Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Evian.« Der Ober verbeugte sich knapp und sah dann Cafferty an. »Und für Sie weiterhin Champagner, Sir?« »Wüsste nicht, dass ich die Bestellung zurückgenommen
hätte.« Der Ober verbeugte sich abermals und ging dann davon. »Vittel, Evian…« Cafferty kicherte und schüttelte den Kopf.
»Mein Gott, wenn Bryce dich so sehen könnte.« Hutton zupfte seine Manschetten zurecht. »Ärger gehabt heute Vormittag?«
Hutton blickte auf, und Cafferty wusste, dass etwas passiert war. Doch der jüngere Mann schüttelte nur den Kopf. »Ich trinke mittags keinen Alkohol, das ist alles.«
»Aber ich darf dich doch wenigstens zum Essen einladen.«
Hutton blickte in dem Restaurant umher. Außer ihnen selbst waren nur noch zwei weitere Gäste anwesend, die in einer anderen Ecke saßen und offenbar in ein geschäftliches Gespräch vertieft waren. Hutton musterte die Gesichter, kannte sie aber nicht. Er wandte sich wieder in Caffertys Richtung.
»Wohnst du eigentlich ständig hier?«
Cafferty nickte.
»Und das Haus hast du verkauft?«
Cafferty nickte wieder.
»Vermutlich mit einem dicken Gewinn, nehm ich mal an.«
Hutton sah ihn an. »Sicher, Barry – aber Geld ist nicht alles. So viel hab ich in
zwischen begriffen.« »Du meinst Gesundheit? Glück?« Cafferty legte die Hände zusammen. »Du bist noch jung.
Warte noch ein paar Jahre, dann wirst du schon sehen, was ich meine.«
Hutton nickte, obwohl er nicht recht verstand, worauf der ältere Mann hinauswollte. »Du bist ziemlich schnell wieder rausgekommen«, sagte er dann.
»Gute Führung.« Cafferty lehnte sich zurück, als jetzt ein Ober einen Brotkorb brachte und ein anderer sich bei Cafferty erkundigte, ob er den Champagner im Eiskübel oder nur leicht gekühlt wünsche.
»Auf Eis«, sagte Cafferty und sah seinen jüngeren Gast an. »Dann laufen die Geschäfte also gut, Barry? Jedenfalls hab ich das gehört.«
»Kann mich nicht beklagen.«
»Und wie geht es deinem Onkel?«
»Gut, soweit ich weiß.«
»Siehst du ihn noch manchmal?«
»Der taucht hier nicht mehr auf.«
»Das weiß ich. Ich dachte, vielleicht besuchst du ihn gelegentlich mal. Ferien oder so was.«
»An meine letzten Ferien kann ich mich schon nicht mehr erinnern.«
»Immer nur Arbeit und kein Vergnügen, Barry«, sagte Cafferty.
Hutton sah ihn an. »Nein, nicht nur Arbeit.«
»Wie schön.«
Während ein Ober ihre Essensbestellung entgegennahm, brachte ein anderer die Getränke. Sie prosteten sich zu. Trotzdem ließ Hutton sich von Cafferty auch nicht zu einem »ganz kleinen Glas« überreden. Hutton trank sein Wasser pur: ohne Eis und Zitrone.
»Und wie geht es dir?«, fragte er schließlich. »Gibt nicht viele Leute, die direkt aus dem Knast in ein solches Hotel übersiedeln.«
»Sagen wir, ich fühle mich ganz wohl«, sagte Cafferty augenzwinkernd.
»Aber deine Geschäfte sind doch in deiner Abwesenheit großenteils weitergelaufen, nicht wahr?«
Cafferty entging nicht die Ironie, mit der sein Gegenüber das Wort »Geschäfte« aussprach. Er nickte langsam. »Etliche Leute wären ziemlich enttäuscht gewesen, wenn es anders gewesen wäre.«
»Keine Frage.« Hutton brach ein kleines Brötchen entzwei.
»Womit wir beim Anlass unseres kleinen gemeinsamen Essens wären«, fuhr Cafferty fort.
»Also ein Geschäftsessen?«, sagte Hutton. Als Cafferty nickte, fühlte er sich sofort wesentlich besser. Also doch nicht nur ein schlichtes Essen, das bloß unnötig Zeit kostete.
25
Jerry erhielt einen harten Schlag ins Gesicht. Das kannte er
schon. Doch es war nicht Jayne, die ihn schlug.
Nein, es war Nic.
Er spürte, wie seine Wange zu brennen anfing, wusste, dass der Schlag auf seiner blassen Haut einen blauroten Abdruck hinterlassen würde. Auch Nics Hand musste ganz schön wehtun. Trotzdem: ein schwacher Trost.
Sie saßen in Nics Cosworth. Jerry war gerade erst eingestiegen. Nic hatte ihn kurz zuvor angerufen. Montagabend – und Jerry hatte sich natürlich die Chance nicht entgehen lassen. Jayne hing mit verschränkten Armen und müden Augen vor dem Fernseher. Sie hatten eine Kleinigkeit gegessen und dabei die Nachrichten angeschaut. Keine Pommes. Das Tiefkühlfach war leer, und keiner von beiden hatte noch Lust, welche zu holen. Und so hatten sie wie üblich angefangen zu streiten.
Du fauler Sack…
Wieso setzt du denn deinen fetten Arsch nicht in Bewegung…
Dann der Telefonanruf. Das Telefon stand neben Jayne, aber sie ließ es einfach läuten.
»Darfst zweimal raten, wer
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