Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
schon x-mal wieder aufgemacht worden ist.«
»Und – noch andere Gründe?«
Hutton sah sie an. »Wissen Sie, ich bin Geschäftsmann. Wenn in der Presse merkwürdige Geschichten über mich erscheinen, dann ist das nicht unbedingt gut für meinen Ruf.«
»Mit anderen Worten: Keine PR ist die beste PR?«, sagte Hood.
Hutton lächelte ihn an. »So kann man es vielleicht sagen.«
»Bevor es hier zu gemütlich wird«, mischte Wylie sich jetzt ein, »würde ich noch gerne wissen, wie Sie damals den Job bei Mr. Coghill bekommen haben.«
»Ich hab mich genau wie jeder andere beworben.«
»Tatsächlich?«
Hutton legte die Stirn in Falten. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich wollte eigentlich nur wissen, ob nicht Ihr Onkel ein gutes Wort für Sie eingelegt hat – oder vielleicht auch mehr als das?«
Hutton verdrehte die Augen. »Hab ich mir schon gedacht, dass das noch kommen wird. Schauen Sie, meine Mutter ist nun mal zufällig Bryce Callans Schwester, okay? Deshalb bin ich noch lange nicht kriminell.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Onkel kriminell ist?«, fragte Wylie.
Hutton blickte sie enttäuscht an. »Jetzt werden Sie nicht auch noch spitzfindig. Wir wissen doch alle, was die Polizei von meinem Onkel hält. Jeder kennt die Gerüchte und Unterstellungen. Trotzdem hat man ihm nie etwas nachgewiesen. Und vor Gericht hat man ihn auch nie gestellt. Und was schließen wir daraus? Aus meiner Sicht heißt das, dass Sie sich irren. Es heißt aber auch, dass ich meinen Erfolg einzig meiner eigenen Arbeit verdanke. Mitsamt Steuern, Mehrwertsteuer und was sonst noch dazugehört. Ich bin so sauber wie nur wenige. Und die Vorstellung, dass Sie mal eben so hier hereinspazieren und…«
»Wir sind schon im Bilde, Mr. Hutton«, unterbrach ihn Hood. »Tut mir Leid, wenn Sie den Eindruck haben, dass wir Ihnen etwas unterstellen wollen. Wir haben es hier mit einem Mordfall zu tun, und das heißt, dass wir jedem kleinsten Hinweis nachgehen müssen, und sei er auch noch so belanglos.«
Hutton starrte Hood an und versuchte offenbar, sich über die Bedeutung des letzten Wortes klar zu werden.
»Wann haben Sie die Arbeit bei Mr. Coghill aufgegeben?« fragte Wylie. Hutton musste darüber nachdenken.
»Vielleicht im April, Mai, so ungefähr.«
»'79?« Hutton nickte. »Und angefangen haben Sie…?«
»Im Oktober '78.«
»Dann waren Sie also insgesamt nur sechs Monate bei Coghill – nicht gerade sehr lange.«
»Ich hatte ein besseres Angebot.«
»Und was war das, Sir?«, fragte Hood.
»Ich habe nichts zu verbergen«, fauchte Hutton.
»Das unterstellt Ihnen ja auch niemand«, sagte Wylie mit be-
sänftigender Stimme. Hutton fing sich sehr rasch wieder. »Ich habe angefangen, für
meinen Onkel zu arbeiten.« »Für Bryce Callan?« Hutton nickte. »Und was haben Sie bei ihm genau gemacht?«, fragte Hood. Hutton leerte erst einmal seine Flasche. »Baulanderschlie
ßung.« »Und damit begann Ihr steiler Aufstieg?«, fragte Wylie. »Ja, damit habe ich angefangen. Aber danach hab ich mich so
schnell wie möglich selbstständig gemacht.«
»Natürlich, Sir«, sagte Hood. Doch zwischen den Zeilen schwang mit: Ich habe mich zwar selbst hochgearbeitet – allerdings mit Unterstützung einer helfenden Hand von der Größe eines Fußballfeldes.
Als sie sich verabschiedeten, sagte Wylie noch: »Wahrlich auf
regende Zeiten für Sie.« »Ja, wir haben jede Menge Aufträge.« »Für die Holyrood-Baustelle?« »Das Parlament ist nur der Anfang. Einkaufszentren, eine
Marina. Ich wundere mich immer wieder, wie viel Nachholbedarf es in Edinburgh noch gibt. Außerdem haben wir Projekte in Glasgow, Aberdeen, Dundee…«
»Und für all das gibt es genügend Interessenten?«, fragte Hood. Hutton lachte. »Mann, die Leute stehen Schlange. Unser
einziges Problem sind die Behörden.« Wylie nickte. »Baugenehmigungen?« Bei der Erwähnung dieses Wortes machte Hutton mit beiden
Zeigefingern ein Kreuz. »Der Fluch eines jeden Bauträgers.« Trotzdem lachte er wohlgemut, als er die Tür hinter ihnen zumachte.
24
»Nur zur Warnung«, sagte Rebus, als sie die Zufahrt hinaufgingen, »die alte Dame ist ein bisschen gebrechlich.«
»Verstanden«, entgegnete Siobhan Clarke. »Dann werden Sie vermutlich Ihren ganzen Charme ausspielen?«
»Uns interessiert ohnehin in erster Linie Lorna Grieve«, erinnerte er sie. Er wies mit dem Kopf auf den Fiat Punto, der rechts von der Eingangstür parkte. »Das ist ihr Auto.« Er hatte zunächst in High
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