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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eigentlich John oder mir gilt.«
    Er zog langsam die Zeitung von dem Tischchen neben seinem Bett und legte sie vor sich auf die Decke. An der Zeitung klemmte ein Kuli. Er nahm den Schreiber und zeichnete dann etwas auf die Titelseite des Blattes. Sie stand auf und drehte den Kopf zur Seite, um besser sehen zu können, was er meinte. Ein ungelenker Kreis, so groß, wie er ihn nur eben zeichnen konnte. Ihr war auf der Stelle klar, dass dieser Kreis für ihn die ganze Welt symbolisierte, den ganzen Hass, den er allem und jedem entgegenbrachte.
    Ja, der Mann war von einem alles verzehrenden Hass erfüllt.
    »Ich hab heute extra ein Spiel der Hibs ausfallen lassen, um Sie zu besuchen«, sagte sie. »Ich hatte nämlich gehofft, Sie irgendwie umstimmen zu können.« Er funkelte sie nur wütend an. »Zugegeben: ein ziemlich schwacher Witz«, sagte sie. »Natürlich wäre ich ohnehin gekommen.« Er hatte die Augen jetzt zugemacht, wollte offenbar nichts mehr hören.
    Sie blieb noch ein paar Minuten, dann ging sie. Als sie wieder im Auto saß, fiel ihr ein Telefonat ein, das sie unbedingt noch machen wollte. Der Zettel mit der Nummer steckte in ihrer Tasche.
    »Sandra?«
    »Ja.«
    »Ich dachte, Sie sind vielleicht einkaufen oder so was. Hier spricht Siobhan Clarke.«
    »Oh.« Sandra Carnegie schien nicht sonderlich erfreut.
    »Wir glauben, dass der Mann, der Sie überfallen hat, nicht mehr am Leben ist.«
    »Was ist passiert?«
    »Er ist erstochen worden.«
    »Sehr gut. Sie sollten dem Menschen, der das getan hat, einen Orden verleihen.«
    »Sieht so aus, als ob es sich bei dem Täter um seinen Komplizen handelt. Der Mann hat plötzlich das Bedürfnis verspürt, sein Gewissen zu erleichtern. Wir haben ihn auf der A1 Richtung Newcastle erwischt. Er ist voll geständig.«
    »Bekommt er eine Mordanklage?«
    »Wir werden alles gegen ihn vorbringen, was wir ihm nachweisen können.«
    »Heißt das, dass ich als Zeugin auftreten muss?«
    »Vielleicht. Aber das ist doch eine wundervolle Nachricht?«
    »Ja, super. Danke, dass Sie mich informiert haben.«
    Dann war die Verbindung weg. Siobhan stöhnte auf. Das einzige fest eingeplante Erfolgserlebnis des Tages – auch das noch ein Reinfall.
    »Am besten, Sie gehen gleich wieder«, sagte Rebus.
    »Danke für den freundlichen Empfang.« Siobhan schnappte sich einen Stuhl und nahm ihm gegenüber Platz, während sie sich aus dem Mantel schälte. Sie hatte sich schon einen frisch gepressten Orangensaft an der Bar besorgt. Die beiden saßen im Hinterzimmer des Ox. Vorne im Schankraum war Hochbetrieb: Früher Samstagabend – die Fußballmeute. Doch im hinteren Raum war es ruhig. Der Fernseher war ausgeschaltet. Nur drüben am Kamin saß ein weiterer Gast, der die Irish Times las. Rebus hatte einen Whisky vor sich. Sonst keine leeren Gläser auf dem Tisch. Aber natürlich nahm er sein leeres Glas mit an die Bar, wenn er sich Nachschub holte.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie wollten etwas kürzer treten?«, fragte Siobhan. Er warf ihr einen beleidigten Blick zu. »'tschuldigung«, sagte sie. »Mir war im Augenblick ganz entfallen, dass der Whisky die Lösung aller Probleme ist.«
    »Auch nicht schlimmer als Jogaübungen.« Er führte das Glas an die Lippen, ohne zu trinken. »Was wollen Sie überhaupt hier?« Dann kippte er den Whisky und ließ ihn genüsslich die
    Kehle hinunterrinnen.
    »Ich hab Derek besucht.«
    »Und wie geht's ihm?«
    »Kann nicht sprechen.«
    »Arme Sau.«
    »Aber das ist nicht mal das Schlimmste.«
    Er nickte langsam. »Ich weiß. Und vielleicht hat er sogar Recht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Immerhin habe ich ihm geraten, Huttons Leute zu jagen. Ja, genau genommen habe ich ihm sogar nahe gelegt, einen Mörder zu observieren.«
    »Aber Sie wollten doch nicht, dass er…«
    »Wer weiß? Vielleicht habe ich ja wirklich gehofft, dass er was auf die Mütze kriegt.«
    »Aber warum denn?«
    Rebus wiegte den Kopf hin und her. »Vielleicht, um ihm eine Lektion zu erteilen?«
    Siobhan wollte schon fragen: Und wieso? Etwa, um ihn zu erniedrigen? Oder um ihn für seinen Voyeurismus zu bestrafen? Doch dann schwieg sie lieber und trank von ihrem Saft.
    »Aber ganz sicher sind Sie sich auch nicht?«, fragte sie schließlich.
    Rebus wollte sich schon eine Zigarette anzünden, überlegte es sich dann aber anders.
    »Sie können ruhig rauchen«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf und schob die Zigarette wieder in die Packung. »Hab heute ohnehin schon zu viel geraucht. Außerdem bin

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