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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Manor angerufen und mit Hugh Cordover gesprochen. Cordover hatte ganz normal reagiert und nur gesagt, dass Lorna nach Edinburgh gefahren war.
    »Ich weiß immer noch nicht, ob das eine gute Idee ist«, sagte Siobhan.
    »Passen Sie mal auf«, sagte er, »ich hab Ihnen doch gesagt…«
    »John, Sie können sich doch nicht mit der Schwester eines Mordopfers auf eine Affäre einlassen…«
    Er packte sie bei den Schultern und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste. »Ich habe mich auf keine Affäre eingelassen!«
    »Und – haben Sie etwa nicht mit ihr geschlafen?« Siobhan gab sich Mühe, nicht so laut zu sprechen.
    »Und wenn schon?«
    »Wir haben es hier mit einem Mordfall zu tun. Wir müssen Fragen an sie richten.«
    »Wäre ich nie drauf gekommen.«
    Sie starrte ihn an. »Sie tun mir weh.«
    Er ließ ihre Schulter los und murmelte eine Entschuldigung.
    Sie läuteten an der Tür und warteten. »Und wie war Ihr Wochenende?«, sagte Rebus. Sie sah ihn wütend an. »Also, wir können nicht gut bei den Grieves aufkreuzen und uns dann in ihrem Wohnzimmer die Augen auskratzen«, sagte er. »Dann lassen wir's am besten gleich.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Die Hibs haben schon wieder gewonnen«, sagte sie dann. »Und was haben Sie so gemacht?«
    »Ich war im Büro. Allerdings habe ich kaum was auf die Reihe gekriegt.«
    Alicia Grieve erschien an der Tür. Sie sah älter aus als bei Rebus' letztem Besuch – fast als ob sie bereits zu lange gelebt hätte und sich dessen plötzlich bewusst geworden war. Ja, so grausam konnte die Zeit sein. Man verlor einen geliebten Menschen, und plötzlich fing die Zeit an zu rennen, man verblühte in Windeseile, und plötzlich stand der Tod vor der Tür. Rebus hatte dieses Phänomen schon öfter beobachtet: Eigentlich gesunde Frauen oder Männer, die nur Tage oder Wochen nach dem Begräbnis ihres Partners im Schlaf gestorben waren. Wie ein Schalter, den man umlegte, ob nun absichtlich oder unabsichtlich.
    »Mrs. Grieve«, sagte er. »Erinnern Sie sich noch an mich – Inspektor Rebus?«
    »Ja, natürlich.« Ihre Stimme klang gebrochen. »Und wer ist das?«
    »Detective Clarke«, stellte Siobhan sich vor. Sie lächelte das ebenso mitfühlende wie verständnislose Lächeln der Jugend, die einem alten Menschen gegenüber steht. Rebus fiel ein, dass er Alicia vom Alter her näher stand als Siobhan. Er schob den Gedanken beiseite.
    »Können wir Roddy endlich begraben? Sind Sie deshalb gekommen?« Sie klang nicht sehr hoffnungsvoll. Ja, sie war offenbar bereit, die Antwort der beiden Polizisten zu akzeptieren, egal wie sie ausfallen mochte. Darin bestand nun ihre Rolle in dieser Welt.
    »Tut mir Leid, Mrs. Grieve«, sagte Rebus. »Dauert nicht mehr lange.«
    Sie wiederholte den Satz und sagte dann: »Die Zeit ist wie ein Gummiband, finden Sie nicht?«
    »Eigentlich sind wir gekommen, um mit Mrs. Cordover zu sprechen«, sagte Siobhan in der Hoffnung, die Frau aus ihren Gedanken zurückzuholen.
    »Lorna«, fügte Rebus noch hinzu.
»Ist sie hier?«
Im Haus erklang jetzt eine Stimme: »Natürlich bin ich hier,
    Mutter. Wir haben doch noch vor zwei Minuten miteinander gesprochen.«
    Mrs. Grieve trat beiseite und ließ die beiden herein. Lorna kam gerade aus einem der Zimmer und hielt einen Karton in den Armen.
    »Na, da sind Sie ja mal wieder«, sagte sie zu Rebus und würdigte Siobhan keines Blickes.
    »Wir würden Ihnen gerne noch einmal ein paar Fragen stellen«, sagte Rebus. Er vermied ihren Blick. Sie reagierte belustigt und wies mit dem Kopf auf das Zimmer, aus dem sie gerade gekommen war.
    »Ich versuche hier ein bisschen Ordnung zu schaffen.«
Mrs. Grieve berührte Rebus' Handrücken. Ihre Finger wa-
    ren eiskalt. »Sie will meine Bilder verkaufen. Sie braucht Geld.« Rebus sah Lorna an, die nur den Kopf schüttelte. »Ich möchte sie nur reinigen und neu rahmen lassen, das ist
    alles.« »Sie will sie verkaufen«, sagte Mrs. Grieve. »Das spüre ich
    ganz genau.« »Mutter, verdammt noch mal. Ich brauche kein Geld.« »Aber dein Mann. Er hat Schulden, und auch beruflich geht
    es mit ihm bergab.« »Jedenfalls danke für den Vertrauensbeweis«, murmelte Lorna. »Willst du jetzt auch noch frech werden?!« Mrs. Grieve
    sprach mit bebender Stimme. Noch immer hielt sie Rebus' Hand. Ihre Finger waren wie fleischlose Krallen.
    Lorna seufzte. »Und wieso sind Sie gekommen? Bitte, bitte, nehmen Sie mich fest. Dann brauche ich mich jedenfalls nicht mehr mit meiner Mutter

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