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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Durchsuchungsbefehl für eine Wohnung in Muirhouse, wenn das ganze Diebesgut hier gelagert ist.«
    Siobhan, Wylie, Reagan und Rebus hockten in dem kleinen Büro zusammen und tranken Kaffee. Hood wollte unbedingt weitermachen, und Wylie hatte ihm versprochen, ihm hinterher eine Tasse Kaffee mitzubringen.
    »Bei der Gewerkschaft würde er sich damit nicht gerade beliebt machen«, bemerkte Reagan.
    Der Wohnwagen war mit einem Gasheizstrahler ausgestattet. Allerdings war die Kiste schlecht isoliert. Das lange schmale Fenster im vorderen Teil des Wagens war total beschlagen. Nur gelegentlich machte sich ein Tropfen selbstständig und lief nach unten, wo sich das Wasser auf der Fensterbank sammelte. Von der Decke hing eine Glühbirne herab, und außerdem gab es noch eine Schreibtischlampe. Der Raum war von gelbem Licht erfüllt, die Luft zum Schneiden. Rebus bot Reagan eine Zigarette an, und die beiden Männer hockten zusammen auf einer kleinen Bank, während die beiden Nichtraucherinnen möglichst weit auf Abstand gingen.
    »Silvester ist es so weit«, sagte Reagan und inspizierte seine Zigarette, »dann hör ich auf.«
    »Und – glauben Sie, dass Sie's schaffen?«
    Der Mann hob skeptisch die Schultern. »Vielleicht klappt's ja diesmal. Wenigstens hab ich schon etwas Übung. Ich versuch nämlich seit Jahren immer wieder, mit der Qualmerei aufzuhören.«
    »Übung macht den Meister«, sagte Rebus nur.
    »Was glauben Sie, wie lange Sie noch brauchen?«, fragte Reagan.
    »Wir wissen Ihr Entgegenkommen sehr zu schätzen.« Aus Rebus' Stimme war plötzlich jede Zigaretten rauchende Vertraulichkeit gewichen. Reagan begriff sofort, was los war: Dieser Polizist konnte ihm viel Ärger bereiten, falls er ihn gegen sich aufbrachte. Dann flog die Tür auf, und Grant Hood kam hereingekrabbelt. Er hatte sich einen Computer-Monitor unter den Arm geklemmt. In der anderen Hand hielt er eine Tastatur. Er schob sich an den Übrigen vorbei und stellte beides auf den freigeräumten Schreibtisch.
    »Wie findet ihr das?«, fragte er und rang nach Atem.
    »Sieht ziemlich alt aus«, konstatierte Siobhan.
    »Ohne Festplatte bringt das Ding doch nichts«, sagte Ellen Wylie.
    Hood grinste. Genau auf diese Reaktion hatte er nämlich gewartet. Er griff unter seinen Mantel, wo er etwas im Hosenbund verstaut hatte. »Festplatten, wie wir sie heute kennen, hat es damals noch nicht gegeben. Der Schlitz an der Seite ist für Disketten.« Er brachte ein halbes Dutzend Pappquadrate zum Vorschein. »Neun-Zoll-Disketten«, sagte er und fuchtelte damit vor ihrer Nase herum. Mit der freien Hand klopfte er auf die Tastatur. »Wahrscheinlich ein alter DOS-Rechner. Und wisst ihr, was das heißt: Ich bleibe jetzt hier in dem Wagen hocken und schau mir die Sachen mal näher an.« Er legte die Disketten beiseite und rieb sich vor dem Heizstrahler die Hände. »Und ihr geht jetzt hübsch nach draußen und seht nach, ob ihr noch weitere Disketten findet.«
    Gegen Ende hatten sie ungefähr die halbe Garage ausgeleert. Bei den Sachen, die noch übrig waren, schien es sich vorwiegend um Möbel zu handeln, und die interessierten sie nicht mehr. Rebus schnappte sich drei Aktenordner, die er noch abends auf dem Revier durchzuarbeiten gedachte. Um diese Zeit war dort nichts mehr los. Das Hauptproblem um diese Jahreszeit waren Taschen- und Ladendiebe: Die Läden in der Princes Street waren gesteckt voll mit Leuten, die mit dicker Brieftasche herumrannten. Auch an Geldautomaten kam es immer wieder zu Überfällen. Und hinzu kam die allgemeine Depressivität. Manche Fachleute führten diesen Zustand auf die kurzen Tage und die langen Nächte zurück. Die Leute tranken, bis sie aggressiv wurden, bis sie zu randalieren anfingen. Schlägereien, zertrümmerte Fenster, Bushäuschen, Telefonzellen, Läden und Kneipen. Die Leute gingen mit Messern auf ihre nächsten Angehörigen los, schnitten sich die Pulsadern auf. Kurz: Winterdepression.
    Jede Menge Arbeit für Rebus und seine Kollegen. Jede Menge Arbeit für die Sozialarbeiter, die Gerichte, die Gefängnisse. Eine ganze Flut von Papierkram, gerade wenn die Weihnachtskarten eintrafen. Rebus hatte es schon lange aufgegeben, solche Karten zu schreiben, trotzdem bekam er immer noch welche: von Verwandten, Kollegen, einigen seiner Zechkumpane.
    Auch Father Conor Leary schickte jedes Jahr eine. Leary lag noch immer im Krankenhaus, und Rebus hatte ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Krankenhausbetten erinnerten ihn an seine

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