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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Greenes bekanntem Roman später zu einigem Ruhm kam. Seit 1957/58 wurden verstärkt Sabotagetrupps im Norden eingesetzt, zusätzlich begann die CIA in den Nachbarländern antikommunistische Partisanen auszubilden. Die Operationen mit der CIA-eigenen Fluglinie Air America, die neben der Unterstützung von Gruppen in Tibet und Indonesien zum Beispiel auch die Verbindung zu den königstreuen Guerillas in Laos hielt und diese mit Waffen belieferte, gehörten zu den geheimsten Operationen des Kalten Krieges. Ihre nach der US-Niederlage in Vietnam veröffentlichte Geschichte war auch deshalb ein Skandal, weil Air America die Operationen unter anderem mit Drogengeschäften finanziert hatte.
    Daß neben Lateinamerika Südostasien der wichtigste Ort der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus in der Dritten Welt sei, hatte auch Eisenhowers Nachfolger, John F. Kennedy, seit der Niederlage von Dien Bien Phu 1954 immer wieder öffentlich betont. 6 Für ihn waren es vor allem die Chinesen, die für die gezielte Destabilisierung des Raumes verantwortlich zeichneten, wie er sechs Jahre später in seiner zentralen außenpolitischen Grundsatzrede vom Juni 1960 deutlich machte. In Asien bedrohe Peking die Sicherheit der gesamten Region - «von den Grenzen Indiens und Südvietnams bis zu den Dschungeln von Laos, das seine [...] Unabhängigkeit mit aller Kraft zu schützen sucht». 7 Die USA wollten «in Laos nichts anderes, als wir für ganz Asien, ja für die ganze Welt wollen - Freiheit für die Völker und Unabhängigkeit für die Regierungen». Zwei Jahre später war auf Kennedys Anordnung die Zahl der amerikanischen Berater bereits auf etwa 16 500 gestiegen. Tatsächlich erhöhte sich auch die Zahl der ernsthaften Zusammenstöße zwischen den vom Westen unterstützten Süd- und den vom Ostblock und China unterstützten Nordvietnamesen, für die sich seit 1957 der Name Viet Nam Cong San (Kommunisten Vietnams) - kurz Viet Cong - einbürgerte, erheblich. Allein 1957 waren ungefähr 500 nicht kooperationswillige Dorfälteste und lokale Beamte im Südteil von ihnen getötet worden, 1959 waren es bereits etwa 1600, ein Jahr später erhöhte sich die Zahl auf rund 4000. 8
    Die von der Regierung in Saigon unter Ngö Dinh Diem eingeleiteten Gegenmaßnahmen, die unter anderem großangelegte Umsiedlungen im Rahmen der sogenannten Agrovil le-Strategie beinhalteten, verschärften die Situation im Süden nahezu täglich. Vor allem aber schufen sie einen ständigen Zulauf zu den Viet Cong. Als sich die Regierung in Hanoi dann 1959 auf Bitten der im Südteil hart bedrängten Partisanen, entschloß, aktive Unterstützung zu leisten, und daraufhin sofort einige tausend zusätzliche Kämpfer über die Grenze nach Süden schickte, standen nur wenige Monate später fast drei Viertel der ländlichen Gebiete Südvietnams nicht mehr unter Kontrolle der Regierung Diem. Hier dominierten nun die Anhänger der «Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams» (kurz: FNL), die sich 1960 als politischer Arm der Kommunisten im Süden gegründet hatte.
    Deutlich ist, daß Kennedy sich sowohl gegenüber der Situation in Südostasien als auch gegenüber der Innenpolitik in den USA zunehmend unter Entscheidungsdruck fühlte und befürchtete, in einer zusammenlaufenden «Berlin-Kuba-Vietnam-Krise» die Initiative zu verlieren. Dies hat er zumindest in der am 15. November
    1961 tagenden Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats betont, wo er gleichzeitig eine weitere Verstärkung der US-Streitkräfte anordnete. Nach Kennedys Ermordung im November 1963 bekannte sich auch sein Nachfolger, Lyndon B. Johnson, ausdrücklich zum bereits eingeschlagenen Weg des Rollback in Südostasien. Unmittelbarer Ausgangspunkt für die Ausweitung zu einem regulären Krieg war dann der bekannte und möglicherweise zum Teil inszenierte Zwischenfall im Golf von Tonking, bei dem Anfang August 1964 amerikanische Kriegsschiffe von nordvietnamesischen Schnellbooten angegriffen wurden. Johnson hatte dies sofort mit einem Luftangriff auf Häfen in Nordvietnam beantwortet. Wichtiger als die genauen Umstände blieb allerdings, daß der Zwischenfall den Eintritt in den regulären Krieg erlaubte. Die am 7. August 1964 vom US-Kon-greß akzeptierte «Tonking-Golf-Resolution» war der Übergang in den nun offiziellen, den zweiten, den amerikanischen Indochinakrieg. Ab Februar 1965 begannen die amerikanische und die südvietnamesische Luftwaffe offiziell Basen und Nachschubwege jenseits des 17.

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