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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kein Wort, sondern ging nur immer weiter.
    Rebus wiederholte sein Ansinnen, fügte aber diesmal noch hinzu: »Es gibt noch ein weiteres Grab, das Sie besuchen sollten.«
    Der Mann ging jetzt langsamer, blieb aber nicht stehen.
    »Ich bin Polizist, wenn es das ist, was Ihnen Sorge bereitet. Ich zeige Ihnen gerne meine Dienstmarke.«
    Nur ein oder zwei Meter von dem Friedhofstor entfernt blieb der Mann unvermittelt mitten auf dem Weg stehen. Rebus ging um ihn herum und konnte jetzt zum ersten Mal das sonnengebräunte Gesicht des Fremden deutlich erkennen. Die Wangen des Mannes hingen leicht nach unten. Er hatte Augen, die von Erfahrung und Humor zeugten – vor allem jedoch von Angst. Ein Grübchenkinn, das mit grauen Stoppeln bedeckt war. Müde von der Reise, misstrauisch gegenüber diesem Fremden
    – ein Fremder in einem fremden Land.»Ich bin Inspektor Rebus«, sagte Rebus und präsentierte seinen Dienstausweis. »Wessen Grab?« Fast ein Flüstern – ganz ohne schottischen
    Akzent. »Freddys«, sagte Rebus.
    Freddy Hastings lag auf einem ebenso trostlosen wie weiträumigen Friedhof auf der anderen Seite der Stadt begraben. Auf dem Grab gab es nichts, was an ihn erinnerte, und so standen sie jetzt vor einem anonymen Hügel frisch aufgeschütteter Erde.
    »An seinem Begräbnis haben nur sehr wenige Trauergäste teilgenommen«, sagte Rebus. »Ein paar Kollegen von mir, eine alte Bekannte von Hastings und ein paar Penner.«
    »Ich begreife das alles immer noch nicht. Wie ist er denn gestorben?«
    »Selbstmord. Hat anscheinend irgendwas in der Zeitung gelesen und sich einfach umgebracht. Keine Ahnung, warum.
    Vielleicht hat er es schlicht satt gehabt, sich zu verstecken.«
    »Und das Geld…?«
    »Ach so, ja. Anfangs hat er ein bisschen davon ausgegeben, aber dann… Aus irgendeinem Grund hat er es später nicht mehr angerührt – bis auf minimale Summen. Vielleicht hat er ja auch gewartet, dass Sie wieder auftauchen. Vielleicht hatte er aber auch Schuldgefühle.«
    Der Mann schwieg. In seinen Augen standen Tränen. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche, wischte sich das Gesicht ab und zitterte, als er es wieder einsteckte.
    »Ein bisschen kühl hier bei uns im Norden, was?«, sagte Rebus. »Wo haben Sie eigentlich in den letzten Jahren gelebt?«
    »In der Karibik. Ich betreibe dort eine Bar.«
    »Ziemlich weit weg von Edinburgh.«
    Der Mann sah Rebus an. »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«
    »Ich habe nicht Sie gefunden, sondern Sie mich. Natürlich waren die Bilder ganz hilfreich.«
    »Die Bilder?«
    »Seit Sie damals verschwunden sind, Mr. Grieve, hat Ihre Mutter Sie immer wieder gemalt.«
    Alasdair Grieve wusste selbst nicht genau, ob er seine Familie sehen wollte.
    »Vielleicht wären sie damit überfordert, zum jetzigen Zeitpunkt«, sagte er.
    Rebus nickte. Sie saßen in einem Vernehmungszimmer in der St. Leonard's Street. Siobhan Clarke war ebenfalls anwesend.
    »Ich nehme an«, sagte Rebus, »Sie legen keinen Wert darauf, dass Ihr Edinburgh-Aufenthalt an die große Glocke gehängt wird.«
    »Richtig«, pflichtete Grieve ihm bei.
    »Übrigens – welchen Namen führen Sie eigentlich zur Zeit?«
    »In meinem Pass steht Anthony Keillor.«
    Rebus notierte sich den Namen. »Wo Sie den Pass herhaben, frag ich lieber gar nicht erst.«
    »Würde ich Ihnen ohnehin nicht sagen.«
    »Trotzdem sind Sie die Vergangenheit anscheinend nie ganz losgeworden. Immerhin ist Keillor ein Bestandteil von Rankeillor.«
    Grieve sah ihn verwundert an. »Scheint so, als ob Sie sich mit meinen Familienverhältnissen gut auskennen.«
    Rebus zuckte mit den Achseln. »Wann haben Sie von Roddys Tod erfahren?«
    »Ein paar Tage nachdem es passiert ist. Zuerst wollte ich sofort nach Hause fahren, aber dann wusste ich nicht recht, was das bringen soll. Und vor ein paar Tagen hab ich dann die Traueranzeige gelesen.«
    »Hätte ich nicht gedacht, dass die Anzeige sogar in der Karibik in den Zeitungen erscheint.«
    »Im Internet, Inspektor. Der Scotsman online.«
    Rebus nickte. »Und dann haben Sie sich überlegt, dass Sie es einfach riskieren?«
    »Roddy und ich sind uns immer sehr nahe gestanden… Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm das einfach schuldig bin.«
    »Trotz des Risikos?«
    »Das alles liegt ja nun schon zwanzig Jahre zurück, Inspektor. In der langen Zeit verändert sich der Mensch…«
    »Trotzdem gut, dass ich auf dem Friedhof auf Sie gewartet habe und nicht Barry Hutton.«
    Der Name löste in Grieve anscheinend eine ganze

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