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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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köstlich.
    Dann sagte er: »Nur einen Gefallen erbitte ich noch von dir, o größter aller Schwerthändler. Gib mir eine Liste, der ich entnehmen kann, wie viel ich auf die Preise deiner Waffen aufschlagen kann. Und rate mir bei der Wahl der Stadt, in der ich das Geschäft betreiben werde.«
    »Ich werde mich mit Nadschib ben Sawaq beraten. Er hat hervorragende Ideen.« Abu Lahab beobachtete mit unverhohlener Freude, wie Sean seine Spezereien genoss. »Wir werden die richtige Wahl treffen, mein Freund und Teilhaber.«
    »In Jerusalem lieferst nur du gute Schwerter und Dolche?«
    »Im Basar und in den Souks arbeiten einige kleine Schmiede. Sie stellen aber keine Waffen her«, sagte Abu Lahab. »Sie setzen lediglich Hausgerät instand: Töpfe, Hacken, Sicheln und andere Dinge. Exzellente Waffen gibt es nur bei Abu Lahab.«
    »Ich sehe, dass du den Markt unangefochten beherrschst.« Sean ließ sich nachschenken und kam dann zum letzten Punkt der Überlegungen, die Suleiman und er angestellt hatten. »Allah ist groß, und ein Vertrag zwischen uns wird unsere Freundschaft besiegeln. Dank des Übertritts meines Kaisers zum rechten Glauben werden wir einzigartige Beziehungen schaffen; auch der Emir und der Oberste Qadi werden deine Klugheit preisen, wenn sie den Vertrag lesen, o Effendi Abu Lahab.« Sean leerte den Becher und deutete auf den Schatten des Dachs, der über die Teppiche gekrochen war und sich den beiden Männern näherte.
    »Ich werde den Vertrag mitbringen, wenn du dich mit der Christin triffst«, versicherte Abu Lahab eilfertig.
    »So soll es sein.« Sean stand auf und verbeugte sich. Suleiman würde bei den Gefährten schon gespannt auf seine Rückkehr warten. »As-Salaam aleykum, mein Freund.«
    »Wa aleykum as-Salaam, mein Freund.«
    Abu Lahab umarmte Sean und führte ihn am Arm durch die Eingangshalle bis zum Tor der Mauer, wo sie sich ein letztes Mal voneinander verabschiedeten.
    Sean ging von dort aus sofort zu den Gefährten und berichtete ihnen, was er und Abu Lahab vereinbart hatten. Schließlich wandte er sich an Suleiman und sagte: »In zwei Tagen, gegen Mittag, treffen sich Mariam, ihr Vater, dein Vater und ich vor dem Haus der Dentrevez. Du bist sicher, dass deine Braut deinem Vater die richtige Antwort geben wird?« Er machte eine hilflose Geste. »Sonst muss ich das Wort, das ich Abu Lahab gegeben habe, einlösen und Mariam zur Frau nehmen.«
    Suleiman starrte Sean an, als erfahre er von Mariam und Sean zum ersten Mal. Seine Augen glühten, Schweiß bedeckte seine Stirn, und seine Lippen zitterten.
    Beruhigend legte Sean den Arm um Suleimans Schultern. »Wenn deine Angebetete etwas Falsches sagt, kann ich noch immer sagen, dass sie hässlich und ihr Blick voller Hass sei.«
    »Ich vertraue dir. Ihr Vertraue ich auch. Aber was wissen wir schon darüber, welche Pläne mein ruchloser Vater noch bereithält.« Suleiman beruhigte sich nur langsam.
    Nach einer Weile brach Henri sein nachdenkliches Schweigen, indem er sagte: »Lauf zu Mariam und bereite sie vor!«
    »Du hast Recht, das wird das Beste sein«, antwortete Suleirqian. »Und wenn ihr euch trefft, Sean, werde ich mich in der Nähe verstecken. Denn wahrscheinlich verbergen sich auch Abdullah und Hasan irgendwo im Hintergrund.«
    »Damit müssen wir rechnen«, sagte Uthman. »Und auch damit, dass unsere Pläne scheitern.«
    Ein Diener Abu Lahabs klopfte vor der verabredeten Zeit an der Haustür. Sean war bereit und folgte ihm durch das Gewirr der Gassen und Plätze, die er von den nächtlichen Abenteuern kannte, bis in die Mitte der Stadt und in die Nähe des Fischmarkts. Er erinnerte sich, auch die Mauern und Häuser gesehen zu haben, von denen eines Mariams Vater gehörte.
    Am Rand eines viereckigen Platzes, einer Verbreiterung der gepflasterten Gasse, blieb der junge Diener stehen und sagte: »Allahu akbar, Wesir Nicolaus. Dort im Schatten wartet Abu Lahab.«
    »Ich danke dir. Ich sehe ihn«, sagte Sean.
    Der Bote verbeugte sich und rannte davon. Sean ging langsam weiter und beobachtete die Umgebung. In der Mittagsruhe schienen die umliegenden Gassen wie ausgestorben zu sein. Abu Lahab trat aus dem Schatten eines Baumes hervor und winkte. Er deutete auf das Tor in der Gartenmauer.
    Wie oft war Suleiman im Schutz der Nacht über diese Mauer geklettert?, fragte sich Sean und musste innerlich lachen. Ungesehen, von Hasan verfolgt, trotzdem unsichtbar wie ein Dschinn und ohne dass sein Vater davon erfahren hatte. Jetzt versteckte er sich

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