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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Pracht seiner vielen Gewürze saß Seyam auf einem abgenutzten Hocker. Er schaute auf und winkte dem Bäcker.
    »Ich möchte kein Bäcker sein«, rief er. »Jede Nacht bist du der Erste hier, der seinen Ofen schürt und klebrige Teige knetet.«
    »Allah liebt die Fleißigen, nicht diejenigen, die zwischen verdorbener Ware sitzen und arme Pilger damit betrügen«, antwortete Yusuf grinsend.
    »Du redest von betrügen – kennst du die frischen Wahrheiten schon?«
    »Ich kenne nur meine frischen Brote! Was gibt’s?«
    »Man munkelt, dass ein mächtiger Christ, der seinen Glauben wechseln wollte, sich in Luft aufgelöst hat wie ein Dschinn.«
    »Vielleicht hat ihn Abu Lahabs rostiges Schwert vertrieben, wer weiß.«
    Der Esel, gezerrt und geprügelt, ging langsam zur Seite. Yusuf hob seine Körbe auf und ging aus dem Eingang des Basars hinaus.
    Seyam sah zu, wie Yusuf seine Körbe den Dienern des Emirs aushändigte und lachend die Münzen einstrich.
    Zwei Männer mit langen Bärten gingen vorbei; einer sagte mit hämischem Gelächter: »Der Schmied teurer Schwerter ist nachts ohne Ruhe, sagt man. Er hat seine Träume verloren.«
    »War er nicht vor einem Monat hier und hat geprahlt, dass er…?«
    »… neben dem Emir reitet. Wir alle, hat er überall herumerzählt, würden ihn lobpreisen. Man munkelt, dass man ihn schmählich betrogen hat. Bald wissen wir, wie es wirklich war.«
    Seyam runzelte die Stirn. Es gab jeden Tag sechs Dutzend Gerüchte, die wie Dampf durch den Basar zogen und sich meist in nichts auflösten. Aber Abu Lahab und sein Abdullah waren hartnäckig gewesen, hatten mit der Hälfte der Händler und Handwerker geredet und Großartiges versprochen. Abu Lahab, der Held von Jerusalem – wer wollte das jetzt noch glauben?
    »Hat jemand Abu Lahab gesehen?«, erkundigte sich ein anderer Händler.
    »Seit zwei Tagen war er nicht mehr in der Stadt. Auch Abdullah wurde seitdem von niemandem mehr gesehen.«
    »Auch in seiner Schmiede soll er nicht sein, wie man hört.«
    »Hat Allah ihn etwa zu sich gerufen?«
    »Sein Sohn sagt, dass er vielleicht in einer anderen Stadt ein neues ›Haus der Schwerter und Dolche‹ gründet.«
    »Er wird an seinem Reichtum bald ersticken, das prophezeie ich euch!«
    »Doch niemand wirft sich mit Lobpreisungen vor ihm in den Staub.«
    Seyam nickte schwermütig. Auch dieses Gerücht hatte sich verflüchtigt wie Dampf über dem Breikessel. Ruhig glitten seine Blicke über die Auswahl der Gewürze um ihn herum, und als sich Käufer durch den Eingang drängten, sprang er auf und pries seine Kostbarkeiten an.
     
     
    »Zumindest heute und morgen können wir ganz beruhigt sein«, sagte Suleiman in heiterem und zuversichtlichem Tonfall. »Ich habe alles kontrolliert. Wir sind allein. Mein Vater hat die Stadt verlassen.«
    »Zu Pferd und mit Proviant und allem?« Sean blieb misstrauisch.
    »Mit Abdullah und zwei Begleitern. Mein Vater schämt sich sehr. Das weiß ich von den Dienern und dem Eunuchen. Er hat sich selbst gedemütigt. Er sucht Trost in der Wüste.« Suleiman kicherte, aber plötzlich schienen ihm Gedanken zu kommen, die ihn traurig machten. »Sein Traum ist geplatzt. Ich kenne den Weg zu diesem Jagdhäuschen nicht mehr genau, das letzte Mal, als ich mich mit ihm dort am Wüstenrand aufhielt, war ich noch ein Kind. Vielleicht leben seine Jagdfalken noch.«
    Suleiman und Sean saßen an Suleimans aufgeräumtem Studiertisch, tranken gemischten Würzwein, und Sean musste sich fast gewaltsam beherrschen, um nicht unentwegt nach Layla Ausschau zu halten. Er spürte förmlich ihre Nähe und meinte, den Duft ihrer Kleider und ihres Körpers riechen zu können.
    Joshua, Uthman und Henri waren damit beschäftigt, Elazar ihre Geschichten zu erzählen und ihn auf das nächste Jahr vorzubereiten. Deshalb hatte Sean keinen Herzschlag lang gezögert, Suleimans Einladung zu folgen. Die Diener im Harem wussten, dass die Älteste im Haus nur Abu Lahab und Suleiman diente, sodass es nicht auffiel, wenn sie, wie es schon mehrmals geschehen war, die Tische für die Gäste bereitete.
    »Ihr werdet lange genug allein sein«, sagte Suleiman und deutete auf die Tür zum nächsten Zimmer. »Zur Sicherheit bleibe ich hier. Seid leise.«
    »Du hast das alles wieder einmal geplant, Suleiman«, antwortete Sean lächelnd. »Listenreich und bewundernswert.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, die es in dieser Stadt gibt.« Suleiman nickte, ohne zu lachen. »Denke daran, dass es wahrscheinlich auch die

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