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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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herumzustreiten.«
    »Dann fahr doch nach Hause«, kreischte ihre Mutter. »Damit du dich hier in deinem Selbstmitleid ergehen kannst? Oh nein, Mama, so einfach geht das nicht.«
    »Seona passt schon auf mich auf.«
    »Seona muss sich um ihre politische Karriere kümmern«, fauchte Lorna. »Die braucht dich nicht mehr, die hat jetzt eine sinnvollere Aufgabe.«
    »Du bist ein Ungeheuer.«
    »Dann musst du Dr. Frankenstein sein.«
    »Verkommenes Luder. Jedem Mann, dem du je begegnet bist, hast du dich zu Füßen geworfen.«
    »Das mache ich immer noch«, fauchte Lorna. Sie würdigte Rebus keines Blickes. »Und du hast dich an Vater nur herangemacht, weil er dir nützen konnte. Als du dann Erfolg gehabt hast, war es plötzlich aus zwischen euch.«
    »Wie kannst du es nur wagen!« Kalter Zorn, die Wut einer wesentlich jüngeren Frau.
    Siobhan berührte Rebus' Ärmel und trat den Rückzug Richtung Tür an. Als Lorna sah, dass Siobhan gehen wollte, schrie sie: »Oh mein Gott, schau nur, Mama, die Bullen haben Angst vor uns. Ist das nicht wundervoll? Ich wusste gar nicht, dass wir solche Macht besitzen!« Sie fing an zu lachen und Alicia Grieve stimmte mit ein.
    Rebus dachte: Was für ein verdammtes Irrenhaus. Dann begriff er plötzlich, dass dieser Umgangston zwischen Lorna und ihrer Mutter ganz normal war, dass sie sich öfter so anschrien und beschimpften, um sich hinterher ebenso pathetisch wieder zu versöhnen. Die beiden standen schon so lange im Blickpunkt der Öffentlichkeit, dass sie ihr eigenes Melodram, ihre Streitigkeiten wie ein großes Bühnenstück immer wieder aufführten.
    Szenen aus der Familienhölle.
    Großer Gott.
    Lorna wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Auge und presste mit der anderen Hand noch immer die Bilder an ihre Brust. »Ich bring sie zurück«, sagte sie.
    »Nein, stell sie hier in der Halle zu den anderen«, sagte ihre Mutter. Sie zeigte auf die Stelle, wo bereits ein gutes Dutzend gerahmte Bilder an der Wand lehnten. »Du hast völlig Recht: Wir müssen sie reinigen, einige davon vielleicht sogar neu rahmen lassen.«
    »Da wir schon mal dabei sind, sollten wir sie außerdem von der Versicherung schätzen lassen.« Um ihre Mutter zu beruhigen, schob Lorna noch schnell nach: »Aber nicht, damit ich sie teurer verkaufen kann. Nur falls sie gestohlen werden…«
    Am liebsten hätte Alicia weitergestritten, doch dann holte sie nur tief Luft und nickte. Lorna stellte die Bilder zu den anderen. Als sie wieder aufstand, rieb sie sich den Staub von den Händen.
    »Einige dieser Bilder hast du schon vor vierzig Jahren gemalt.«
    »Da könntest du Recht haben – oder sogar noch früher.« Alicia nickte. »Aber sie werden mich lange überleben. Nur dass sie dann nicht mehr dasselbe bedeuten.«
    »Wieso nicht?«, fragte Siobhan überrascht.
    Alicia sah sie an. »Für mich verbinden sich mit diesen Bildern Dinge, die niemand sonst empfinden kann.«
    »Deshalb sind sie ja noch hier«, erklärte Lorna, »und hängen nicht bei irgendeinem Sammler an der Wand.«
    Alicia nickte. »Unsere Empfindungen sind sehr kostbar. Schließlich ist das Persönliche alles, was wir besitzen, sonst wären wir nichts als unschuldige Tiere.« Plötzlich ließ sie Rebus' Hand los, an der sie sich bis dahin festgehalten hatte. »Tee«, bellte sie und klatschte in die Hände. »Wir müssen alle zusammen Tee trinken.«
    Rebus dachte: Ein Schluck Whisky würde auch nicht schaden.
    Sie saßen im Salon und unterhielten sich, während Lorna sich in der Küche zu schaffen machte. Dann kam sie mit einem Tablett herein und schenkte ihnen Tee ein.
    »Ich glaube, ich habe noch was vergessen«, sagte sie. »Tee ist nicht gerade meine Spezialität.« Dabei sah sie Rebus an, der in den Kamin starrte. »Wie wär's mit Spirituosen, Inspektor? Sie haben doch eine Schwäche für Malt-Whisky, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Nein, danke«, sagte er bedauernd.
    »Zucker«, sagte Lorna und inspizierte das Tablett. »Habe ich's nicht gesagt?« Sie stand auf und ging Richtung Tür. Rebus und Siobhan wollten aber beide keinen Zucker, deshalb kehrte sie an ihren Platz zurück. Auf einem Teller lagen ein paar mürbe Plätzchen. Wieder lehnten beide ab, doch Alicia nahm eines und tunkte es in ihren Tee, wo es auseinander brach. Die beiden Polizisten blickten diskret beiseite, als die alte Frau die Brocken aus der Tasse fischte und in den Mund schob.
    »Na gut«, sagte Lorna schließlich, »und was verschafft uns die Ehre?«
    »Wir wissen

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