegzustoßen. Die trockene dürre Zunge bewegte sich hinter den Zähnen. Gonzalez drückte die erhobenen Hände gegen den verschrumpelten Kopf, wollte ihn sich vom Leib halten. Der Kopf drehte sich schnell, wirbelte die Mähne durch die Luft, so dass die uralten Haare in Gonzalez Mund fielen und staubige Locken in seine Kehle drangen. Er verkrampfte sich und würgte an seinem Mund voller Haare.
    Der Kopf glitt ihm aus den Händen. Die Zähne erwischten zwei seiner Finger. Er spürte den Biss, hörte das Splittern der Knochen und sah, wie seine Hand mit tropfenden Stümpfen herabsank.

    Das Ding krallte sich in sein Gesicht. Er schrie auf, als ein Nagel sein linkes Auge durchbohrte.
    Er hörte die Zähne zuschnappen.
    Er hörte Fleisch zerreißen, als sie seine Kehle fanden.
    Er hörte …
    … nichts mehr.

17
    Die rothaarige Frau mit den grünen Augen beobachtete Ed, als er aufwachte. Sie lag auf der Seite und spähte durch die Gitter ihres Käfigs.
    Ed Lake wartete darauf, dass sie etwas sagte.
    Aber sie tat es nicht.
    Sie bewegte sich auch nicht.
    Sie betrachtete einfach nur sein Gesicht.
    Ed dachte daran, wie er vor wenigen Stunden zugehört hatte, während sie im Dunkeln gequält worden war. Er brannte innerlich vor Empörung darüber, dass jemand so etwas Schreckliches tun konnte …
    … und auch vor Scham darüber, dass ihre Schreie ihn irgendwie auch etwas erregt hatten.
    Verdammt, er hatte gedacht, sie hätte Sex. Dass sie es genießen und nicht leiden würde.
    Aber deshalb war es noch lange nicht in Ordnung, oder? Er erinnerte sich daran, wie er seinen Blick nicht von ihrem nackten Rücken hatte abwenden können, als das Licht angegangen war. Erst nachdem sie sich umgedreht hatte, hatte er sehen können, dass die Haut um ihre Brustwarzen von strahlenförmigen Schnitten zerfurcht war.
    Und jetzt …
    Tja, jetzt starrte sie ihn einfach mit diesen grünen Augen an.

    Was sollte man sagen in so einer Situation? Wenn man in einem Käfig eingesperrt war? Wenn der Fremden im Käfig nebenan soeben die Brüste aufgeschlitzt worden waren?
    Hallo Süße. Warum bist du so aufgekratzt?
    Wohl kaum.
    Ihre Nippel mussten höllisch wehtun.
    Aber sie ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Ihr Blick war fest.
    Schließlich musste er etwas sagen, auch wenn es völlig geistlos war: »Ist alles in Ordnung?«
    Sie antwortete nicht. Starrte ihn einfach nur weiter an.
    »Es tut mir leid, was sie mit dir gemacht haben. Es war schrecklich. Ich meine, es muss …«
    Ihr Blick bohrte sich in seine Augen.
    Er ballte die Faust. »Man sollte diesem Dreckschwein den Kopf abreißen … einfach abreißen, diesem miesen Schwein.«
    Sie sah ihn weiter an. »Nimm dir nicht so sehr zu Herzen, was passiert ist«, sagte sie.
    »Aber … verdammt, es war barbarisch … wie du blutest. «
    »Ich halt das schon aus.«
    »Die Verstümmelung vielleicht, aber …«
    »Hör zu, weißt du, was die Alternative ist?«
    »Die Alternative?«
    »Die Alternative ist viel schlimmer. Frag Marco.«
    »Das stimmt«, meldete sich Marco hinter ihm. Ed blickte zu dem blonden Mann in dem anderen Käfig. »Die Alternative ist … krrrk .« Er

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