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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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Breitengrads sowie an der Grenze zu Laos zu bombardieren. Parallel dazu erhöhte sich nun die US-Truppenstärke rasant: 1965 waren etwa 75 000 amerikanische Soldaten in Süd-

    das geteilte Vietnam Nach der 1954 besiegelten Teilung Vietnams wurde bereits 1956 der durch Laos und Kambodscha führende «H6-Chi-Minh-Pfad» angelegt, über den der Süden infiltriert und Kämpfer versorgt wurden. Im Osten Kambodschas trug er die Bezeichnung «Sihanouk-Pfad». Das weitverzweigte Wegesystem gehörte zu den am meisten bombardierten Gebieten während des Vietnamkriegs. Die vor allem hier eingesetzten Entlaubungsmittel des Typs «Agent Orange» verursachen bis heute Genschäden und Fehlgeburten. Insgesamt geht man davon aus, daß beide Phasen des Vietnamkriegs mindestens drei Millionen Tote kosteten.
    Vietnam, zwei Jahre später waren es 463 000. 9 1968 schließlich erreichte die Zahl mit 540 000 ihren Höchststand. 10
    Unterstützung für den Krieg Nordvietnams gegen die USA und ihre Verbündeten in Vietnam kam insbesondere aus der Sowjetunion und dem Ostblock sowie von China. 11 Auf nordvietnamesischer Seite profitierte man ab 1960 sogar vom sowjetisch-chinesi-schen Konflikt, weil die Hilfe für Indochina bzw. seine Nachfolgestaaten Vietnam, Kambodscha und Laos auch ein Feld war, auf dem Moskau und Peking in der Finanz- und Militärhilfe konkurrierten. 1965 weilte Chruschtschows Nachfolger als sowjetischer Ministerpräsident, Alexej Kossygin, sogar persönlich in Hanoi, um die Nordvietnamesen auf Moskauer Kurs zu bringen und zu veranlassen, die chinesische Hilfe künftig abzuweisen. Dafür war man sogar bereit, die eigenen Hilfsleistungen zu steigern. Hanoi lehnte ab und erreichte durch den Moskau-Peking-Konflikt dann sogar die doppelte Unterstützung, mit der der Krieg immer erfolgreicher geführt werden konnte.
    Die sogenannte Tet-Offensive Anfang 1968, in der die Amerikaner nur mit Mühe verhindern konnten, daß Saigon von nordvietnamesischen Truppen eingenommen wurde, zeigte, wie fern ein militärischer Sieg der USA lag. 1969 erfolgte dann unter Johnsons Nachfolger, Richard Nixon, die berüchtigte Ausdehnung des Konflikts auf Kambodscha, das Nachschubbasen für den Viet Cong unterhielt, pro forma aber bis dahin als neutral galt. 1971 folgte ein direkter Angriff auf Laos, durch das ein Teil des von den Nordvietnamesen genutzten «Hö-Chi-Minh-Pfads» nach Süden führte. Parallel dazu erhöhte sich der Umfang der Flächenbombardements kontinuierlich. Im selben Jahr startete aber auch bereits der allmähliche Abzug der amerikanischen Truppen aufgrund des massiven Protests in den USA. Es begann die sogenannte «Vietnamisie-rung» des Konflikts. Bis Ende 1972 sank die Zahl der US-Truppen bereits auf etwa 24 000 Soldaten. Am 29. März 1973 war der Abzug abgeschlossen. Übrig blieben ein für die USA traumatisches Vietnam-Debakel und eine ohne direkte Truppenunterstützung militärisch wie politisch hilflose südvietnamesische Regierung. Zwei Jahre später, am 30. April 1975, kapitulierte diese dann auch bedingungslos. Was folgte, schien damals für viele wie eine Bestätigung der Dominotheorie. 1976 wurde die Sozialistische Republik Vietnam ausgerufen. Kurz vor der Kapitulation Südvietnams war auch die ebenfalls von den USA gestützte kambodschanische Regierung unter General Lon Nol gestürzt worden. Sie machte Platz für das blutige Regime der Roten Khmer. Wenig später wurde auch Laos als Demokratische Volksrepublik der Pathet Lao kommunistisch regiert.
    Die von Nixon ab 1969 forcierte Ausdehnung des regulären Kriegs auf die Nachbarländer Vietnams, insbesondere auf Kambodscha, ist insofern in einer globalen Geschichte des Kalten Krieges einen eigenen Blick wert, als sich hier einerseits exemplarisch zeigte, in welcher Weise die US-Politik selbst daran beteiligt war, daß die Dominotheorie wirkte. Andererseits war hier das politische Ergebnis des amerikanischen Rückzugs besonders dramatisch. Dabei war der Stellenwert Kambodschas für die US-Kriegs-führung in Asien eigentlich marginal gewesen, wie auch der damals in Washington übliche Begriff der Sideshow (Nebensache) deutlich machte. 12 Die wahllos Wohngebiete, Reisfelder und auch historische Tempelanlagen treffenden amerikanischen B-52-Bom-bardements aus großer Höhe brachten vor allem Zulauf für die von Nordvietnam unterstützten Partisanen der Roten Khmer. Mit jedem amerikanischen Bombenangriff wurde, wie man heute weiß, der Zustrom verwaister Jugendlicher

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