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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Manchmal konnte dieses Bewusstsein einen Menschen zutiefst verändern.
    »Nur eine Mutmaßung«, sagte Rebus leise. Er hatte die übrigen Anwesenden jetzt aus seinem Bewusstsein ausgeblendet – es gab nur noch ihn und den kranken Mann neben ihm in dem Bett. »Sagen wir mal, so ein Baulöwe hat jemanden im Stadtrat, auf dessen Entscheidungen er sich verlassen kann. Und sagen wir weiter, dieser Stadtrat denkt daran, für das Parlament zu kandidieren. Nach zwanzig Jahren im Bauausschuss einer großen Kommune brächte so jemand natürlich die ideale Voraussetzungen dafür mit, auch auf nationaler Ebene ein vergleichbares Amt zu übernehmen. Und natürlich ist mit einem solchen Posten eine Menge Macht verbunden. Etwa die Macht, Milliardenprojekte abzusegnen oder abzulehnen. Hinzu kommen noch die langjährige Erfahrung und das Wissen, welche Regionen bestimmte Subventionen erhalten sollen, wo diese Fabrik oder jene Wohnanlage errichtet werden soll… Für einen Baulöwen ein Gottesgeschenk… oder sogar ein Grund, jemanden zu ermorden…«
    »Inspektor«, meldete sich Cameron Whyte warnend zu Wort. Doch Rebus schob jetzt seinen Stuhl so nahe wie möglich an das Bett heran.
    »Wissen Sie was? Ich glaube, dass Sie vor zwanzig Jahren Bryce Callans Informant gewesen sind. Und als Bryce sich dann abgesetzt hat, hat er Sie an seinen Neffen weitergereicht. Wir haben das überprüft: Barry Hutton hat am Anfang seiner Karriere eine ungewöhnliche Glückssträhne gehabt. Sie haben es ja selbst gesagt: Ein guter Baulöwe und Immobilienspekulant muss eine Spielernatur sein. Doch jeder weiß, ständig gewinnen kann man nur, wenn man mit gezinkten Karten spielt. Barry Hutton war ein Betrüger, und Sie haben ihm zugearbeitet, Mr. Ure. Allerdings hatte Barry sich noch viel mehr von Ihnen versprochen. Doch dann hat Roddy Grieve Ihnen die Kandidatur vor der Nase weggeschnappt, und das hat Barry natürlich überhaupt nicht ins Konzept gepasst. Also hat er Roddy Grieve einen seiner Gorillas auf den Hals geschickt. Vielleicht wollte er ihn ja nur einschüchtern, aber dieser Mick Lorimer ist dabei zu weit gegangen.« Rebus hielt inne. »So heißt nämlich der Kerl, der Roddy Grieve getötet hat: Lorimer. Wir wissen, dass Hutton ihn engagiert hat.« Er spürte, dass Siobhan, die hinter ihm stand, etwas unruhig wurde. Schließlich lief das Band mit und hielt fest, dass er eine bisher unbewiesene Behauptung aufstellte.
    »Roddy Grieve war an dem Abend betrunken. Gerade erst hatte er die Kandidatur für sich entschieden, und jetzt wollte er sich seine künftige Wirkungsstätte einmal aus der Nähe anschauen. Nach meiner Auffassung hat Lorimer gesehen, wie Grieve über den Bauzaun gestiegen ist, und ist hinter ihm her. Als Grieve aus dem Weg geräumt war, boten sich Ihnen plötzlich wieder die herrlichsten Aussichten.« Rebus kniff die Augen zusammen. »Allerdings ist mir bisher die Ursache Ihres Herzinfarktes nicht ganz klar: Hat dieses Unglück nun mit Roddy Grieves gewaltsamem Tod zu tun oder mit dem Umstand, dass Seona Grieve sich um die Kandidatur beworben und Sie damit aller Hoffnungen beraubt hat?«
    »Was wollen Sie eigentlich?« Ures Stimme klang jetzt heiser.
    »Das sind doch alles völlig unbewiesene Behauptungen, Archie«, sagte der Anwalt.
    Rebus blinzelte ein paarmal, ließ Ure jedoch keine Sekunde aus den Augen. »Was Mr. Whyte da sagt, ist nicht ganz richtig. Ich glaube, unser Material reicht für eine Anklage völlig aus, auch wenn vielleicht nicht jeder unsere Interpretation teilen wird. Uns fehlen nur noch einige winzige Details. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Sie gerne reinen Tisch machen und sich von dieser Last befreien würden.« Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern. Er hoffte, dass er nicht zu leise für das Tonbandgerät sprach. »Nach all diesen Schweinereien einen klaren Strich ziehen.«
    In dem Raum war es jetzt völlig still, nur das Piepsen des Überwachungsapparates war zu hören – in immer größeren Abständen. Archie Ure richtete sich so weit auf, dass er ohne Stütze im Bett saß. Er signalisierte Rebus mit dem Finger, näher zu kommen. Rebus erhob sich halb von seinem Stuhl. Der Mann flüsterte ihm etwas ins Ohr: zu leise für das Tonband. Trotzdem musste er es unbedingt hören…
    Aus nächster Nähe war Ures Atmen nur mehr ein Rasseln – heiße Luft an Rebus' Hals. Das Gesicht und der Hals des Mannes waren mit grauen Stoppeln bedeckt. Öliges Haar. Der Geruch von Talkumpuder – ein süßer, alles

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