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Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters

Titel: Der Kalte Krieg 1947-1991 - Geschichte eines radikalen Zeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stöver
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hinnehmen würde. Als die Vietnamesen im Februar 1979 schließlich, gestützt auf den
    1978 geschlossenen und militärisch verstärkten Freundschaftsvertrag mit Moskau, Kambodscha überrannten, griffen chinesische Truppen ihrerseits im sogenannten Erziehungsfeldzug Vietnam an. Das Ende des Kalten Krieges beendete schließlich auch hier einen Teil der Konflikte. Gorbatschow strich kurzerhand die Entwicklungshilfe für Hanoi und veranlaßte so 1989 indirekt auch den Rückzug der Vietnamesen aus Kambodscha. Hanoi ging schlicht das Geld aus. Kurz vor dem offiziellen Ende des Kalten Krieges konnten sich schließlich die UdSSR, China, die USA, Großbritannien, Frankreich und die ASEAN-Staaten gemeinsam auf einen Friedensplan für die Region einigen. Unter UN-Aufsicht fanden 1993 die ersten freien Wahlen in Kambodscha statt, die das Land wieder zu einer Monarchie machten. Seit 1991 waren auch wieder gegenseitige Staatsbesuche zwischen Peking und Hanoi möglich. Im Juli 1995 wurde das sozialistische Vietnam schließlich sogar Mitglied in der 1967 als antikommunistischer Staatenbund gegründeten ASEAN. Im selben Jahr erklärte der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara in seinen Erinnerungen schlicht, man habe sich eigentlich mit dem Engagement in Vietnam geirrt. Der Krieg sei gar nicht notwendig gewesen für die Sicherheit des Westens. 16
Der chinesisch-sowjetische Konflikt
    Der tiefgreifende Konflikt zwischen Peking und Moskau, der 1960 nicht nur zum Bruch der beiden großen kommunistischen Staaten, sondern 1969 auch zu ernsthafteren militärischen Verwicklungen an der gemeinsamen Grenze führte, war nicht nur ein klassisches Beispiel für die Bedeutung der Ideologien im Kalten Krieg. Er war auch ein Beleg für die Tatsache, daß unter seinen Bedingungen ein Ausscheren aus den Blöcken als Verrat galt, der keinesfalls hingenommen werden konnte. Wie gut die Verständigung zunächst funktionierte, war in der Vorbereitungszeit des nordkoreanischen Angriffs im Juni 1950 deutlich geworden. Mao erhielt nach dem wahrscheinlich kriegsentscheidenden Einsatz seiner Truppen in Korea, der dazu noch ohne die von Stalin zunächst zugesagte sowjetische Luftunterstützung stattgefunden hatte, erhebliche militärische und ökonomische Hilfe. Mao und Stalin - so schien es nach außen - waren sich einig. Der Sino-So-wjetische Block schien geschlossen und China für den Westen «verloren». Was dem Westen zunächst blieb, waren Geheimoperationen gegen Peking, so etwa die Unterstützung von antikommunistischen Gruppen im 1951 von China okkupierten Tibet, 17 und die Hilfen an Tschiang Kai-scheks Republik China, das wiederum Peking als abtrünnige Provinz betrachtete. 1954 führte der auch in den folgenden Jahrzehnten weiterschwelende Konflikt um Inseln in der Formosastraße, um Quemoy (Jinmen Dao) und die Matsu-Gruppe (Ma-tsu Dao), sogar zu einem offiziellen Verteidigungsbündnis zwischen Taipei und Washington. Darüber hinaus taten die USA für fast dreißig Jahre nahezu alles finanziell Mögliche, um das zunächst kaum lebensfähige Nationalchina zu erhalten.
    Der Konflikt zwischen der UdSSR und China, den die USA dann Anfang der siebziger Jahre für sich nutzen konnten, entwickelte sich schleichend und hatte eine Vielzahl von Gründen, die bereits in den fünfziger Jahren deutlich wurden. Neben ideologisch-politischen und ökonomischen Fragen, über die unterschiedliche Vorstellungen bestanden, ging es auch immer um Statusfragen und nicht zuletzt um Besitzstreitigkeiten. Schon Stalin hatte befürchtet, daß China, wie auch einige ostmitteleuropäische Satellitenstaaten, wieder auf die USA zugehen könne, um Wiederaufbauhilfen zu erhalten. In der Tat waren innerhalb der chinesischen Führung noch bis 1949 Stimmen laut geworden, die dafür plädierten, sowohl die UdSSR als auch die USA um Unterstützung zu bitten. Zentraler Sprecher dieser Gruppe war Tschou En-lai, den Mao allerdings bis zur Staatsgründung wieder auf seine Linie gebracht hatte. 18 Dennoch durfte Tschou En-lai sogar 1955 auf der berühmten Bandung-Konferenz der Blockfreien noch einmal sein Angebot an die USA wiederholen. Dies führte nach der wenig später stattfindenden Genfer Konferenz tatsächlich noch einmal zu offiziellen Kontakten zwischen Peking und Washington, die allerdings auf die Botschafterebene beschränkt blieben.
    Staatspräsident und Parteichef Mao selbst hatte sich schon vor 1949 klar für Stalin entschieden, und in diesem

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