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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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allerdings, dass es durchaus Chancen gibt, unentdeckt zu bleiben?«
    »Nur ein Narr würde das Risiko eingehen.«
    »An Narren besteht ja bekanntlich kein Mangel, besonders wenn der Preis stimmt.« Rebus studierte wieder seine Notizen. »Sie haben das Haus hier 1980 bezogen – ist das richtig, Mr. Ure?«
    Wieder schaltete Whyte sich ein. »Also, Inspektor, ich weiß wirklich nicht, was Sie damit sagen wollen…«
    »Im August 1980«, unterbrach ihn Ure. »Das Geld stammt von der verstorbenen Mutter meiner Frau.«
    Auch darauf war Rebus vorbereitet. »Und das Haus Ihrer Schwiegermutter haben Sie verkauft, um dieses hier zu erwerben?«
    Ure sah ihn misstrauisch an. »Ganz recht.«
    »Ihre Schwiegermutter hatte unseres Wissens ein kleines Häuschen in Dumfriesshire, Mr. Ure. Kaum mit der Queensferry Road vergleichbar.«
    Ure verschlug es für ein paar Sekunden die Sprache. Rebus wusste genau, was dem Mann durch den Kopf ging. Der Mann dachte: Wenn sie selbst das ausgegraben haben, was mag dann noch kommen?
    »Was sind Sie nur für ein rücksichtsloser Mann!«, zischte Mrs. Ure. »Archie hat gerade einen Herzinfarkt überstanden – wollen Sie ihn vielleicht umbringen?«
    »Hör auf zu schimpfen, Liebes«, sagte Archie Ure und versuchte ihre Hand zu tätscheln.
    »Inspektor«, meldete sich jetzt Cameron Whyte zu Wort. »Ich muss aufs Schärfste gegen diese Art der Vernehmung protestieren.«
    Rebus sah Siobhan an. »Ist vielleicht noch Tee in der Kanne?« Er kümmerte sich nicht um das allgemeine Stimmengewirr. Der Arzt war von seinem Stuhl aufgestanden, weil er wegen des Zustands des Patienten besorgt war. Siobhan goss Tee ein. Rebus nickte ihr dankbar zu. Dann sah er wieder Ure an.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich hab Ihre Antwort nicht genau verstanden. Mir geht es um Folgendes: Wenn schon in Edinburgh solche Bauvorhaben so viel Geld einbringen, dann müsste jemand, der für die Planung derartiger Unternehmungen in ganz Schottland zuständig ist, eigentlich über einen unglaublichen Einfluss verfügen.« Er lehnte sich zurück, trank einen Schluck Tee und wartete.
    »Ich kann Ihnen nicht mehr folgen«, sagte der Anwalt.
    »Macht nichts, meine Frage richtet sich ja auch an Mr. Ure.« Rebus sah Ure an, der sich räusperte, bevor er zu sprechen anfing.
    »Ich habe doch schon gesagt, die Entscheidungen des Stadtrats unterliegen einer gründlichen Überprüfung. Auf nationaler Ebene werden ganz sicher noch viel strengere Maßstäbe angesetzt, wenn es mal so weit ist.«
    »Das beantwortet allerdings nicht meine Frage«, sagte Rebus leutselig. Er rutschte auf seinem Stuhl ein Stück nach vorne. »Sie haben bei der Abstimmung über den Labourkandidaten nach Roddy Grieve die meisten Stimmen erhalten, ist das richtig?«
    »Ja und?«
    »Nachdem Grieve tot war, hätten Sie eigentlich an seine Stelle treten müssen.«
    »Wenn sie nicht plötzlich den Hut in den Ring geworfen hätte«, zischte Mrs. Ure.
    Rebus sah sie an. »Ich nehme an, dass Sie von Seona Grieve sprechen?«
    »Jetzt reicht es aber, Isla«, sagte ihr Mann. Dann zu Rebus: »Und weiter.«
    Rebus zuckte mit den Achseln. »Also, nachdem der Kandidat nicht mehr verfügbar war, hätte von Rechts wegen Ihnen die Kandidatur zugestanden. Durchaus verständlich, dass Sie schockiert waren, als Seona sich plötzlich beworben hat.«
    »Schockiert? Fast umgebracht hätte es ihn. Und jetzt kommen auch Sie noch daher und rühren das alles wieder auf…«
    »Ich hab doch gesagt, du sollst den Mund halten!« Ure hatte sich auf die Seite gedreht und stützte sich auf den Ellbogen, um seine Frau besser zu sehen. Rebus hatte den Eindruck, dass das Überwachungsgerät jetzt lauter piepste. Dann wurde der Patient von dem Arzt mit sanfter Gewalt wieder auf den Rücken gerollt. Einer der Drähte hatte sich gelöst.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Mann«, schimpfte Ure. Seine Frau stand mit verschränkten Armen da, ihr Mund und ihre Augen waren nur noch schmale aggressive Schlitze. Ure trank wieder einen Schluck Saft und lehnte seinen Kopf dann gegen die Kissen. Seine Augen waren zur Decke gerichtet.
    »Also weiter«, sagte er wieder.
    Rebus hatte plötzlich Mitleid mit dem Mann. Was nahm er sich eigentlich heraus? War er nicht selbst auch nur ein sterblicher Mensch, der einem vom Tode gezeichneten Mann gegenübersaß – ein fehlbarer Mensch, der genau wusste, dass sie beide in der Vergangenheit Schuld auf sich geladen hatten? Archie Ure hatte jetzt nur noch einen Feind, nämlich den Tod.

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