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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zeit totzuschlagen. Und wenn sie zusammen waren, benahmen sie sich noch immer genauso kindisch wie vor zwanzig Jahren. Und die Sachen, die sie anstellten…, alles nur ein Spiel, wenn auch mit tödlichem Ernst.
    Einer der Wartenden ließ eine Zeitung liegen, als er in das Büro des Sachbearbeiters gebeten wurde. Jesus, und der Mensch war zwanzig Minuten nach Jerry gekommen. Trotzdem wurde er früher abgefertigt. Jerry rutschte einen Stuhl weiter, schnappte sich die Zeitung, sah sie jedoch gar nicht an. Schon der Gedanke an all die Gemeinheiten in dem Blatt machte ihn ganz konfus: Vergewaltigungen, Überfälle – ob Nic was damit zu tun hatte? Wusste er denn, was Nic hinter seinem Rücken so alles trieb? An den Abenden, wenn sie sich nicht trafen? Und dann diese anderen Geschichten: glückliche junge Ehepaare, stürmische Beziehungen, Sexprobleme, Kinder berühmter Mütter. Alle diese Sachen führten ihm sein eigenes Elend nur umso deutlicher vor Augen.
    Jayne: Die Uhr tickt unaufhaltsam .
    Nic: Zeit, dass du endlich erwachsen wirst.
    Der Minutenzeiger der Uhr an der Wand sprang eine Markierung weiter. Ja, ständig auf die Uhr schauen, das war es doch, was man im Büro machte, wenn einen nicht gerade ein Minirock ablenkte. Wusste er denn, ob Nic es in seinem Job wirklich so gut hatte? Schon acht Jahre arbeitete er jetzt in Barry Huttons Unternehmen, aber aufgestiegen war er auch nicht.
    Einmal hatte er sich bei Jerry beklagt: »Kann auch ein Nachteil sein, wenn man mit dem Boss verwandt ist. Dieser Barry gibt mir keine bessere Position, weil die anderen dann sagen, dass er das nur tut, weil ich zur Familie gehöre. Verstehst du?«
    Und als Cat ihn dann verlassen hatte: »Dieser Scheiß-Hut-ton würde mich lieber heute als morgen rausschmeißen. Seit Cat weg ist, bin ich ihm nur noch im Weg. Siehst du, Jerry: Das hat man nun davon. Wahrscheinlich verlier ich wegen dieser Kuh sogar noch meinen Job. Ja, wegen ihr und ihrem verdammten Cousin.«
    Ja, getobt und gewütet hatte er.
    Und so etwas musste er sich von einem Typen anhören, der ein Haus für 200 000 Pfund besaß und einen Job und ein Auto hatte. Ja, wer von ihnen beiden musste eigentlich noch erwachsen werden? Immer öfter ging ihm diese Frage durch den Kopf.
    »Weißt du was, Jer, der Kerl schmeißt mich raus, sobald er eine Gelegenheit dazu findet.«
    »Jayne will mich auch rausschmeißen, hat sie gesagt.«
    Doch das hatte Nic natürlich nicht interessiert. Sein einziger Kommentar: »Sind doch alle gleich, die Weiber.«
    Sind doch alle gleich, die Weiber.
    Wieder ein Gang zu der Dame an der Rezeption. Wer bin ich denn?, dachte er. Irgendein Arschloch oder was? Bin ich etwa nicht verheiratet? Lebe ich vielleicht nicht in geordneten Verhältnissen? Ein bisschen mehr Respekt könnte schon sein.
    Wenigstens einen gewissen Respekt hatte er verdient – und vielleicht noch etwas mehr?
    Die Frau hinter dem Schreibtisch hatte sich gerade einen Kaffee geholt. Jerrys Kehle war wie ausgedörrt. Er stand bibbernd vor ihr.
    »Also, passen Sie mal auf«, sagte er. »Wollen Sie mich hier verarschen oder was?«
    Sie trug eine schwarz umrandete Brille. Oben an der Tasse klebten Spuren ihres Lippenstifts. Ihr Haar war gefärbt, und übergewichtig war sie auch. Eine Frau mittleren Alters, die langsam aus dem Leim ging. Allerdings befand sie sich ihm gegenüber im Augenblick in einer Machtposition, und das ließ sie ihn deutlich spüren. Sie lächelte ihn kühl an und klimperte ein paarmal mit den Augen, so dass er ihren blauen Lidschatten sehen konnte.
    »Mr. Lister, würden Sie sich bitte wieder beruhigen…«
    An ihrem faltigen Hals hing eine Kette. Und Riesenbrüste hatte sie. Mein Gott, solche Brüste hatte er ja noch nie gesehen.«
    »Mr. Lister.« Sie versuchte seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht zu lenken. Aber er starrte nur wie gebannt auf ihre Brust, stützte sich mit den Händen auf die Kante ihres Schreibtischs. Er sah sie auf der Ladefläche des Bedford vor sich, sah, wie er ihr einen kräftigen Schlag auf ihren Lippenstift-Mund verpasste, sah, wie er an ihrer Bluse zog, bis die Kette davonflog.
    »Mr. Lister!«
    Sie hatte sich von ihrem Stuhl erhoben, da er sich immer weiter über den Schreibtisch lehnte. Einige ihrer Kollegen waren inzwischen aufmerksam geworden.
    »Jesus«, sagte er. Mehr fiel ihm nicht ein. Er bebte am ganzen Körper. Er bemühte sich, wieder klar zu denken, die Bilder aus seinem Kopf zu verscheuchen. Eine Sekunde blickte er ihr in die

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