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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Tabletten. Er trug einen dunkelblauen Blazer und darunter ein schwarzes Polohemd. Schließlich brachte er zwei Tabletten zum Vorschein, goss Wasser in ein leeres Glas und spülte sie herunter.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Rebus und versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen.
    Cafferty atmete tief aus und tätschelte freundschaftlich Rebus' Unterarm.
    »Verdauungsprobleme, nicht weiter schlimm.« Er erhob wieder das Glas. »Tja, alles verändert sich – und nicht unbedingt zum Besseren, was, Strohmann? Barry hätte ebenfalls den Weg seines Onkels einschlagen können, stattdessen ist er Geschäftsmann geworden. Und Sie… Ich wette, die meisten Ihrer Kollegen bei der Kripo sind deutlich jünger und haben das College besucht. Wahrscheinlich erzählen die Ihnen, dass Ihre Methoden völlig veraltet sind.« Er breitete die Arme aus. »Oder täusche ich mich da etwa?«
    Rebus sah zunächst Cafferty an und blickte dann zu Boden. »Nein, Sie täuschen sich nicht.«
    Cafferty schien erfreut, dass sie sich wenigstens in einem einig waren. »Kann nicht mehr lange dauern, bis Sie in Pension gehen.«
    »Ich hab noch ein paar Jahre vor mir.«
    Cafferty hob bedauernd die Hände. »Eigentlich schade.«
    Als der Mann jetzt wieder anfing zu lachen, hätte Rebus fast mit eingestimmt. Dann orderten sie eine neue Runde Whisky. Diesmal bestellte Cafferty außerdem einen Wodka Gimlet, den er Rab brachte. Als er wieder an die Bar trat, kam Rebus abermals auf den Gorilla zu sprechen.
    »Wenn ich mir den Mann so anschaue, kann ich mir kaum vorstellen, dass er Ihnen viel nützt.«
    »Keine Angst, der nimmt es auch in diesem Zustand noch mit jedem auf.«
    »Angst hab ich auch nicht. Mir ist nur eingefallen, dass ich wohl nie mehr eine so gute Gelegenheit bekommen werde, Ihnen an den Kragen zu gehen wie jetzt.«
    »Mir an den Kragen gehen? Mein Gott, in dem Zustand, in dem ich bin, brauchen Sie nur einmal richtig zu niesen, und schon liege ich tot am Boden. Jetzt lassen Sie's mal gut sein. Trinken Sie lieber noch einen.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Ich hab noch zu arbeiten.«
    »Um diese Tageszeit?« Cafferty sprach jetzt so laut, dass einige andere Gäste ihn anstarrten. Doch das war ihm ganz egal. »Wollen Sie etwa heute Nacht noch Bösewichter jagen, Strohmann?« Wieder lachte er. »Gibt nicht mehr viele von diesen alten Kneipen, was? Kennen Sie noch das Castle o' Cloves?«
    Rebus schüttelte den Kopf.
    »Beste Kneipe überhaupt. Ich habe dort oft getrunken. Und jetzt… na ja, aus und vorbei. Inzwischen steht dort ein Heimwerkermarkt. Gar nicht weit von eurem Revier entfernt.«
    Rebus nickte. »Kenn ich.«
    »Alles verändert sich«, sagte Cafferty. »Vielleicht sollten Sie auch allmählich aus dem Spiel aussteigen.« Er führte sein Glas zum Mund. »Nur so eine Idee, nichts für ungut.« Dann leerte er sein Glas.
    Rebus holte tief Luft. »Hatschi!« Er tat so, als ob er nieste, und besabberte dabei Caffertys Brust. Dann betrachtete er sein Werk. Die beiden sahen sich an. Die übrigen Gäste konnten nur froh sein, dass Blicke nicht töten können. »Sie haben mich angelogen«, sagte Rebus leise und ging zur Tür. Gerade hatte der Gitarrist sein Instrument zu Ende gestimmt.
    »Das wirst du nicht überleben, Strohmann«, brüllte Cafferty und wischte sich Speichelflecken vom Hemd. Die Musik hörte jetzt auf zu spielen. »Hörst du, Strohmann? Ich werde auf deinem verdammten Sarg tanzen!«
    Rebus ließ die Tür hinter sich zufallen und atmete draußen die rauchfreie Luft ein. Der Lärm hatte inzwischen nachgelassen. Immer mehr Halbwüchsige gingen nach Hause. Er lehnte den Kopf gegen eine Mauer – eine kalte Kompresse für die Hitze in seinem Hirn.
    Ich werde auf deinem Sarg tanzen.
    Merkwürdige Worte aus dem Mund eines sterbenden Mannes. Rebus marschierte los: die Nicolson Street hinauf und dann in die Cowgate. Unweit des Leichenschauhauses blieb er stehen und rauchte eine Zi garette. Die Plastiktüte hatte er immer noch bei sich: Brötchen und Würstchen. Er konnte sich nicht vorstellen, je wieder hungrig zu sein. Sein Magen ein einziges Säurebad. Er hockte sich auf eine Mauer.
    Ich werde auf deinem Sarg tanzen.
    Ja, eine Gigue wahrscheinlich – ebenso ungestüm wie steifbeinig –, trotzdem eine Gigue.
    Dann zurück durch die Infirmary Street. Wieder zur Royal Oak. Diesmal trat er nicht so nahe ans Fenster. Kein Instrument war zu hören: nur die Stimme eines Mannes.
    Wie langsam ihr verstreicht, ihr schweren Stunden,
Der freudlose

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