Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
selbst nicht, ob an der Sache was dran ist«, sagte Rebus. »Detective Clarke stellt Nachforschungen in einem Selbstmord-Fall an. Sieht so aus, als ob der Tote sich auffallend für Ihre Familie interessiert hätte.«
    »Oh?«
    »Und dann kommt noch hinzu, dass der Mann sich so kurz nach dem Mord umgebracht hat…«
    Lorna beugte sich in ihrem Sessel nach vorne. Sie sah Siobhan an. »Handelt es sich zufällig um diesen obdachlosen Millionär?«
    Siobhan nickte. »Obwohl – im strikten Sinne war er eigentlich kein Millionär.«
    Lorna sah ihre Mutter an. »Weißt du noch, ich hab dir von der Geschichte erzählt.«
    Ihre Mutter nickte, war aber offenbar nicht ganz bei der Sache. Lorna sah jetzt wieder Siobhan an. »Aber was hat das alles mit uns zu tun?«
    »Vielleicht gar nichts«, räumte Siobhan ein. »Der Verstorbene hat sich Chris Mackie genannt. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Lorna dachte intensiv nach, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Wir haben hier ein paar Fotos«, sagte Siobhan und gab sie ihr. Dann blickte sie Rebus an.
    Lorna studierte die Fotos. »Ziemlich grimmiges Gesicht, was?«
    Siobhans Blick ruhte noch immer auf Rebus, weil sie wollte, dass er mit der Frage herausrückte.
    »Mrs. Cordover«, sagte er, »ich stelle diese Frage höchst ungern.«
    Sie sah ihn an. »Welche Frage?«
    Rebus holte tief Luft. »Natürlich ist er auf den Bildern viel älter…, außerdem hat er nicht gerade ein leichtes Leben gehabt.« Er gab sich einen Ruck. »Das ist nicht zufällig Alasdair – oder?«
    » Alasdair ?« Lorna betrachtete wieder das Foto, das obenauf lag. »Was soll denn diese Frage?« Sie sah zu ihrer Mutter hinüber, die plötzlich bleicher denn je erschien. »Alasdair hat blondes Haar und überhaupt keine Ähnlichkeit mit diesem Mann.« Alicia streckte ihre Hand nach den Fotos aus, doch Lorna gab sie Siobhan zurück. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Dieser Mann hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit Alasdair, völlig ausgeschlossen.«
    »Natürlich verändert man sich im Laufe von zwanzig Jahren«, sagte Rebus leise,
    »Manche Leute verändern sich sogar über Nacht«, erwiderte sie kalt, »aber der Mann auf diesem Foto ist niemals mein Bruder. Wie kommen Sie bloß darauf?«
    Rebus hob die Hände. »Nur eine Vermutung.«
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Alasdair«, sagte Alicia Grieve und stand auf. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch. »Na, kommen Sie schon, ich zeige Ihnen meinen Sohn.«
    Sie folgten ihr in die Küche. Der Geschirrschrank mit seinen Glastüren war bis obenhin voll. Auf den Arbeitsflächen standen ganze Berge Porzellan, für das es keinen Platz mehr gab. Die Spüle war bis obenhin voll mit schmutzigem Geschirr. Auf einem Bügelbrett türmten sich irgendwelche Kleider. Im Radio lief leise klassische Musik.
    »Bruckner«, sagte Alicia und schloss die Tür zum Garten auf. »Ständig spielen sie Bruckner.«
    »Ihr Atelier«, sagte Lorna, als sie jetzt Alicia in den völlig verwilderten Garten folgten, dessen ursprüngliche Gestalt noch zu erkennen war. Im Gras lag eine Urne, die darauf zu warten schien, wieder auf ihren Sockel gestellt zu werden. Die Blätter auf dem Rasen bildeten einen klebrigen Teppich, der das Gehen erschwerte. Ganz hinten in der Ecke stand ein Gartenhaus.
    »War das früher mal die Bedienstetenwohnung?«, fragte Rebus.
    »Ja, nehme ich an«, sagte Lorna. »Wir haben uns als Kinder immer dort versteckt. Dann hat Mutter ein Atelier daraus gemacht, und wir mussten draußen bleiben.« Sie beobachtete ihre Mutter, die mit gebeugtem Rücken dem Haus zustrebte. »Anfangs haben Vater und sie in demselben Raum gemalt – oben unter dem Dach in seinem Atelier.« Sie drehte sich halb um und zeigte auf zwei Fenster im Dach des Haupthauses. »Dann war Mutter der Meinung, dass sie ihren eigenen Raum und ihr eigenes Licht braucht. Aber nicht nur das, sie hat ihn auch sonst aus ihrem Leben ausgeschlossen.« Sie sah Rebus an. »Nicht ganz einfach, in einer solchen Familie aufzuwachsen.«
    Alicia zog jetzt einen Schlüssel aus der Jackentasche und schloss die Tür des Ateliers auf. Das Innere bestand aus einem einzigen großen Raum, dessen Wände weiß getüncht und mit Farbe bespritzt waren. Auch am Boden klebten Farbreste. Drei verschieden große Staffeleien. Von der Decke hingen Spinnweben herab. Und an einer Wand lehnte eine Reihe von Porträts unterschiedlichen Formats, auf denen immer wieder der Kopf eines einzigen Mannes in verschiedenen Lebensstadien dargestellt

Weitere Kostenlose Bücher