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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gebracht. Es galt ein striktes Protokoll zu befolgen: Der Friedhof war ausschließlich geladenen Trauergästen vorbehalten. Polizisten sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Wegen der zahlreich vertretenen Prominenz hatte man strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Selbst Siobhan Clarke hatte sich draußen unter die Leute gemischt und observierte die Zaungäste.
    Der Gottesdienst erschien Rebus endlos. Außer dem Gemeindegeistlichen sprachen noch diverse Stützen der Gesellschaft. Wieder strikt nach Protokoll. Vorne in den ersten Bänken saßen die unmittelbaren Angehörigen. Man hatte Peter Grief gefragt, ob er vorne bei seinen Onkeln und Tanten sitzen wollte, doch er hatte es vorgezogen, zwei Reihen weiter hinten neben seiner Mutter Platz zu nehmen. Fünf Bänke vor sich sah Rebus Jo Banks und Hamish Hall. Der Stellvertretende PolizeiPräsident Colin Carswell hatte seine beste Uniform angelegt und schien etwas pikiert darüber, dass man ihm keinen Platz in einer der vorderen Bänke zugewiesen hatte. Dort waren so viele geladene Gäste zusammengepfercht, dass sie sich nur einzeln erheben und wieder setzen konnten, so dass immer wieder eine Art Olawelle durch die Reihen lief.
    Und dann folgte Ansprache auf Ansprache. Roddy Grieves vormaliger Schulleiter sprach so stockend und leise, dass viele seiner Worte im Räuspern und Hüsteln der Gemeinde untergingen. Der polierte Sarg aus dunklem Eichenholz hatte glänzende Messinggriffe und stand erhöht auf einem schwarz drapierten Unterbau. Die Leiche war in einem altehrwürdigen Rolls Royce zur Kirche gebracht worden. In den engen Straßen ringsum waren zahlreiche schwere Limousinen geparkt, einige davon sogar mit Stander – die Repräsentanten der diversen Edinburgher Konsulate. Draußen vor der Tür hatte Cammo Grieve Rebus zur Begrüßung mit dem Anflug eines Lächelns bedacht. Der Abgeordnete hatte bei der Bestattung seines Bruders einen Großteil der Organisation übernommen und auch das Procedere mit den Vertretern der Öffentlichkeit abgestimmt. Nach der Beisetzung stand für die geladenen Gäste in einem Hotel im West End ein Büfett bereit. Allerdings waren zu dieser Veranstaltung nur Familienangehörige und enge Freunde geladen. Auch dort musste die Polizei wieder die Sicherheit gewährleisten, allerdings nicht die Städtische, sondern die Schottische Kriminalpolizei.
    Als wieder ein Lied angestimmt wurde, schlüpfte Rebus aus der Kirche und ging auf den Friedhof hinaus. Die Grabstätte war gut fünfzig Meter entfernt: ein Familiengrab, in dem bereits der Vater des Ermordeten und ein Großelternpaar ruhten. Die Grube war fertig vorbereitet und an den Rändern mit grünem Filz drapiert. Auf der einen Seite des Grabes lag das Erdreich säuberlich zu einem kleinen Hügel aufgeschüttet. Rebus rauchte eine Zigarette und ging zwischen den Gräbern auf und ab. Als seine Zigarette zu Ende war, wusste er nicht recht, wohin mit dem Stummel. Also drückte er ihn aus und schob ihn wieder in die Schachtel.
    Dann wurden die Kirchentüren geöffnet, und donnernde Orgelklänge drangen ins Freie. Rebus entfernte sich von der Grabstätte und nahm neben einigen Pappeln in der Nähe Aufstellung. Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Tränen und Taschentücher, schwarze Krawatten und verlorene Blicke. Als die Trauergäste langsam den Friedhof verließen, verflog rasch die feierliche Stimmung. Zurück blieben allein die fleißigen Totengräber, die das Erdreich wieder in die Grube schaufelten. Autotüren wurden zugeschlagen, Motoren heulten auf. Binnen Minuten sah alles wieder aus wie immer. Ein ganz normaler Friedhof: keine feierlich getragenen Stimmen, keine weinenden Menschen mehr, nur der schauerliche Schrei einer Krähe und das Knirschen der Schaufeln im Sand.
    Rebus begab sich zum rückwärtigen Teil der Kirche, ließ aber die Grabstätte nicht aus den Augen. Die Bäume und Grabsteine boten ihm Deckung. Wind und Wetter hatten die Grabsteine fast glatt gescheuert. Er musste daran denken, dass heutzutage nur noch wenige Menschen das Privileg genossen, auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe zu finden. Die meisten Leute landeten auf der anderen Straßenseite, wo man einen wesentlich größeren Friedhof angelegt hatte, der mit der verträumten Romantik hier auf dieser Seite kaum mehr etwas gemein hatte. Rebus las wahllos ein paar Namen – Warriston, Lockhart, Milroy –, sah Steine mit den Lebensdaten früh verstorbener Kinder. Schrecklich, eine kleine Tochter oder einen

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