Der Kaiser des Abendlandes
Kopftuchs mit dem ledernen Band und seinem tiefbraunen Gesicht wirkte er nicht wie ein Araber. Er mischte Wein mit Wasser und trank einen Schluck. Abu Lahab, der ihm mit einem von Öl oder Farbwachs glänzenden Bart gegenübersaß, schien unablässig zu rechnen; mit Dinaren, Drachmen und wer weiß was noch.
Er ist ein wahrhaft gefährlicher Mann, dachte Sean und nahm eine schwarze Olive mit spitzen Fingern aus dem Zwiebelsud.
»Ziehe keine vorschnellen Schlüsse, o Wesir Nicolaus«, sagte Abu Lahab. »Es ist nicht so, dass ich dir die Waffen schenke. Ich übergebe dir lediglich die Verantwortung dafür. Ich nenne dir einen Preis für jedes Schwert und jeden Dolch, ob einfach oder mit besonders fein geschmückten Griffen, und du magst deinen Verdienst auf jedes Stück aufschlagen.«
»Das macht mich, Effendi, schon jetzt zu einem geachteten und reichen Mann.«
»Und zu meinem Freund, Nicolaus.« Abu Lahab musterte ihn mit erwartungsvollen Blicken. Seine schwarzen Augen schienen sich in Seans Gedanken zu bohren. »Und nun reden wir von meinem anderen Versprechen. Von der schönsten Christin aller Jungfrauen habe ich dir schon erzählt.«
»Ich erinnere mich gut daran, aber ich kenne weder den Namen dieses Wunderwesens noch sie selbst.«
Sean hoffte, dass aus dem Garten oder dem Haus Layla auftauchen würde, barfuß, mit dem filigranen Kettchen um den zarten Knöchel und den schimmernden Ringen an den wohlgeformten Zehen und vor allem mit großen dunklen Augen, deren Blicke nur ihm galten. Aber bisher hatte er sie noch nirgends entdeckt. Was konnte er tun?
»Übermorgen«, sagte Abu Lahab, »besucht diese Christin mit ihrer Magd, Dienerin oder Erzieherin die christliche Kirche. Wenn sie das Gebäude verlässt, können wir mit ihr reden. Dann wirst du sie sehen, denn sie ist unverschleiert.«
Sean senkte den Kopf. Er zwang sich dazu, Abu Lahab begeistert anzustrahlen. »Du bist ein wahrlich großzügiger Mann, Effendi.«
»Ich habe mit dem Vater der Christin gesprochen. Er hat zugestimmt, dass der Wesir des Kaisers seine Tochter Mariam sehen und mit ihr reden darf. Es war nicht leicht, denn der Vater ist ein halsstarriger Christ, und die Tochter weiß kaum etwas von dir.«
Nun war Sean sicher. Dieser Schurke bot ihm die Braut seines eigenen Sohnes an! Er und Suleiman hatten es geahnt. »Wo genau werden wir diese Mariam treffen?«, fragte er.
»Auf einem kleinen Platz im Fischmarktviertel. Es wird genügend Zeit sein, um alles zu bereden.«
»Und wenn ich sie, geblendet von ihrer Schönheit, mehr als alle anderen Frauen begehre?«
»Dann zahle ich ihrem Vater, Sasa Dentrevez, die nicht unbeträchtliche Mitgift, die er fordert, und du magst mit ihr ziehen, wohin du willst, am besten natürlich in die Stadt, in der du meine feinen, wohlfeilen Schwerter und Dolche verkaufst. Sie wird dir willig folgen.« Abu Lahab bewegte die Finger beider Hände, als wären es Tentakeln. »Wenn es irgend geht, verkaufe die Schwerter an Muslime, die damit die Juden von allen Plätzen vertreiben, an denen sie sich wie Ungeziefer eingenistet haben.«
Sean erschrak abermals. Abu Lahabs Hass auf die Juden und auch auf die Christen trat nun offen zutage. Wie sehr musste es ihn verletzt haben, dass ausgerechnet sein einziger Sohn, Suleiman, eine Christin heiraten wollte! Dieser Hass war dafür verantwortlich, dass sich die Gefährten seit knapp einem Jahr in Jerusalem nicht in Sicherheit wähnen konnten.
»Das ist«, brachte Sean mit einiger Mühe hervor, während er seinen schweren Silberbecher leerte, »ein weiteres nobles Angebot.«
»Wenn du es denn annimmst, weißt du, woher der Wind deines Schicksals weht«, sagte Abu Lahab schroff. »Bist du damit einverstanden? Schlägst du ein? Fünfhundert Schwerter und die schönste Christin der Stadt?«
Sean nickte. Abu Lahabs Enttäuschung würde riesengroß sein, ob er sie jemals überwinden mochte, stand in den Sternen. »Also in zwei Tagen beim Haus der christlichen Familie. Suleiman wird mich begleiten, denn ich kenne das Haus nicht.«
Abu Lahab schüttelte den Kopf und machte abwehrende Bewegungen. »Suleiman habe ich andere Aufgaben zugewiesen. Ich schicke zur rechten Zeit einen Boten zu dir, der dir den Weg zeigt. Komm allein, ohne deine christlichen Freunde. Ich werde dich dort erwarten.«
»Einverstanden. Ich warte auf den Boten.«
Sean kostete einige der unzähligen Spezereien, die Abu Lahab hatte auftragen lassen. Sie waren meisterhaft zubereitet und schmeckten
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