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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kleinen Sohn zu verlieren. Auch Alicia hatte jetzt zwei ihrer Lieben verloren.
    Er wartete eine Stunde. Seine Füße wurden immer kälter, und die Feuchtigkeit drang in seine Schuhsohlen ein. Der Schneeregen wollte und wollte nicht aufhören, und der Himmel hing wie eine große graue Glocke über der Welt und ließ alles Leben erstarren. Rebus verkniff sich sogar das Rauchen, schließlich wollte er nicht unnötig auffallen. Ja, er versuchte sogar, möglichst gleichmäßig zu atmen – jedes Ausatmen eine weiße Wolke des Lebens. Ein Mann, der sich mit dem Faktum der Sterblichkeit beschäftigte, an verstorbene Angehörige und Freunde dachte, die auch irgendwo auf einem Friedhof lagen. In Rebus' Leben gab es etliche Gespenster, die ihn allerdings in letzter Zeit seltener heimsuchten. Möglich, dass auch Roddy Grieve sich eines Tages zu ihnen gesellen würde, doch Rebus glaubte nicht recht daran. Er hatte den Mann zu Lebzeiten nicht gekannt und auch mit seinem Schatten nur wenig gemeinsam.
    Den ganzen Sonntag hatte er damit verbracht, Rab Hill zu finden. Im Hotel hatte man ihm gesagt, dass Mr. Hill am Vorabend ausgezogen war. Als er etwas hartnäckiger nachfragte, hatte man ihm erklärt, dass Mr. Hill bereits seit ein, zwei Tagen nicht mehr dort gewesen war. Dann hatte Mr. Cafferty verlauten lassen, so der Hotelangestellte, dass sein Freund plötzlich habe verreisen müssen. Cafferty hatte auch die Rechnung beglichen. Allerdings war Cafferty der letzte Mensch, mit dem Rebus über Hill sprechen wollte. Er hatte sich sogar Hills Zimmer zeigen lassen, doch der Mann hatte dort absolut gar nichts zurückgelassen.
    Anschließend hatte Rebus Hills Bewährungshelferin einen Besuch abgestattet. Er hatte ein paar Stunden gebraucht, bis er ihre Privatnummer herausgefunden hatte, und sie war nicht sonderlich erfreut darüber gewesen, dass er sie am Sonntag störte.
    »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    Rebus hatte diese Frage negativ beschieden. Schließlich hatte sie ihm dann erzählt, was sie wusste. Robert Hill war bisher zweimal bei ihr vorstellig geworden. Den nächsten Termin hatte er am kommenden Donnerstag.
    »Ich gehe davon aus, dass er zu dem Termin nicht erscheinen wird«, sagte Rebus zu ihr und beendete das Gespräch.
    Den Sonntagabend hatte er im Auto vor dem Hotel verbracht, aber weder Cafferty noch Hill hatten sich dort blicken lassen. Montag und Dienstag ging er dann wieder in die St. Leonard's Street, während über seine Zukunft von Leuten entschieden wurde, die in der Hierarchie so weit über ihm rangierten, dass er bestenfalls ihre Namen kannte. Am Ende verzichteten seine Vorgesetzten auf eine Suspendierung, angeblich weil Linford keinerlei Beweise für seine Behauptung hatte vorbringen können. Doch Rebus war davon überzeugt, dass er letzten Endes einzig aus Gründen der PR ungeschoren davongekommen war. Gill Templer, so das Gerücht, hatte argumentiert, dass die Polizei sich eine schlechte PR einfach nicht leisten könne. Die Suspendierung eines bekannten Polizeibeamten von den Ermittlungen in einem so wichtigen Fall, so ihre weiteren Ausführungen, wäre für die stets hungrigen Pressegeier natürlich ein gefundenes Fressen gewesen.
    Mit dieser Argumentation hatte sie die hohen Tiere an deren empfindlichster Stelle getroffen. Nur Carswell, so hieß es, hatte für Rebus' Suspendierung votiert.
    Rebus musste sich unbedingt noch bei ihr bedanken.
    Als er sich jetzt wieder aus seinen Gedanken losriss und aufblickte, sah er einen cremefarbenen Trenchcoat, der sich auf dem Rasen Richtung Grab bewegte. Die Gestalt hatte die Hände tief in den Taschen vergraben und den Kopf nach vorne gebeugt. Der Mensch bewegte sich rasch und wusste offenbar genau, wohin er wollte. Rebus setzte sich ebenfalls in Bewegung, ließ dabei die Gestalt jedoch keine Sekunde aus den Augen. Ein groß gewachsener Mann mit vollem, unbezähmbarem Haar, das seiner Erscheinung etwas Jungenhaftes gab. Er blieb vor dem Grab stehen, während Rebus näher kam. Die Totengräber hatten das Grab inzwischen fast zugeschaufelt. Der Grabstein – das hatte noch Zeit. Rebus war ganz schwindelig im Kopf, wie ein Spieler, der den alles entscheidenden Einsatz gewagt hat. Er blieb direkt hinter dem Mann stehen und räusperte sich. Der Mann drehte sich halb um und richtete sich dann kerzengerade auf. Dann ging er einfach davon. Rebus folgte ihm.
    »Ich möchte gerne, dass Sie mitkommen«, sagte er leise. Die Totengräber beobachteten die Szene. Der Mann sagte

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