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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Verfolger schienen Sean und Suleiman nicht bemerkt zu haben. Sie hingen über den Hälsen ihrer Pferde und ritten jetzt zu viert nebeneinander hinter dem Verfolgten her. Rechts und links der lang gezogenen Sand- und Geröllzunge erhoben sich niedrige Felsen, die Schritt um Schritt in höhere Wände übergingen, in die felsigen Ufer eines ausgetrockneten Flusses.
    Jetzt trennten nur noch hundert Galoppsprünge die beiden Reiter von den Verfolgern. Sean setzte den Pfeil auf die Sehne und hielt den Bogen bereit. Zuerst hatte der festgebackene Sand das Geräusch der Hufe, das Keuchen der Tiere und die Schreie der Verfolger gedämpft und halb verschluckt; jetzt begannen die Geräusche als scharfe, klappernde Echos von den immer höher aufstrebenden Felswänden widerzuhallen.
    »Du rechts, ich links!«, schrie Suleiman und zog über die linke Schulter sein Schwert aus der Scheide. »Gleich werden sie ihn umgebracht haben.«
    Der Verfolgte floh in halsbrecherischem Galopp. Bald würden seine Tiere erschöpft sein, oder er würde sie zuschanden reiten. Wusste er, wer ihn überfiel, und warum? Gnadenlos brannte die Sonne aus dem azurblauen Himmel herunter. Weit und breit war kein anderes menschliches Wesen zu sehen. Sean und Suleiman schwitzten, ihre Pferde keuchten und begannen ihre Kräfte zu verlieren. Von zwei Seiten drangen jetzt die Verfolger mit geschwungenen Schwertern auf den Einzelnen ein. Suleiman stieß ein lautes, lang gezogenes Trillern aus, aber auch diese Warnung schreckte die Angreifer nicht ab.
    »Sie sind wild entschlossen!«, schrie Suleiman. »Drei gegen vier! Wir treiben sie in die Flucht!«
    Sean stand in den Steigbügeln auf, fing die Stöße des Pferdekörpers mit den Knien ab, spannte den Bogen bis an sein Kinn und zielte so gut er es vermochte. Dann ließ er den Pfeil los, der kaum sichtbar durch die Luft surrte und einen Verfolger unterhalb des Nackens in den Rücken traf. Sean glaubte, erkannt zu haben, dass das Geschoss zwei Handbreit tief in den Körper eingedrungen war. Aber noch während er nach dem nächsten Pfeil griff, bäumte sich das Pferd des Getroffenen auf und schleuderte ihn aus dem Sattel. Er rutschte, die Zügel in der Hand, die Arme in die Höhe gerissen, über die Kruppe des scheuenden, auskeilenden Pferdes und stürzte, in einer kleinen Sandwolke, zu Boden, ohne die Zügel loszulassen.
    Sein Pferd wurde halb herumgerissen, senkte den Kopf und kippte, sich halb überschlagend, in den Sand. Als es sich, grell und schmerzhaft wiehernd, aufzurichten versuchte, stob Sean an ihm vorbei und sah, Suleiman zu seiner Linken, dass die anderen Reiter von dem Angriff auf ihren Kumpanen nichts bemerkt hatten.
    Sein zweiter Pfeil schoss über kurze Entfernung nach links. Seine Bahn verlief zwei Ellen hinter Suleimans Kopf zwischen dessen Pferd und dem Packtier, das den schnellen Ritt bisher gut überstanden zu haben schien.
    Obwohl Sean nicht damit gerechnet hatte, traf sein Pfeil einen weiteren Angreifer. Der Mann hielt sein Schwert hoch über den Kopf, und das Geschoss traf ihn unterhalb des rechten Arms seitlich in die Brust. Der Reiter stieß einen kreischenden Schrei aus, riss am Zügel, warf sein schweißüberströmtes Pferd nach links herum und rutschte aus dem Sattel. Als das eigene Packtier vorbeigaloppiert war, sah Sean aus dem Augenwinkel, dass der Braune die Vorderbeine in den Sand stemmte und in einer gelben Fontäne stehen blieb.
    Die Zügel, die das Packtier hinter Suleiman hielten, lösten sich und flogen in wirren Schleifen durch die Luft. Binnen weniger Schritte wurde das Tier langsamer und blieb schließlich hinter den Reitern zurück.
    Die beiden verbliebenen Angreifer hatten ihr Opfer fast erreicht. Sie schienen fest entschlossen, ihn anzugreifen, obwohl sie inzwischen bemerkt hatten, dass Sean und Suleiman ihre Pläne zu durchkreuzen trachteten. Der Verfolgte schleuderte jetzt die Zugzügel seines Packtiers fort, hielt plötzlich das Schwert in der Linken und zügelte sein Pferd. Sean und Suleiman sahen unter dem Kopftuch schwarze Augen blitzen.
    Der Verfolgte ließ sein Pferd im Kreis drehen. Von zwei Seiten wurde er angegriffen. Sean zog den dritten Pfeil aus dem Köcher und spannte die Sehne. Aber die drei Reiter bewegten sich so schnell umeinander, dass er nicht sicher war, wen er treffen würde.
    Als zwei Schwerter aufeinander klirrten, ritt Suleiman rücksichtslos zwischen die Kämpfenden hinein. Sein Schwert wirbelte durch die Luft und hinterließ eine rasend

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