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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wirres Knäuel. Das Piepsen der Maschine hatte aufgehört. Auf dem Monitor nur noch die drei Buchstaben LED, wo vorher Zahlenkolonnen erschienen waren.
    ERR
    Dann eine andere Buchstabenfolge: RESET: Neustart.
    Der Arzt stieg von dem Bett herunter. Cameron Whyte hatte die Teetasse wieder auf die Untertasse gestellt. Seine Brille saß ihm schräg im Gesicht. Der Arzt strich sich die Haare aus der schweißbedeckten Stirn. Siobhan Clarkes Lippen erschienen trocken und blass, fast als hätten sie ein wenig von ihrer Lebenskraft eingebüßt. Isla Ure lag auf ihrem Mann, ihre Schultern zuckten. Das Rotkehlchen war inzwischen wieder davongeflogen.
    John Rebus bückte sich und hob das Mikrofon vom Boden auf. »Ende der Vernehmung um…« Er blickte auf die Uhr. »Elf Uhr achtunddreißig.«
    Alle sahen ihn an. Als er das Tonbandgerät ausschaltete, war es, als ob er die Apparate ausgestellt hätte, die Archie Ure bis dahin am Leben erhalten hatten.

39
    Sie waren in das Büro des Stellvertretenden Polizeipräsidenten in der Fettes Avenue gerufen worden. Colin Carswell hörte sich gerade die letzten Minuten des Tonbands an: das absolute Lärmchaos.
    Sie hätten dabei sein müssen, hätte Rebus am liebsten zu ihm gesagt. Dann erklärte er: der Augenblick, als Ure sich aufgerichtet und ihn mit dem Finger zu sich gewinkt hatte…, der Augenblick, als Schaum vor seinem Mund gestanden hatte…,
    das Geräusch, das entstanden war, als der Arzt auf das Bett gestiegen war…, und der dumpfe Schlag, als das Mikrofon zu Boden gefallen war. Von da an war kaum mehr etwas zu verstehen. Rebus drehte den Bass herunter und die Höhen und die Lautstärke herauf. Trotzdem bildeten die Geräusche nur einen ununterscheidbaren Salat.
    Carswell hatte Rebus' und Siobhan Clarkes Berichte vor sich auf dem Schreibtisch. Er feuchtete Daumen und Zeigefinger an, bevor er die Seiten umblätterte. Die beiden hatten jeweils einen exakten Bericht über Archie Ures Hinscheiden verfasst und dabei ihre Zeitangaben mit dem Tonband abgestimmt.
    Natürlich gab es noch eine zweite Kopie des Bandes, die Cameron Whyte an sich genommen hatte. Whyte hatte erklärt, dass es sich Ures Witwe vorbehalte, Klage gegen die Polizei zu erheben. Und genau deshalb hatte Carswell die betreffenden Polizisten einbestellt. Aber nicht nur Rebus, sondern auch Siobhan und den Farmer.
    Wieder ein Geräusch: Das war, als Rebus das Mikrofon aufgehoben hatte: Ende der Vernehmung… um elf Uhr achtunddreißig.
    Rebus drückte auf die Stopp-Taste. Carswell hatte sich die Aufnahme jetzt zweimal angehört. Schon nach dem ersten Durchgang hatte er ein paar Fragen gestellt. Jetzt lehnte er sich zurück und legte die Hände vor dem Gesicht zusammen. Der Farmer tat es ihm gleich. Als er es bemerkte, nahm er die Hände sofort herunter und schob sie zwischen die Beine. Doch dann korrigierte er auch diese unvorteilhafte Haltung wieder und legte die Hände endgültig auf die Knie.
    »Prominenter Kommunalpolitiker stirbt bei Polizeiverhör«, sagte Carswell. Hätte auch eine Zeitungsschlagzeile sein können, doch bisher war es ihnen gelungen, die Wahrheit vor der Pressemeute geheim zu halten. Auch der Anwalt hatte sich dieser Auffassung angeschlossen und in diesem Sinne auf die Witwe eingewirkt: Eine solche Schlagzeile und die Leute würden anfangen, Fragen zu stellen. Wieso hatte die Polizei den Mann vernommen, der erst unlängst einen Herzinfarkt erlitten hatte? Die Witwe hatte jetzt ohnehin genug um die Ohren.
    Murrend hatte sie ihr Einverständnis gegeben, Whyte jedoch zugleich beauftragt, »die Schweine vor den Kadi zu bringen«.
    Worte, die die Oberen in der Zentrale erschaudern ließen. Und genau wie Cameron Whyte und seine Mitarbeiter jetzt wahrscheinlich das Tonband analysierten, warteten ein paar Räume weiter schon die Anwälte der Polizei auf die Übergabe des Beweisstücks.
    »Ein fataler Irrtum, Herr Hauptkommissar«, sagte Carswell zu Watson, »einen Mann wie Rebus mit einer so schwierigen Vernehmung zu betrauen. Ich hatte ja von Anfang an meine Zweifel. Leider sehe ich mich in dieser Auffassung voll und ganz bestätigt.« Er sah Rebus an. »Aber nicht mal freuen kann ich mich darüber.« Er verstummte. »Ein fataler Irrtum«, wiederholte er dann.
    Fataler Irrtum, dachte Rebus: ERR – RESET.
    »Bei allem Respekt, Sir«, sagte der Farmer, »es war kaum vorherzusehen, dass…«
    »Einen Beamten wie Rebus zur Vernehmung eines schwerkranken Mannes zu schicken, grenzt an vorsätzliche

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