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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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saß, das Schwert neben seinem Fuß, Sean gegenüber, sodass er den Felsspalt im Blick behielt.
    Ohne viel zu reden, aßen und tranken sie, ordneten die Reste und sicherten die Glut. Sie breiteten ihre Mäntel aus, Sean schob ein dickes Stück Holz näher zur Feuerstelle und legte eine Fackel daneben. Dann warf er den Köcher über die Schulter, nahm den Bogen und nickte Suleiman zu.
    »Tushbi alal-cheer. Gute Nacht.«
    Er bewegte sich in den Spalt hinein und verschmolz mit der Dunkelheit. Suleiman streckte sich auf dem Mantel aus, starrte ins Feuer und glaubte, dass ihn daraus unentwegt ein großes, rotes Auge anblinzelte.
    Lange nach Sonnenaufgang, als die langen Schatten vor den Reitern schrumpften und ihnen nicht mehr so weit vorauseilten, hob Sean den Arm und drehte sich zu Suleiman um.
    »Da ist er wieder. Dort vorn, Suleiman!«
    Vor wenigen Augenblicken hatten sie die Straße nach links verlassen. Nach den Felsen und Bergen in ihrem Rücken ritten sie jetzt durch hügeliges, von kärglichem Grün bedecktes Gelände. Der schmale Weg wand sich zwischen Inseln aus Buschwerk, flachen Dünen und versteppten Weiden. Suleiman sprengte an Seans Seite und fiel neben ihm in Trab.
    »Der Weißgekleidete, der seit Jerusalem vor uns herreitet? Ja. Jetzt sehe ich ihn auch.«
    Sie trabten weiter, auf dem schattenlosen Weg, der leicht abwärts führte. Einige Meilen scharfen Galopps trennten den fremden Reiter von Sean und Suleiman.
    Nach einer Weile meinte Suleiman: »Ein Mann, der ebenso nach Westen reitet wie wir. Fällt dir an ihm etwas Besonderes auf, Sean?«
    »Nichts Besonderes. Außer dass er ausgezeichnet reitet und seine Tiere schont.«
    Suleiman zog den Zügelhandschuh straff. »Wenn wir ihn überholen, wissen wir’s genauer«, rief er und preschte voran.
    Sean tat es ihm nach. Die beiden jungen Männer spornten ihre Pferde an und galoppierten über glühenden Sand, heiße Steine und verwelktes Gewächs hinweg. Hinter ihnen hob sich, wie auch hinter dem einsamen Reiter vor ihnen, ein dünner Staubschleier, der in der Sonne glitzerte.
    Eine Stunde, eine zweite vergingen. Weit voraus versteckte sich Madina el-Ramla in der flirrenden heißen Luft.
    Wieder war es Sean, der nach rechts und links vorausdeutete und rief: »Da, drei oder vier Reiter. Zwei kommen von rechts, die anderen erscheinen gleich hinter den Felsen mit den Krüppelpalmen.«
    »Sie reiten auf den einsamen Reisenden vor uns zu«, sagte Suleiman. »Wenn ich nicht halb blind und ziemlich dumm bin, würde ich sagen, dass es sich um einen Überfall handelt!«
    Ihre Pferde gingen im Trab. Sean und Suleiman beobachteten nicht nur den Weg vor ihnen, sondern auch die fünf Reiter. Ungefähr zwei Bogenschüsse trennten die Angreifer von ihrem Opfer, das sie gerade bemerkt hatte. Einige Dutzend Atemzüge später gab es für die Freunde keinen Zweifel mehr. Die vier Reiter – alle ritten braune Pferde – verfolgten den Mann und holten mehr und mehr zu ihm auf. Der Verfolgte trieb seine Tiere an. Im selben Moment war ganz deutlich aufblitzendes Metall zu sehen.
    »Jetzt wissen wir’s genau!«, schrie Sean. »Helfen wir ihm?«
    »Das fragst du, Ritterlein?«
    »Schon gut. Denk an unsere Gäule!«
    Wieder spornten sie die Pferde zum Galopp an. Noch waren die Tiere nicht besonders erschöpft; sie hielten die harte Gangart noch eine Weile durch. Sean nahm den Bogen von der Schulter und griff nach einem Pfeil im Rückenköcher. Nur noch ein Bogenschuss trennte die Verfolger von dem Reiter, der in den Steigbügeln stand und sich weit vorbeugte. Spätestens jetzt wusste er, dass er verfolgt wurde und überfallen werden sollte.
    »Wir erreichen ihn nicht schnell genug«, rief Sean.
    »Doch! Er wird sich wehren.«
    Die Entfernung zwischen den Verfolgern, dem Verfolgten und Sean und Suleiman schrumpfte zusehends. Beide bemühten sich, selbst schwitzend und nach Atem ringend, die Pferde nicht zu schinden, aber sie stoben im Galopp auf dem Sandweg. Der Verfolgte floh in rasendem, kräftezehrendem Galopp, aber auch in seiner Hand glänzte Stahl.
    Sean, der auf der Straße nach Jerusalem auf ähnliche Weise angegriffen und gefangen genommen worden war, sagte sich im Stillen, dass es in dieser Gegend genügte, allein zu reiten, um Plünderer, Räuber, Diebe und Vergewaltiger anzulocken.
    In langsamerem Galopp näherten sich Suleiman und Sean der Sandfläche, die einem trockenen Wadi glich, durch das die fünf Reiter hetzten. Noch waren sie nicht aufeinandergeprallt. Die

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