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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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schmerzen«, sagte Sean. »Ich werde mich wieder ins Haus meiner neuen Freunde zurückziehen!«
    »Allah sei mit dir. Sie werden dir gewiss helfen, mit deiner Enttäuschung fertig zu werden. Salaam!«
    Sie blickten sich kurz an und gingen dann auseinander. Sean fiel eine schwere Last von den Schultern. Als er kurz darauf wieder beim Haus der Gefährten angekommen war, stieg er sofort die Stufen zum Dach hinauf, wo Suleiman bereits auf ihn wartete. Er hatte alles mit angesehen, die Hälfte der Worte verstanden und war, nachdem sich das Hoftor geschlossen hatte, zu den Gefährten gerannt.
    »Es war eigentlich eine traurige Vorstellung«, sagte Sean, nachdem er den Freunden berichtet hatte, was vorgefallen war, und nahm einen gefüllten Weinbecher entgegen, den Henri ihm reichte, »aber es ist dennoch zum Lachen. Abu Lahabs großartige Träume sind, wenigstens zum Teil, zerplatzt.« Als er Suleimans Erleichterung sah, fügte er hinzu: »Aber dein Vater ist auch davon überzeugt, dass deine Leidenschaft für Mariam schlagartig ins Gegenteil umkehren wird, wenn du die vermeintliche Wahrheit erfährst. Er glaubt keinen Moment daran, dass sie sich dir hingegeben haben könnte.«
    »Hat sie auch nicht«, gestand Suleiman trotzig. »Sie will, dass ich sie als unberührte Braut in mein Haus hole. Und ich will das auch.«
    Joshua, Uthman und Henri saßen schweigend da und dachten über alles nach. Ob sie den Sieg über Abu Lahab davontragen konnten, war noch immer nicht sicher. Aber einige seiner schrecklichen Pläne hatten sie durchkreuzen können. Sean und Suleiman hatten sich wie wahre Helden geschlagen, und alles, was sie unternommen hatten, zeugte von großer Klugheit und von ebenso großem Mut.
    Sean stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und sah Henri an. »Ich habe meine Rolle als Wesir Nicolaus fast zu Ende gespielt. Nun bist du an der Reihe, als Kaiser. In ein paar Nächten werden wir alle beim Haus mit der schwarzen Tür versammelt sein. Das wird die letzte Enttäuschung für den Fürsten der tausend Schwerter werden.«
    »Ich werde ihn überzeugen«, versprach Henri. Uthman hob die Fäuste, und Joshua kicherte in Vorfreude. »Er wird nicht unvorbereitet kommen.«
    »Dessen kannst du sicher sein, bei Allah!«
    »Aber auch wir werden gut vorbereitet sein«, sagte Uthman grimmig.
    Suleiman nahm Sean den Becher aus den Händen, lachte und sagte leise: »Ein furchtbarer Tag geht zu Ende. Ich glaube, ich brauche mehr als nur einen Schluck Wein!«
    »Inshallah!«, murmelte Joshua.

 
    11
     
     
     
    Das Haus mit der schwarzen Tür
     
    Henri hatte seinen Bart sorgfältig gestutzt und sein Gesicht mit einem Sud gebräunt, den Mara und Uthman zusammengerührt hatten. Er trug seinen Leinenüberwurf und Beinschienen über den Stiefeln, Schwert und Schwertgurt und Pumphosen. Den Mantel hatte er zusammengefaltet über der Schulter, aber das Kreuz hatte Mara abgetrennt. Seinen Helm hatte er unter der Achsel, den Sturmriemen um den Oberarm geschlungen. Während er neben Uthman durch ruhige Gassen schritt, schweiften seine Erinnerungen ab und wichen den Gedanken an die vielen Stätten in der Stadt und außerhalb der ehemaligen Mauern, die er während des Jahres aufgesucht hatte, eine nach der anderen. Dort, im stillen Gebet, hatte er an das Wirken und Leiden und an den Tod des Herrn gedacht, und sein Glaube war stark geblieben oder stärker geworden, jetzt, da er fünf Jahrzehnte alt und müde geworden war.
    »Heute bekommen wir den jungen Juden frei«, sagte Uthman, der sich ebenfalls bewaffnet hatte. »Mit ein wenig Glück könnte er der fehlende Dritte im Bunde sein.« Er lachte kurz und scharf.
    »Nur, dass Elazar von diesem Glück noch nichts ahnt«, sagte Joshua.
    »Wir drei Alten werden es ihm schon beibringen«, antwortete Uthman grimmig. Sie gingen weiter, während Sean und Suleiman sich auf einem anderen Weg dem bewussten Haus näherten.
    Sie trugen wieder ihre schwarzen Kapuzenjacken und hatten ihre Schwerter und Dolche auf dem Rücken und in den Gürtelscheiden. Sean trug den zweiten Dolch am Unterarm festgeschnallt und hatte sein Gesicht mit demselben Sud gedunkelt wie Henri. Dies war zur Verwirrung gedacht, wenn Abdullah Sean möglicherweise zu früh erkannte. Suleiman würde sein Halstuch bis unter die Augen hochziehen, aber was sie wirklich erwartete, musste sich an Ort und Stelle zeigen.
    In der Stadt war es, wie gewohnt, ruhig. Nur wenige Lichter brannten in den Häusern und auf den Dächern, auf denen sich

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