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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ich hier in der Unterzahl.« Er wies mit dem Kopf zu dem Zeitung lesenden Mann hinüber. »Hayden dort drüben ist auch Nichtraucher.«
    Als er seinen Namen hörte, lächelte der Mann die beiden an und rief: »Danke für Ihr Verständnis« und las dann weiter in der Irish Times.
    »Was ist überhaupt los?«, fragte Siobhan. »Sind Sie schon vom Dienst suspendiert?«
    »Dazu müssen mich die Herren Vorgesetzten erst mal finden.« Rebus fing an, mit dem Aschenbecher herumzuspielen. »In letzter Zeit hab ich manchmal an Kannibalismus gedacht. Ich meine, Queensberrys Sohn.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Bisweilen frag ich mich, ob der Kannibalismus nicht auch heute noch viel verbreiteter ist, als wir meinen.«
    »Das ist doch hoffentlich nicht Ihr Ernst?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber wir sprechen doch zum Beispiel davon, dass wir jemanden schmoren lassen oder zum Frühstück verspeisen. Oder wir sagen, dass in unserer Welt jeder den anderen auffrisst. In Wahrheit sprechen wir dabei natürlich immer nur von uns selbst.«
    »Kommunion«, sagte Siobhan. »Der Leib Christi.«
    Er lächelte. »Ja, das habe ich nie begriffen. Einfach unvorstellbar: Diese Oblate, die sich in Fleisch verwandelt.«
    »Und zur Abrundung einen kräftigen Schluck Blut…, kennt man sonst eigentlich nur aus Vampirfilmen.«
    Auf Rebus' Gesicht erschien ein Lächeln, doch seine Augen verrieten, dass er in Gedanken ganz woanders war.
    »Ich muss Ihnen unbedingt noch von einem merkwürdigen Zufall erzählen«, sagte sie. Also berichtete sie ihm von dem Abend, als sie sich in den Waverley-Bahnhof geflüchtet hatte, von dem schwarzen Sierra und dem Mann, der mehrere Frauen aus Single-Clubs vergewaltigt hatte.
    Als sie fertig war, nickte er. »Und jetzt erzähl ich Ihnen eine noch absurdere Geschichte«, sagte er. »Linford hat in seinem Notizbuch das Kennzeichen des Sierra vermerkt.«
    »Wieso das?«
    »Weil dieser Nicholas Hughes für Barry Huttons Unternehmen gearbeitet hat.« Siobhan wollte eine Frage stellen, doch Rebus kam ihr zuvor. »Sieht im Augenblick noch wie ein reiner Zufall aus.«
    Siobhan lehnte sich zurück und dachte kurz nach. »Wissen Sie, was wir brauchen?«, sagte sie dann. »Ich meine, in dem Grieve-Fall. Wir müssen unsere Theorien untermauern, wir brauchen Zeugen. Wir brauchen jemanden, der uns wirklich weiterhilft.«
    »Warum veranstalten wir nicht einfach eine spiritistische Sitzung?«
    »Glauben Sie etwa immer noch, dass Alasdair tot ist?« Er machte ein unschlüssige Kopfbewegung. »Ich jedenfalls nicht. Wenn der Mann wirklich unter der Erde wäre, hätten wir das schon lange erfahren.« Sie unterbrach sich, weil Rebus plötzlich einen Geistesblitz zu haben schien. »Was hab ich denn gesagt?«
    Er sah sie an. »Also sollten wir mit Alasdair sprechen.«
    »Ganz genau«, sagte sie.
    »Dann müssen wir ihm halt eine Einladung zukommen lassen.«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Was für eine Einladung?«
    Er leerte sein Glas und stand auf. »Am besten, Sie fahren. In meiner derzeitigen Pechsträhne würde ich uns sonst wahrscheinlich noch um einen Laternenmast wickeln.«
    »Was für eine Einladung?«, fragte sie wieder, während sie eilends ihren Mantel überstreifte.
    Aber Rebus war schon unterwegs. Als sie an dem Mann mit der Zeitung vorbeiging, hob er sein Glas und wünschte ihr viel Glück.
    Dem Tonfall seiner Stimme nach zu urteilen, hatte sie dieses Glück verdammt nötig.
    »Dann kennen Sie ihn also«, sagte sie und stürzte in die weite Welt hinaus.

37
    Das Begräbnis von Roderick David Rankeillor Grieve fand nachmittags statt. Draußen herrschte dichtes Schneegestöber. Rebus war ebenfalls in der Kirche. Er stand ganz hinten und hielt ein geöffnetes Gesangbuch in der Hand, sang aber nicht mit. Obwohl der Bestattungstermin erst kurz zuvor angekündigt worden war, war die Kirche brechend voll. Familienangehörige aus ganz Schottland waren gekommen, außerdem jede Menge hochkarätige Trauergäste: Politiker, Medienleute und Vertreter der Finanzwelt. Die Abgesandten des Labour-Estab-lishments in London spielten mit ihren Manschettenknöpfen und inspizierten ihre stummen Piepser. Gleichzeitig hielten sie Ausschau nach bekannten Gesichtern.
    Auch draußen vor der Tür hatten sich viele Menschen eingefunden: gnadenlose Autogrammjäger, Fotografen unter Termindruck, die ständig Wassertropfen von ihren Teleobjektiven tupften. Und auch zwei Fernsehteams – die BBC und ein Privatsender – hatten ihre Übertragungswagen in Position

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