Der Kaiser des Abendlandes
schnelle Folge kleiner Blitze und Lichtreflexe. Dabei schrie er unverständliche Worte und Flüche. Klirrend schlugen Schneiden gegen Schneiden, und als der zweite Räuber sein Pferd herumwirbelte, um einem stürmischen Angriff des Verfolgten zu entgehen, schoss Sean den dritten Pfeil ab.
Die vierkantige Spitze bohrte sich unterhalb der Rippen in den Oberkörper des Halunken. Er stieß einen ächzenden, gurgelnden Schrei aus, der vom Blut erstickt wurde, das stoßweise aus seinem Mund quoll. Im gleichen Augenblick gelang es dem letzten Banditen, einen Angriff des Verfolgten abzuwehren. Er starb durch einen Schwerthieb, den Suleiman waagerecht durch die Luft führte und der seinen Kopf vom Rumpf trennte. Plötzlich schienen alle Pferde gleichzeitig zu wiehern; Sean senkte den Bogen, ließ sein Pferd in einem engen Kreis um die Kampfstätte traben und warf den Bogen auf den Rücken.
Sie alle waren erschöpft, schwitzten, waren unfähig zu reden und standen mitten in der Auslauffläche des Wadis, wo der Sand in kümmerliche Gewächse überging.
»Allahu akbar.« Der Fremde fand zuerst seine Sprache wieder. »Gott ist groß. Eure Hilfe ist größer. Ohne euch wäre ich tot.«
Mit bedächtigen Bewegungen stiegen Suleiman und Sean aus dem Sattel, knüpften die Ziegenbälge ab und tranken das lauwarme Wasser wie Verdurstende.
»Daran ist viel Wahres, Gevatter«, sagte Suleiman und tränkte den Ärmel seines Gewands, um sich damit Staub und Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. »Kennst du die Räuber, die hinter dir her waren?«
»Ganz und gar nicht, o hilfreicher Dschinn aus dem Mittagssand«, antwortete der schmalgesichtige Reiter, der versuchte, sein schweißnasses Haar zu trocknen. Er war vielleicht zehn Jahre älter als Sean und Suleiman; ein sehniger, hochgewachsener Mann mit scharfen Falten im Gesicht. »Ein Pferd, viel Gepäck, ein starkes Maultier – das sind drei gute Gründe, einem harmlosen Reiter Leben und Besitz zu nehmen.«
»Weil wir das wissen, Fremder«, erwiderte Suleiman, »haben wir dir geholfen. Nun besitzen wir vier Pferde mehr, etliche Waffen und das, was vor einigen Atemzügen des Propheten noch diesen Halunken gehört hat.«
»Ich bin Chalid«, sagte der Reiter, streckte beide Arme aus und packte Seans und Suleimans Handgelenke. »Lasst uns sehen, was die Räuber bei sich haben. Was wir finden, wollen wir gerecht teilen.«
»In Madina el-Ramla werden wir gegen die Gebote verstoßen«, schlug Sean vor, nachdem sich die Männer einander vorgestellt hatten, »und unseren Sieg mit lauwarmem Wein feiern.«
»Und diese da?« Suleiman wies zu den Pferden und den Toten, den tiefen Spuren im Sand und dem Maultier, das mit tief hängendem Kopf dastand.
»Geier, Adler, Wüstenfüchse und Rabenvögel«, schlug Chalid mit kaltem Lächeln vor. »Bald sind sie nichts mehr als weiße Knochen im Sand.«
»Deine Worte zeugen von Härte, Kälte und Gleichgültigkeit, o Chalid«, sagte Sean vorsichtig.
Chalid zuckte mit den Schultern und beendete das Säubern seiner Schwertklinge mit heißem Sand und einem gelben Turbanfetzen eines der Toten. »Hättet ihr mir nicht geholfen, wären es meine eigenen Knochen. Wohlauf, es ist noch eine gute Strecke bis zur kühlen Oase!«
»Du kennst sie? Madina el-Ramla?«, fragte Suleiman.
Chalid nickte. »Seit langem. Aber das ist eine andere Geschichte.«
»Sei’s drum!« Seans Arm wies auf die Sonne, die fast senkrecht über ihren Köpfen stand und versuchte, den Sand und die Felsen zu schmelzen. Bald würden die ersten Geier ihre Kreise ziehen und den Weg zu den Leichen zeigen. »Es ist nicht einfach, Plünderer auszunehmen.«
»Bevor wir hier an Sonnenwahnsinn sterben…«, sagte Sean und lief auf das erste Pferd zu, das stehen geblieben war und durstig die Nüstern über dem heißen Sand hin und her bewegte.
Suleiman fing die übrigen Pferde der Getöteten ein und tränkte sie aus dem Vorrat des Packtiers. Die Felle der Tiere waren staubbedeckt, und schwarze Bahnen aus Schweiß liefen an den Flanken und Schenkeln herunter. In der großen Hitze dauerte es einige Zeit, bis sie die Toten halb entkleidet und flüchtig verscharrt hatten. Die Pferde waren jung und kräftig, die Räuber schienen wenig Mangel gelitten zu haben. Auch die Sättel zeugten von Wohlstand, denn sie waren wie das Zaumzeug durchaus wertvoll, wenn auch nicht neu. Zu Herkunft, Namen oder Familie fanden sie bei den Toten allerdings keinen Hinweis.
Die Reiter versorgten die Pferde, wuschen ihnen
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