Der Kaiser des Abendlandes
seinen Rappen brachte. Er stieg in den Sattel und murmelte: »Inshallah!«
Von den neugierigen Blicken der Arbeiter und Sklaven verfolgt, verließen sie langsam das Gelände der Schmieden und Schmelzen.
Als sie außer Hörweite von Abu Lahab und weit genug vom Lärm der Werkstätten entfernt waren, beugte sich Sean aus dem Sattel zu Suleiman hinüber und fragte: »Na, warst du zufrieden mit dem Ungläubigen Nicolaus?«
»Du warst großartig, Sean.« Suleimans Lachen klang erleichtert. »Er hat uns, so scheint es, alles geglaubt. Er wird dir wertvolle Geschenke machen, glaube ich, damit du den Kaiser in seinem Sinn beeinflusst.«
»Das habe ich mir auch gedacht«, sagte Sean. »Ich werde Henri und den anderen Freunden viel erzählen können.«
Suleiman gab den Zügel frei und antwortete grinsend: »Aber du solltest dich nicht in uferlosen Schilderungen über deine leidenschaftlichen Ausschweifungen mit Layla ergehen.«
»Darüber werde ich schweigen wie ein Grab«, versicherte Sean.
Suleiman zeigte Sean das Haus von Abu Lahab, begleitete ihn bis zum Haus der Gefährten, begrüßte hastig die Freunde und ritt zurück, Seans Rappen am langen Zügel hinter sich.
Sean ließ sich auf einen Hocker fallen, wischte sich Ruß und Staub aus den Augen und sagte: »Zuerst ein Bad und ein paar Becher von Maras gutem Sud. Ich hab euch viel zu erzählen.« Er strahlte Uthman an und fügte hinzu: »Madina el-Ramla ist ein kleines Paradies. Weiter sind wir nicht geritten, dort haben wir gewartet.«
7
Gerüchte
Abdullah, drei seiner Männer und Abu Lahab besuchten am nächsten Tag den Basar und die Souks. Abu Lahab schob sich durch die Käufer und Warenstände, bis er Seyam, den Gewürzhändler, zwischen seinen Säcken, Truhen und Körben entdeckte. Er hob grüßend die Hände und rief:
»As-Salaam aleykum, o Seyam. Wie laufen die Geschäfte? Würzt man reichlich und zufriedenstellend?«
Sie umarmten sich flüchtig. Seyam erwiderte den Gruß und zeigte auf die pulvrigen, körnigen, gehackten und gezupften Gewürze, Schoten und Blätter, die ihn in allen leuchtenden Farben und mit hundert verschiedenen kräftigen Düften umgaben. Von der Decke hingen in dicken Zöpfen und an langen Schnüren Zwiebeln, Lauch und trocknende Würzblätter.
»Ich bin nicht unzufrieden, o Abu Lahab. Es könnte mehr sein, aber Allah belohnt die Genügsamen. Was führt dich zu mir und meinen köstlichen Spezereien?«
»Du sollst es als einer der Ersten erfahren, Seyam. Große Veränderungen stehen bevor.«
Der Händler schien sich darüber zu wundern, dass Abu Lahab schon am Morgen nicht etwa seine Schwertschmiede beaufsichtigte, sondern in teuren Gewändern und im Schmuck seiner Ringe im Basar umherspazierte. Er zog Abu Lahab ins Innere seines Verkaufsstandes und bedeutete einem Gehilfen, die Käufer zu bedienen.
»Große Veränderungen? Was sollte sich ändern? Geht die Sonne zukünftig am Mittag auf?«
Abu Lahab lachte, schüttelte den Kopf und setzte einen verschwörerischen Gesichtsausdruck auf. Er redete leise auf den Gewürzhändler ein.
»Die Sonne bewegt sich wie immer. Aber große Dinge werden geschehen. Ungläubige werden sich vor Allah zu Boden werfen! Großer Glanz wird herabscheinen auf die Stadt und das Umland. Und viel von diesem Glanz wird auch auf den armen, fleißigen Abu Lahab fallen.«
Der Händler nickte. Er schien nur mäßig beeindruckt.
»Armer, fleißiger Abu Lahab, hat dich der Glanz aus deinen Goldtruhen noch nicht genug geblendet? Brauchst du tatsächlich noch mehr Glanz?«
»Ja, noch mehr. Man wird erfahren, dass ich in die Geschicke Jerusalems eingreife. Alle in der Stadt werden sich wundern, werden sprachlos sein vor Staunen. Wir, die Muslime, die Christen und die Juden. Alle. Und die Studenten und Pilger werden meinen Ruhm in die ganze Welt hinaustragen.«
»Das kann ich nicht glauben. Willst du den Emir erdrosseln? Verzeih – erdrosseln lassen, von bezahlten Assassinen? Ein Scherz, Abu Lahab.«
»Kein Scherz, Seyam. Dem Emir wird kein Haar gekrümmt. Er wird sich in meinem Glanz sonnen können.«
»Sag schon: Was hast du vor?«
Abu Lahab murmelte, die Hand am Mundwinkel: »Ich kann es noch nicht sagen. Du wirst es bald erfahren. Niemand wird für möglich halten, was der arme Abu Lahab zustande gebracht hat. In einem Monat, nehme ich an, wird das Wunderbare geschehen. Alle Muslime werden mich lobpreisen und zum Dank Hunderte und Tausende Schwerter und Dolche kaufen!«
»Der
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