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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Augen und wusste sofort, dass sie genau sehen konnte, was er gedacht hatte – jedes einzelne Detail.
    »Oh, Jesus.«
    Zwei große Männer kamen bedrohlich näher. Oh Gott, das fehlte ihm gerade noch – dass die Bullen ihn festnahmen. Er stürzte zwischen den anderen Leuten hindurch ins Freie, wo die Straßen in der Sonne trockneten und eine geradezu gespenstische Normalität herrschte.
    »Was ist nur mit mir los?«, sagte er. Plötzlich bemerkte er, dass er weinte, dass er gar nicht wieder aufhören konnte. Tränenüberströmt stolperte er die Straße entlang und suchte immer wieder Halt an Hauswänden. Immer weiter rannte er, bis er schweißgebadet war. Fast drei Stunden irrte er umher.
    Und hatte dabei fast die ganze Stadt durchquert.
    Ein grauer Morgen. Rebus wartete das Ende des Berufsverkehrs ab, bevor er sich auf den Weg machte.
    Das Glasgower Barlinnie-Gefängnis lag gleich an der M8. Wenn man wusste, wonach man suchte, konnte man es sogar von der Autobahn Edinburgh-Glasgow aus sehen. Es lag am Rand der Siedlung Riddrie. Das erste Schild tauchte allerdings erst auf, wenn man schon fast da war. Während der Besuchszeiten brauchte man bloß den anderen Autos und Fußgängern zu folgen. Tätowierte Männer älteren Datums, noch drahtig zwar, aber schon mit eingefallenen Wangen, die alte Kumpels im Knast besuchten. Gestresste Mütter mit Kindern im Schlepptau. Verschämte Verwandte, die immer noch nicht recht begriffen, wie es so weit hatte kommen können.
    Sie alle hatten nur ein Ziel: die Königliche Haftanstalt Barlinnie.
    Die viktorianischen Gebäude lagen hinter hohen Steinmauern verborgen, doch der Empfangsbereich selbst war hochmodern. Es gab eigens einen Beamten, der die Besucher auf Drogen überprüfte und ihnen den magischen Handschuh überstreifte. Falls ein Besucher in letzter Zeit mit Rauschgift zu tun gehabt hatte, erschien eine Anzeige auf dem Display. Ein positiver Befund bedeutete, dass der Besucher mit dem Gefangenen nur durch eine Glasscheibe getrennt sprechen durfte. Auch die Taschen wurden durchsucht und dann in Schließfächer gesperrt. Beim Hinausgehen konnte man sie dann wieder abholen. Rebus hatte schon gehört, dass der Besucherbereich gerade neu gestaltet worden war – mit nagelneuen Sitzgruppen und sogar einer Spielecke für die Kinder.
    Doch im Inneren des Knasts war alles beim Alten geblieben. Die Gefangenen mussten ihre Notdurft auch weiterhin auf Töpfen verrichten und entsprechend schlecht war die Luft auf den Gängen. Außerdem hatte man zwei neue Trakte angebaut, die ausschließlich Sexualstraftätern und Drogensüchtigen vorbehalten waren. Was wiederum die übrigen Knastis fuchste, die diesen Abschaum am liebsten gleich einen Kopf kürzer gemacht hätten und über die Sonderbehandlung empört waren.
    Ebenfalls neu waren die Glaskabinen für Gespräche zwischen Anwälten und Mandanten. Die beiden Parteien konnten dort ungestört miteinander reden. Bill Nairn, der Zweite Direktor, war mächtig stolz auf diese Verbesserungen, als er Rebus herumführte. Zum Schluss komplimentierte er ihn sogar in eine der Glaskabinen, und die beiden Männer nahmen wie Anwalt und Mandant einander gegenüber Platz.
    »Gar nicht mehr mit früher zu vergleichen, was?«, strahlte Nairn.
    Rebus nickte. »Schon in schlechteren Hotels genächtigt.« Die beiden Männer kannten sich seit langem: Nairn war früher bei der Staatsanwaltschaft in Edinburgh gewesen, danach hatte er im dortigen Saughton-Gefängnis gearbeitet und war schließlich zum Vize in Barlinnie aufgestiegen.
    »Cafferty weiß gar nicht, was ihm da entgeht«, sagte Rebus.
    Nairn rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Pass mal auf, John, ich weiß, es tut weh, wenn wir so jemanden entlassen…«
    »Mir geht es weniger darum, dass er wieder draußen ist, sondern warum .«
    »Der Mann hat doch Krebs.«
    »Und der Guinness-Boss hatte Alzheimer.«
    Nairn schaute ihn an. »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass Cafferty einen ziemlich munteren Eindruck macht.«
    Nairn schüttelte den Kopf. »Er ist wirklich krank, John. Das wissen wir doch beide.«
    »Zu mir hat er jedenfalls gesagt, dass ihr ihn unbedingt loswerden wolltet.« Nairn sah ihn verständnislos an. »Weil er nämlich hier bei euch das Sagen hatte.«
    Nairn lächelte. »John, du hast doch den Laden hier selbst gesehen. Sämtliche Türen sind verschlossen. Keiner kommt von außen in die Zellen rein. Wie sollte da jemand in allen fünf Trakten das Kommando

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